
Schon längst hätte der Historiker Josef Maria Stachelmann seine Habilitation abschließen können und müssen, erst als sein Chef ihm droht und eine jüngere Kollegin ihm seinen Platz streitig machen könnte, merkt er, dass es Zeit wird. Als ein ehemaliger Kommilitone sich bei ihm meldet, ist er zunächst verwundert, Ossi Winter arbeitet inzwischen als Kommissar und er hat eine Reihe von Morden, bei denen er glaubt, mit Stachelmanns Hilfe weiterzukommen. Der Immobilienmakler Holler hat Frau und Kind durch einen Mörder verloren; Stachelmann glaubt tatsächlich den Namen im Zusammenhang mit seiner Forschung über Konzentrationslager schon einmal gehört zu haben, vielleicht liegt das der entscheidende Punkt, gar nicht bei Holliger selbst, sondern bei seinem Vater, der nach dem Krieg das kleine Imperium aufbaute, indem er alle Konkurrenten aufgekauft hat. Bei einer Forschungsreise nach Berlin, um dort in Archiven die letzten Informationen zusammentragen, wird Stachelmann nicht nur beobachtet, sondern man versucht ihn zu töten. Offenbar war seine Vermutung mehr als richtig.
Christian von Ditfurth greift in seinem Krimi nicht nur auf das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte zurück, sondern thematisiert vor allem den Umgang mit der Schuld in der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Er lässt dabei alle Stimmen zu Wort kommen, auch die des Mörders, der erzählt, wie er die Zeit als jüdisches Kind erlebt hat, dessen Familie ausgelöscht und der selbst zu einer Pflegefamilie ins Ausland geschickt wurde. Dagegen stehen die Leugner, diejenigen, die sich versuchen rauszureden, um ihr Gewissen zu entlasten. Doch wirklich vor der eigenen Vergangenheit weglaufen kann niemand.
„Mann ohne Makel“ ist der erste Band der Reihe um den Historiker und Hobbyermittler Stachelmann, inzwischen ist die Reihe bei Band 7 angekommen. Für mich ein solider Krimi mit interessanten und facettenreichen Figuren, die das Potenzial haben, über viele Fälle zu tragen. Besonders freut mich, dass es weniger um Gewalt und exzessive Darstellung selbiger geht, sondern die Verbindung von Geschichte und Psychologie zur Lösung führt. Ein klarer Fall von: hier hat sich der Griff auf den SUB zu einem älteren Buch wirklich gelohnt.