Nathan Englander – Dinner at the Center of the Earth
Berlin 2002. A young Palestinian helps out a Canadian businessman to sail on one of the lakes. The more often they meet, the more intimate they get. Paris, the same year. Prisoner Z falls in love with a waitress. A young woman who turns out to be a super-rich daughter with unlimited opportunities. Israel 2014. The General is in hospital, dying, it is just a question of time until he passes away. The same year, the same country, but in a secret prison cell. Prisoner Z sets all his hopes on the General unsuspecting of the latter’s poor state of health. Slowly, all pieces fit together to narrate a story of spying and love in one of the most conflict-laden regions of the earth.
The short description of the novel was really appealing and promising. I was expecting a suspenseful and tedious story which brings the characters to their limit and in which they oscillate between ethical values and commitment to their country and personal interests and emotions. Yet, the plot is slowly flowing without any remarkable peaks in suspense. It took me quite some time to get an idea of the characters and their connection, how they relate isn’t obvious at all.
The narrative style is quite enticing, the dialogues are vivid, also the presentation of the single characters is effective and thriving. However, due to the various places and side plots, the red thread got lost a bit. We have just fractions of the Israel history of which I really would have liked to read much more. Yet, as it is, there are a lot of narrative paths lain out which, unfortunately, nobody ever walked.
Die junge Amerikanerin Isabel Archer wird von ihrer Tante nach England eingeladen. Bald schon lernt sie dort den Nachbarn Lord Warburton kennen, der sofort von der unkonventionellen Art der Amerikanerin fasziniert ist. Aber ebenso wie den Verehrer aus der Heimat, Caspar Goodwood, lehnt Isabel auch Warburtons Heiratsantrag ab, um ihre Freiheit als Frau zu genießen. Nach dem Tod ihres Onkels steht Isabel plötzlich ein Vermögen zur Verfügung, das ihr eine ausgedehnte Reise auf den europäischen Kontinent ermöglicht. In Italien trifft sie auf einen weiteren Expat, Gilbert Osmond, den sie schließlich heiratet und dessen Tochter Pansy aus erster Ehe sie ins Herz schließt. Was als glückliche Ehe beginnt, endet für Isabel schon bald im Schrecken, denn sie ahnt nicht, welche Motive ihren Gatten eigentlich umtreiben.
Ein Re-Read (oder besser Re-Listen) nach vielen Jahren. Henry James, einer der wichtigsten Autoren des 19. Jahrhunderts und sowohl der amerikanischen wie britischen Literatur zugehörig, bringt in seinem bekanntesten Werk einmal mehr die Diskrepanz zwischen dem alten Europa, das in seinen Konventionen und strikten Moralvorstellungen verhaftet ist und dem ungezwungenen, Freiheitsliebenden Amerika auf den Punkt.
Isabel Archer wie wir sie zu Beginn des Romans kennenlernen, kümmert sich nicht um Standesdünkel, sondern folgt ihrem Herzen und genießt dank des Geldsegens ihre Unabhängigkeit. Doch mehr und mehr unterwirft sie sich den gesellschaftlichen Vorschriften und wird zur Lady, die weiß, was sie gehört und was nicht. Dies führt nicht nur zum vollkommenen Verlust der Freiheit, sondern zur unterwerfen unter ihren despotischen und hinterhältigen Ehemann. Das offene Ende überlässt es dem Leser, sich ein Urteil zu bilden, ob ihr ein Ausbruch gelingt oder ob sie sich ihrem Schicksal ergibt.
It’s just the two of them, 14-year old Julia, called Turtle, and her father Martin. Her mother ran away a long time ago. And there’s her grandfather living close to them, but staying mainly apart. Her father loves her, more than anything else in the world, she can feel it, despite his strange way of showing his affection. He hurts her sometimes, but only because she has not been nice and provoked him. And he loves her, like a man loves a woman. She likes being close to him, that’s normal, isn’t it? But as Turtle is getting older, somewhere deep inside her doubts start to grow. Is all this correct? When she meets Jacob and gets to like him more and more, suddenly the fragile family construction of Martin and Turtle is threatened, even more when Martin brings the small girl Cayenne to their home. Turtle finally realised that she has to do something because nothing is right in their home.
Gabriel Tallent’s debut novel has a weird fascination just like accidents have. On the one hand, you do not want to look (or in this case: read on), because it is all to awful and you know that you had better not read this. On the other hand, you want to see what’s happening and this drags you back to the novel again and again.
Surely, this is nothing to read for highly sensitive readers. It is about child abuse, violence and psychological pressure of the worst kind. However, even though from an outsider’s point of view, this is horrible and unbearable, Gabriel Tallent manages also to convey another perspective which, it remains to be feared, is only too real and can be found in many victims. Julia loves her father, she loves his tenderness and warmth and even the physical contact isn’t something she loathes, quite the contrary. If she did something against it, she’d lose him and thus she has to calculate very accurately what she is doing. This is not easy to understand and even worse to support in a novel, but at a realistic view, this might be a quite common interpretation of the situation.
All in all, not a novel you enjoy to read, but one that takes an interesting perspective and might add something to our understanding.
Er hat sich gut gehalten, richtig fit ist er für seine 68 Jahre. Doch bei einer Routineuntersuchung findet seine Ärztin da etwas; muss nicht schlimm sein, bestimmt operabel, weitere Tests sollen Klarheit bringen. Walter Nowak macht weiter, wie jeden Morgen geht er schwimmen, zieht konsequent seine Bahnen, der Fitness wegen. Doch eine Frau lenkt ihn ab, erinnert ihn an seine zweite Ehefrau Yvonne, noch vor wenigen Jahren hatte sie auch noch so einen Pferdeschwanz – und schon passiert es: Walter Nowak schlägt mit dem Kopf am Beckenrand ein. Ein harter Schlag, der ihn aus der Bahn wirft. Kurz danach ist er bewusstlos am Badezimmerboden, was ist passiert? Erinnerungsfetzen durchziehen seinen Alltag, Erinnerungen an die Zeit mit Gisela, seiner ersten Frau; den gemeinsamen Sohn Felix, von der Schule geflogen wegen Drogenhandels; seinen Job – und immer wieder wacht er auf und findet sich in einer Situation wieder, von der er nicht weiß, wie er überhaupt in sie geraten ist. Gerade eben war er noch völlig gesund und fit und nun scheint er die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.
Julia Wolfs zweiter Roman, auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2017, wagt einen Blick in die Tiefen der Psyche eines Mannes, der vom Erfolg verwöhnt war und alles im Griff hatte und sich plötzlich einer ganz neuen Situation gegenübersieht: sein Gehirn liefert ihm Erinnerungen, die schon jahrelang verschüttet waren, gleichzeitig kann er sich an Alltägliches nicht mehr erinnern. Die Suche nach dem Schlüssel gerät zur mühevollen Rekonstruktion des ganzen Morgens; ein Zettel auf dem Schreibtisch seiner Frau lässt ihn Schlimmstes vermuten, hat sie einen anderen oder wer war M. noch gleich? Die Reparatur an der Decke – hat er das Material schon gekauft oder sieht er den Riss zum ersten Mal?
Ein Leben, das scheinbar mit der unheilvollen Diagnose und dem schweren Schlag aus den Fugen gerät. Aber war es vorher in Ordnung? Der vermeintlich plötzliche Bruch – aber wie der Riss in der Decke hatte auch sein Leben schon Risse, da die Perspektive aber nicht stimmte, der Blick stets abgewandt war, musste er sie nicht sehen. Seine Frau geht mehrere Tage auf Reisen, verabschiedet sich jedoch nicht mit einem Kuss, sondern nur mit einem „Ach Walter“. Sein Sohn, der die Erwartungen des Vaters nicht erfüllen konnte und als Tierpfleger endete. Das Leiden des Kindes, von Walter ignoriert, erst mit 30 die notwendige Therapie. Seine Untreue, die er gar nicht als solche wahrhaben will, es gehörte offenbar zu seinem Lebenskonzept als erfolgreicher Mann. Nicht die Frage nach seiner eigenen Herkunft, nach seinem Vater, seinem genetischen Erbe hat ihn je interessiert, aber das Nachlassen der Potenz, die schwindende Möglichkeit sich fortzupflanzen belastet ihn. Gescheiterte Beziehungen pflastern die Straße seines Lebens und nun ist er allein mit seinem Kummer und der Angst. Als draußen das Unwetter tobt, findet er seine Ruhe und schließt ab mit seinem Leben.
Walter Nowak ist nicht sympathisch. Man empfindet nur wenig Mitleid mit ihm. Zu viele Fehler hat er gemacht in seinem Leben. Zu wenig reflektiert er sein eigenes Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Doch nun ist er am Ende, kaum einen klaren Satz bringt er zustande. Als Erzähler ist er schwierig, die abgehackten Fragmente spiegeln seinen Zustand wieder, das Springen von einem Gedanken zum nächsten ohne den ersten je zu Ende zu führen. Julia Wolf gelingt es bemerkenswert, das Innenleben ihres Protagonisten auch stilistisch umzusetzen. Nicht einfach zu lesen, aber Walter Nowak ist auch keine einfache Figur und so passt beides hervorragend zusammen.
Elena Ferrante – Die Geschichte der getrennten Wege
Italien, 1970er Jahre. Elena Grecos Buch wird ein großer Erfolg in Italien, selbst im Rione hat man es gelesen und die Leute schwanken zwischen Bewunderung und Ablehnung ob der für ihr Empfinden expliziten Szenen. Nur Lila will der Freundin keine Anerkennung zollen. Sie ist jedoch auch zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat und in einer Wurstfabrik schuftet. Die Strömungen der Zeit machen auch vor Neapel nicht Halt und die Gewerkschaften werden zunehmend stärker. Lila liefert ihnen Futter und bringt sich damit in höchste Gefahr. Auch Elena lässt sich von der Kampfeslust anstecken und schreibt erfolgreich über die Ausbeutung und schlechte Behandlung der Arbeiter, doch schon kurz nach ihrer Hochzeit mit Pietro ändert sich ihr Leben vollends: ungewollt schwanger wird sie mehr und mehr in das Leben einer Hausfrau und Mutter gedrängt, das an ihren Nerven zerrt und sie vom Schreiben abhält. Während ihrerseits Lila nun ihre Karriere als Programmiererin vorantreibt, geht Elenas Stern langsam unter. Der Rione versinkt im Chaos von Gewalt und Korruption, keine Familie kann sich dem Supf entziehen, nur Elena bleibt fernab der Heimat Zaungast. Und plötzlich tut sich die Chance zum Ausbruch aus dem inzwischen verhassten Leben auf.
Elena Ferrantes Saga um die beiden Kindheitsfreundinnen geht mit Band drei weiter. Aus den beiden Mädchen sind erwachsene Frauen und Mütter geworden. Das Leben schenkt keiner von ihnen etwas. Beide haben unterschiedliche Kämpfe auszutragen und es scheint fast, als sei ihr Schicksal aneinandergeknüpft: geht es bei der einen bergauf, geht es mit der anderen bergab, bis das Rad der Zeit sich weiterdreht und die Verhältnisse wieder umkehrt. Immer noch besteht zwischen ihnen eine Art Hass-Liebe: sie unterstützen sich und sie bekämpfen sich. Keine kann sich von der anderen lösen, argwöhnisch beäugen sie sich gegenseitig und geradezu gehässig schlagen sie immer wieder zu und verletzten sich gegenseitig.
Es ist vor allem die Faszination der Erzählerin für ihre Freundin, die einen gewissen Reiz ausmacht und man versteht, weshalb diese nun erwachsene Frau, die immer noch so bösartig und hinterhältig sein kann, wie man sie als Kind bereits erlebt hat, sie nicht loslässt. Auch andere Figuren spüren das Unbegreifliche an Lila, „das zugleich verführte und beunruhigte, die Kraft einer Sirene.“ (S. 169). Alle verfallen ihrem Charme eher oder später und bezahlen für die Zuneigung, die sie ihr entgegenbringen. Auch Pietro ist nicht gefeit davor, versucht sich jedoch durch seine distanzierte Analyse davor zu schützen, was auch ihm nur mäßig gelingt.
In diesem Band fand ich neben der geradezu bizarren Freundschaft der beiden vor allem Elenas Loslösung von der Familie interessant. Sie heiratete in eine andere Welt, lebt fernab von Neapel und bekommt von den Alltagssorgen nichts mit. Sie eilt jedoch immer wieder nach Hause, wenn erforderlich, nur um dort auf Ablehnung zu stoßen: sie gehört nicht mehr dazu, sie versteht ihre eigene Familie nicht mehr und kann vor allem nicht nachvollziehen, wie sich die Strukturen wandeln. Hier greift die Autorin geschickt die politischen Entwicklungen und vor allem das Erstarken der Mafia auf, das immer nur am Rande thematisiert wird. So wie man vor Ort niemals darüber sprechen kann, wird dies auch im Buch nicht offen thematisiert. Elena erfährt immer nur am Telefon von den Morden und den möglichen Verdächtigen, nie ist sie präsent, die Taten bleiben an der Peripherie.
Der Schreibstil Elena Ferrantes ist unverkennbar und knüpft nahtlos an den Vorgängerband an. Die Seiten fliegen einmal mehr nur so dahin und wie gewohnt bleibt auch am Ende ein großes Fragezeichen bezüglich der Zukunft der Figuren. Man darf auf den Abschluss der Reihe gespannt sein.
Jugendlicher Leichtsinn oder doch ein Zeichen für ihren schlimmen Zustand? Der Graf Neuville muss seine Tochter Sérieuse bei einer Wahrsagerin abholen, nachdem diese das Mädchen völlig durchgefroren nachts im Wald auffand. Zum Abschied prophezeit sie dem Vater, dass er bei einem Empfang einen seiner Gäste töten werde. Die beeindruckt Neuville zunächst nur mäßig. Geldsorgen plagen ihn und am 4. Oktober 2014 wird seine letzte große Garden Party im Château du Pluvier steigen, bei der alles perfekt sein muss. Danach wird das Schloss veräußert und die Familie sich in ein kleineres Domizil zurückziehen. Doch die Voraussagungen der Frau lassen ihm keine Ruhe. Vielleicht wäre es besser, sich auf das Ereignis vorzubereiten. So beschließt er eine Liste derjenigen Gäste zu machen, der Tod nicht nur verzeihlich, sondern sogar wünschenswert wäre. Bald hat er auch einen passenden Kandidaten ausgemacht. Doch dann überrascht ihn Sérieuse mit einem Vorschlag: er solle sie doch töten. Seit fünf Jahren bereits ist sie unglücklich und hat den Eindruck, nie mehr etwas fühlen zu können. Der Tod wäre eine Erlösung und durchaus in klassischer Tradition und somit verzeihlich. Wie kann der Graf aus dieser unsäglichen Geschichte entkommen?
Amélie Nothombs aktueller Roman ist ein herrliches Spiel mit den Klassikern der Literatur. Sie macht sich gar nicht erst die Mühe, dies groß zu verschleiern, sondern spielt ihre Persiflage en détail aus. Der verarmte Graf, geradezu ein Musterbeispiel einer Figur, die gerade zu der Commedia dell’arte entsprungen sein könnte in ihrer Schablonenhaftigkeit und Eindimensionalität der verarmten Noblesse. Er weiß um die Konventionen und was man von ihm erwartet und zelebriert die Kunst des Gastgebens in extremo, so dass diese Absurdität kaum mehr zu überbieten ist. Seine Kinder nennt er Oreste und Électre – beide schuldig gewordene Figuren der griechischen Mythologie, doch er schreckte davor zurück die Jüngste nach Iphigénie zu benennen, die durch die Hand des Vaters starb – doch wo endet er? Genau wie Agamemnon sieht er sich schon als Kindsmörder. Doch auch der Grundkonflikt ist ohne Verschleierung übernommen, die Autorin treibt ihren Spaß sogar so weit, dass sie Neuville die Geschichte Oscar Wildes um das Verbrechen von Lord Arthur Savile lesen lässt, dem von einem Wahrsager ein Mord angekündigt wurde. Ob er in Anbetracht der Hiobs-Botschaft zum Mörder zu werden wohl in der Bibel Trost und Hilfe finden kann?
Hätte sie ihren Roman in fünf Akten geschrieben, er wäre in bester Tradition sehr gut auf der Bühne aufgehoben gewesen. Doch auch zu lesen macht eine herrliche Freude nicht nur ob der zahlreichen Anspielungen und Figuren, sondern auch die gelungenen Formulierungen sind ein Genuss:
Neuville weiß um seinen Status und seine Perfektion als Gastgeber: „Ich bin der letzte Vertreter dieser altmodischen Höflichkeit und exquisiten Kunst des Zusammenseins. Nach mir wird es nur noch Events geben.“ Und Kritik an der Namensgebung seines Nesthäkchens weist er deutlich von sich und verweist darauf, dass „Ernest“ auch nichts Anderes bedeute als Sérieuse, die zwar selbst auch nicht hübsch, aber wenigstens bezaubernd sei und damit nicht wie ihre Eltern einen Namen wie „Hinz und Kunz“ trage.
Ein kurzer Spaß, der in der französischen Ausgabe mit dem Satz « Ce qui est monstrueux n’est pas nécessairement indigne. » begleitet wird. Nur weil etwas monströs ist, muss es nicht würdelos sein. Die Figuren wahren den Schein und die Contenance. Der Leser bekommt ein riesiges Bouquet, in dem er vieles wiederkennen kann oder an dessen äußerer Erscheinung er sich einfach erfreut.
Jean Jodelle est entrepreneur et philanthrope. Il aime son travail car il rend possible aux femmes d’avoir des corrections esthétiques pour peu d’argent. Ses prothèses sont les plus bon marchées dans le monde entier. En plus, il vit l’idéal de diversité dans son entreprise en précisément sélectionnant ses employés. Afin que l’équipe soit motivée, il leur envoie un poème chaque matin. Quand son ami d’enfance Louis a besoin d’un poste, il l’embauche directement. Il ne dure pas trop longtemps jusqu’à ce que celui-ci comprend comment le principe de l’usine Jodelle Implants fonctionne : pour garantir un prix minime, on n’utilise pas le gel prescrit mais du matériel sans admission pour l’usage médical. Tout le monde se réjouit des frais, mais le vrai prix qu’ils paient est beaucoup plus haut.
« Une histoire trop française » rappelle vite le scandale des prothèses mammaires PIP qui a choqué non seulement la France en 2010. Fabrice Pliskin raconte l’histoire d’un point de vue très personnel d’un côté du patron, de l’autre de Louis. Ce qui est frappant est le fait qu’on arrive même à comprendre leurs arguments. S’ils travaillent avec du matériel agrée, leurs prothèses deviennent trop chères et ainsi, cent vingt personnes risquent de perdre leur travail. Cent vingt familles sans revenu, cent vingt familles qui affectent la sécurité sociale. Comme ils exportent la majorité de leurs produits et comme la plupart des femmes les utilise sans nécessité mais plutôt à cause de vanité, le risque est acceptable. Quand même, l’un ou l’autre a des doutes et une mauvaise conscience ce qui est rassurant du moins.
Quoique le sujet soit grave, en plus comme l’histoire n’est pas du tout fictive mais réelle, l’auteur arrive à présenter l’affaire d’une manière ironique et souvent amusante. J’ai pris beaucoup de plaisir en lisant avant tout quand la démesure de Jean Jodelle parle : il a un comité « extraordinaire » qui est convoqué chance année au mois de novembre. Il lui offre la décision entre le gel Jodelle et le gel « Bruxelles » et son « réponse engage l’avenir de l’entreprise ». Cette mascarade aide les employés à se sentir moins coupable comme la décision a été prise collectivement et Jean Jodelle réaffirme chaque année que ce qu’il veut « par-dessus tout, c’est éviter un drame humain. » Fraternité – un des principes de la révolution a été transformer en « fraternité dans la faute, fraternité dans la fraude. » Ils sont dans la même galère et attendent la chute ensemble.
Ce qu’on comprend vite en lisant, c’est comment les structures humaines fonctionnent. La pression du groupe sous un leader charismatique les empêche d’agir avec raison. Ainsi, un des plus importants scandales sanitaires se pouvait produire.
Georgia, Anfang des 19. Jahrhunderts. Cora lebt als Sklavin auf der Randall Farm, dort ist sie geboren, etwas anderes als die harte Arbeit und die schrecklichen Strafen kennt sie nicht. Ihrer Mutter ist vor Jahren die Flucht geglückt, was das Leben für Cora nicht einfacher macht. Nachdem sie sich einer Gruppe Männer erfolgreich zur Wehr gesetzt hat, gehört sie zu den ausgestoßenen Frauen, was ihr aber die Möglichkeit eines halbwegs friedlichen Lebens eröffnet. Als Caesar sie zum ersten Mal wegen einer möglichen Flucht anspricht, lehnt sie ab. Schon ihre Großmutter hatte das zugeteilte Schicksal widerspruchslos ertragen. Doch die Situation auf der Farm ändert sich und so stimmt Cora schließlich doch zu, auf das geheime Netzwerk der Underground Railroads zu vertrauen und die gefährliche Flucht zu wagen. Die nächsten Monate wird sie in Angst leben, mal mehr mal weniger, weite Teile der USA kennenlernen, von Freiheit träumen und doch immer wieder an ihre Herkunft erinnert werden. Wird die junge schwarze Frau jemals dem ihr zugeschriebenen Los endgültig entkommen können?
Colson Whiteheads Romane wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet und mit Lob überhäuft. „Underground Railroad“ konnte jedoch alle vorherigen weit übertreffen. Es wurde zwar schon dadurch geadelt, dass President Obama es als Sommerlektüre 2016 benannte, erhielt danach den National Book Award Fiction 2016, die Carnegie Medal for Excellence in Fiction 2017, den Pulitzer Prize for Fiction 2017, den Arthur C. Clarke Award 2017 und stand auf der Longlist des Booker Prize 2017. Sich einem solchen Roman unvoreingenommen zu nähern, ist quasi unmöglich, aber die Messlatte liegt auch hoch und kurzgefasst resümiert: locker übertrifft der Roman die Erwartungen.
Zunächst zum titelgebenden Phänomen der Underground Railroads. Diese unterirdischen Züge existierten tatsächlich und waren ein Netzwerk geheimer Routen und sicherer Häuser, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Abolitionisten geschaffen wurden, um Sklaven bei der Flucht zu helfen. Dabei riskierten die Helfer ihr Leben, was man im Roman auch leider immer wieder erleben muss. Die Strafen für sie waren drakonisch, das wussten sie, und dennoch haben sie das Risiko für diese Sache auf sich genommen. In der Geschichte der USA ist dieses Thema für mein Empfinden nur wenig präsent, umso erfreulicher, dass ein Roman es schafft, in der breiten Öffentlichkeit einen Aspekt der Sklaverei bekannt zu machen und so einen wesentlichen Beitrag zur historischen Bildung beizutragen.
Der Roman lebt jedoch von der Protagonistin Cora. Sie hat einen großen Überlebenswillen, kann beherzt reagieren, wenn erforderlich, ist jedoch auch sehr bedacht in ihrem Handeln. Sie ist kein bedauernswertes Opfer, sondern eine starke Persönlichkeit, die zukunftsorientiert und wissbegierig ihren Weg geht und Rückschläge tapfer verkraftet. Ihr Leben ist ein kontinuierliches Auf und Ab, geschenkt wird ihr nichts, nur manchmal ist das Glück auf ihrer Seite – aber es ist ein volatiles Gut. Gerade für einen historischen Zeitpunkt, der doch sehr stark männerdominiert war, insbesondere auch bei den Weißen, eine Frau, die mutig ihren Weg geht, als Protagonistin auszuwählen, hat mir insbesondere gefallen.
Colson Whitehead und dem Übersetzer Nikolaus Stingl gelingt es auch einen passenden Ton für die Erzählung zu finden. Bisweilen brutal in der Darstellung der Bestrafung der Sklaven schafft dies aber die notwendige Authentizität, die den Roman lebendig wirken lässt. Ähnlich wie Coras Leben mal hektischer und mal in ruhigeren Bahnen verläuft, ist auch der Erzählton angepasst und findet so einen stimmigen Rhythmus.
„Underground Railroad“ ist vermutlich einer der wichtigsten Romane des Jahrzehnts, der völlig zurecht in den Kanon der amerikanischen Literatur eingehen dürfte und sollte. Es wäre ein Verlust, wenn man sich dieses Werk entgehen lassen würde.
Mehr Informationen zu Buch und Autor finden sich auf der Seite des Hanser Verlags.
L’accouchement sous X – cette loi française permet à une femme d’accoucher et d’abandonner son bébé sans révéler son identité. Marie-Adélaïde était un tel bébé et comme elle ne connait ni ses parents ni son destin, c’est la rage qui la dirige dans la vie. Peu diplomate, elle a toujours des problèmes, avec ses camarades, ses collègues et même ses patrons. Elle ne peut ni ne veut accepter les conventions et en plus, elle ne peut pas imaginer des personnes qui ne lui veulent pas, qui l’aiment même et qui s’intéressent à elle. Le jour de son 18e anniversaire, elle a le droit de lire son dossier et d’avoir, finalement, un nom qui la mène à sa mère. Qui est cette femme qui a abandonné sa fille, qui ne s’intéresse pas à sa vie et son sort ? Y aura-t-il la chance de revivre une enfance passée ?
Marie-Adélaïde est une héroïne difficile à aimer. La colère qui règne en elle ne le rend pas facile à l’embrasser et comprendre. Le fait qu’elle se retrouve en prison n’est pas trop surprenant si on considère sa manière de traiter ses prochains. Son assistante sociale aussi met un grand effort à lui montrer comment retourner en société – mais Marie-Adélaïde a le sentiment d’être volée une enfance qu’elle aurait méritée et ainsi, elle n’est pas capable de se comporter doucement et tranquillement.
Le roman devient le plus intéressant au moment où Marie-Adélaïde commence à faire des recherches sur sa mère. Incrédule d’abord, elle ne peut pas croire ce qu’elle lit dans le dossier et ce que son détective privé révèle. La rencontre avec la mère, finalement, est aussi bien singulier et convient bien avec le caractère et la biographie de la fille. Le procès du rapprochement entre mère et fille est raconté avec une douceur éblouissante comme toutes les deux n’ont pas d’expérience avec la proximité, avec être mère ou fille, seulement des idées comment cela doit être, mais parfois cela a l’air de ne pas être correct et juste pour elles.
Encore une fois, comme dans les autres romans de Saphia Azzeddinne, l’auteur arrive à trouver un ton particulier pour sa narratrice qui reflète son état d’âme et son caractère. Marie-Adélaïde – déjà son nom signifie une rupture avec le destin attendu d’une fille adoptée – vit une vie « transitoire », entre réalité et rêve – des rêves qu’elle n’a pas. Elle a la tête sur les épaules et n’attend pas trop de sa vie ce qui la rend bien directe envers les autres. Quoique l’histoire soit pleine de chagrin et tristesse, il y beaucoup de moments à éclater de rire où au moins à sourire. Enfin, Marie-Adélaïde est aimable et on lui souhaite le meilleur – mais la vie ne fonctionne pas de cette manière.
Bienen – alltägliche Insekten, wichtigste Bestäuber und somit Grundlage vieler unserer Pflanzen. Als Thema in der Literatur eher ungewöhnlich. Doch Maja Lunde hat um die kleinen Tierchen einen Roman geschaffen, der Jahrhunderte und Kontinente verbindet und womöglich ein Thema fokussiert, das wir bislang sträflich vernachlässigt haben.
Im Jahr 2098 gibt es keine Bienen mehr. Die Arbeiterin Tao muss in China die Aufgabe des Bestäubens per Hand erledigen. Ein Knochenjob, gering bezahlt und mit großem Risiko. Knapp hundert Jahre zuvor begann das Bienensterben, das auch den Imker George in Ohio im Jahr 2007 trifft und der plötzlich seine Existenzgrundlage schwinden sieht und das Erbe, das seine Familie seit Generationen weitergegeben hat, aufgeben muss. 150 Jahre zuvor wurde erstmals intensiv beobachtet, wie die Völker leben und arbeiten und der britische Biologe William entwickelte einen neuartigen Bienenstock, der die Honigernte erleichterte und den Anbau erst im großen Stile ermöglichte. Drei Jahrhunderte, drei Kontinente, drei Lebensgeschichten, die jedoch geschickt mit einander verbunden werden.
Die Schicksale von Tao, George und William werden im Wechsel erzählt. Wie sie zusammenhängen über das Phänomen der Bienen hinaus, wird erst im Laufe der Geschichte klar und ist von Maja Lunde gelungen konstruiert worden. Die Entdeckung der Funktionsweise und Relevanz der Bienen, ihr Niedergang durch Pestizide und dadurch bedingte Lebensmittelknappheit, die harte Suche nach Alternativen – die Geschichte der Bienen ist symptomatisch für den menschlichen Umgang mit der Natur. Die eigene Existenzgrundlage zerstören ohne die Folgen zu Bedenken. Momentane Gewinnmaximierung über das ökologische Gleichgewicht stellen – die Menschheit wird eines Tages den Preis für ihre Gier und Rücksichtslosigkeit bezahlen müssen. Und dieser Preis ist hoch, wie Maja Lunde ungeschönt darstellt.
Doch es sind nicht nur die Ökologie und Umweltzerstörung, die im Roman thematisiert werden. Daneben kämpfen alle drei Figuren mit den Fragen der Familienstrukturen und den Erwartungen an die nachkommende Generation. William hofft, dass sein erstgeborener Sohn in seine Fußstapfen treten wird und den Naturwissenschaften und der Forschung ein ähnliches Interesse entgegenbringt wie er selbst. Doch Edmund kann der Neugier und dem Enthusiasmus seines Vaters nicht folgen. Es ist nicht nur Desinteresse, nein, er verachtet ihn wegen des zunächst ausbleibenden Erfolges sogar. Ähnlich ergeht es George, der ganz im Imkerdasein aufgeht, dessen Sohn Tom jedoch schon früh mehr Interesse am Journalismus findet und die Arbeit mit den Bienen eher als lästige Pflicht sieht. Erst als die Familie vom Wandel hart getroffen wird, kann er wieder auf seinen Vater zugehen. Auch Tao hat große Erwartungen an ihren Sohn. Selbst konnte sie ihren Bildungseifer nicht verwirklichen, daher setzt sie alles auf den kleinen Jungen. Doch das Schicksal hat einen anderen Plan für ihn und zunächst wird auch er für große Trauer und Verzweiflung bei den Eltern sorgen.
Bibiana Beglau, Thomas M. Meinhardt und Markus Fennert leihen den drei Geschichten ihre Stimmen, was einen stetigen und lebendigen Wechsel im Hörbuch schafft und die Orientierung in Zeit und Ort erleichtert. Für mich eine echte Überraschung, ist das titelgebende Thema nun keins, das mich direkt hätte anlocken können. Aber der Autorin gelingt es, die Bienen auf eine neue Art unterhaltsam darzustellen und um sie herum drei lesenswerte und in sich völlig verschiedene Geschichten zu kreieren.