Matthew Costello – Cherringham: A Deadly Confession

Ein Priester bricht beim Joggen zusammen und ist tot. Ungewöhnlich für einen Marathonläufer, nicht jedoch, wenn dieser bekanntermaßen an einer Herzschwäche litt. Dennoch bittet sein Freund Jack und Sarah, sich den Fall noch einmal anzusehen. Bei der Auswertung der Pulsuhr stellen die beiden Erstaunliches fest: der Tote wurde offenbar nach dem Ableben nochmals bewegt und die Aufzeichnung der Herzschläge weist ebenfalls darauf hin, dass hier etwas nicht stimmt. Im Kloster wird gemauert, aber bald schon muss das Bild des wohltätigen Kirchenmannes revidiert werden: Spielschulden und weitere Geschichten kommen zu Tage und weisen auf mächtige Gegner hin.

Der zehnte Teil der Krimiserie konnte dieses Mal weitaus mehr überzeugen als die letzten Episoden, vor allem durch die clevere Auflösung der Ausgangsfrage durch die technischen Daten der Pulsuhr. Insgesamt einmal mehr ein in sich stimmiger Krimi, der sauber und nachvollziehbar gelöst wird und sowohl bei der Figurenzeichnung wie auch bei der Handlung die Erwartung voll erfüllen kann.

Evelyn Waugh – Decline and Fall

Eine unwahre Anschuldigung führt dazu, dass Paul Pennyfeather Oxford verlassen muss und zudem keinen Zugriff auf das väterliche Erbe mehr hat. Er muss sich selbst versorgen und findet eine Anstellung in dem walisischen Jungeninternat Llanabba. Dort herrscht ein eisernes Regiment unter Dr Fagan und Lehrer wie Schüler werden unterdrückt und ausgenutzt. Bei einem Elterntag lernt er Margot, die betuchte Mutter seines Schülers Peter kennen, und diese findet den jungen Lehrer sofort attraktiv. Sie lädt ihn ein, über die Ferien als Hauslehrer zu arbeiten. Es kommt wie es kommen muss: die Frau, immer noch jung aber schon mit reichlich Ehe und sonstiger Lebenserfahrung gesegnet, schlägt eine Hochzeit vor, zuvor soll Paul aber noch eine Kleinigkeit für sie erledigen…

Die Jahrzehnte, die das Buch inzwischen auf dem Buckel hat (erschienen ist es 1928), merkt man ihm in keiner Weise an. Die menschlichen Abgründe, die hier gezeichnet werden, sind heute so aktuell wie in der Entstehungszeit und das Agieren der Figuren könnte sich in derselben Weise auch heute oder morgen zutragen. Überzeugend wird geschildert, wie der junge und bisweilen etwas naive Paul sich immer wieder in den Fängen seiner Umwelt verheddert und zu deren Opfer wird, aber tapfer die Situation erträgt und wieder aufsteht. Herrlich zu lesen vor allem die Internatsszenen, wie das kleine Lehrerteam – völlig überfahren von dem plötzlich angesetzten Sportfest – sich zu helfen weiß und die Lage rettet. 

Anna Jones – a modern way to eat. Über 200 vegetarische und vegane Rezepte

Ein weiteres Kochbuch, das dem aktuellen Trend der vegetarisch-veganen Ernährung nachrennt, mag man denken und falsch liegen. Anna Jones’s Rezeptsammlung ist tatsächlich in dem inzwischen überbordenden Markt der fleischlosen Kochbücher eine interessante und empfehlenswerte Wahl. Als ehemalige Schülerin von Jamie Olivers Projekt „Fifteen“ hat sie das Kochen Lieben von Lebensmitteln gelernt und das merkt man dem Buch auch an.
Gegliedert ist der rezeptteil in Frühstück, Zwischenmahlzeiten, Suppen/Eintöpfe, Salate, einfache Gerichte, herzhafte Gerichte, Gemüsebeilagen, Süßspeisen, Kuchen/Brot, Getränke und Aufstriche. Hinzu kommen gesonderte Hinweise für vegane und glutenfreie Rezepte. Ergänzend tauchen über das Buch verteilt grüne Überblicksseiten auf, die saisonale Lebensmittel gliedern, Salatkombinationsmöglichkeiten aufzeigen oder auch Informationen zu den verschiedenen Körnern liefern. Auch gibt es natürlich zahlreiche ansprechende Fotographien der Gerichte.
Was lässt dieses Buch nun herausstechen?
1. Die gesunde und umweltbewusste Ernährung wird konsequent fortgeführt, indem das Buch auf Apfelpapier gedruckt wurde und so einen besonderen Beitrag zum Umweltschutz liefert.
2. Anna Jones ist nicht dogmatisch. Sie genießt Lebensmittel, die ihr schmecken und lässt den Leser selbst entscheiden, wie er seine Ernährung gestalten möchte. Dabei gibt sie nützliche Tipps, wie man die Gerichte vegan oder glutenfrei gestalten kann ohne an der Grundanlage etwas zu verändern.
3. Sie listet nicht nur auf, was man zubereiten könnte, sondern begleitet jedes der Gerichte mit einer kurzen, informativen oder unterhaltsamen Einleitung. So wird aus dem Kochbuch auch ein Lesebuch.
4. Obwohl man hier auch eher nichtalltägliche Lebensmittel finden kann und es ihr gelungen ist, innovative Gerichte zu gestalten, bleibt sie doch immer dem Motto „KISS – keep ist short and simple“ treu. Die meisten Sachen sind innerhalb weniger Minuten zubereitbar und von überschaubarer Komplexität.
5. Es gelingt ihr auch für Kochanfänger hilfreiche Tipps zu geben und setzt nicht jahrelange Erfahrung im Umgang mit unbekannten Lebensmitteln voraus und sie verzichtet ebenfalls auf die komplexen Fachtermini, mit denen sich so manch ein Hobbykoch gerne schmückt. Sie möchte, dass man mit dem Buch etwas anfangen kann und das gelingt ihr.

Fazit: genau das, was man von einem vegetarisch-veganen Kochbuch erwartet: interessante Rezepte, die leicht nachvollziehbar und nachkochbar sind und interessante Variationsmöglichkeiten gleich mitliefern.

Attila Hildmann – Vegan Italian Style

Der Star der veganen Küche hat sich dieses Mal der italienischen Küche angenommen, was naheliegt, ist diese doch in Deutschland recht angesagt.
Nach einer allgemeinen Einführung zur italienischen Küche und Kochweise mit Hinweisen insbesondere zu Herstellung von Pasta- und Pizzateig, erfolgt der Rezeptteil. Dieser ist gegliedert in Anitpasti e Pane, Insalate, Pasta e Pesto, Pizze, Secondi Piatti und Dolci. Begleitet werden die Rezepte wie immer mit ansprechenden Fotographien der Mahlzeiten und kleinen Tipps am Rande.
Wer die vorherigen Bücher von Hildmann kennt, wird hier keine große Überraschung erleben. Die Gestaltung des Buches wurde beibehalten und der große Star sind einmal mehr die Darstellungen. die Nahrungsaufnahme wird hier zu Lifestyle aufgebaut und entsprechend zelebriert. Die Kochanleitungen sind ebenfalls erwartungsgemäß leicht nachvollziehbar und stellen auch ungeübte Köche nicht vor größere Herausforderungen. So sehr mich vor allem seine Challenge überzeugend konnte, so enttäuschend ist jedoch diese Sammlung an Rezepten, denn was hier wirklich fehlt sind Inspiration und Neuheit. Nudeln mit Tomatensoße oder Pesto ist schlicht nicht innovativ. und dass sich Pizzen mit quasi allem belegen lassen, was der Gemüsegarten hergibt, ist ebenfalls nicht neu. Die bekannten Standardgerichte (abzüglich des nicht-veganen Käse) sind doch etwas enttäuschend, vor allem da Hildmann in der Vergangenheit mit interessanten Alternativen und wiederentdeckten alten Gemüsearten aufwartete. Gespannt war ich insbesondere auch auf die zweiten Gänge, sind diese doch klassischerweise in Italien Fleisch bzw. Fisch. Gelöst wird dieses doch Gemüsebeilagen, die ebenfalls nicht besonders originell sind.

Fazit: eine gute Wahl für diejenigen, die die italienische Küche schätzen und leichten Zugang zur veganen Ernährung suchen ohne dies mit Aufwand zu verbinden. Keine gute Wahl für vegane Köche, die Inspiration und neue Ideen erwarten.

Lena Gorelik – Null bis Unendlich

Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien zwingt die jugendliche Sanela ihre Heimat zu verlassen. Ihre Mutter ist schon vor Jahren dem Krebs erliegen und der Vater nun den Umständen des Krieges. Bei einer Tante findet sie Unterschlupf in Deutschland, das ihr nicht nur sprachlich sehr fremd ist. Doch in Nils Liebe findet sie einen Freund, der ihr das Ankommen erleichtert und ebenso wie sie nicht leicht Zugang zu anderen Menschen findet. Sie brauchen nicht viele Worte, um sich zu verstehen. Eine gemeinsame Reise in Sanelas Vergangenheit bringt jedoch einen jähen Bruch und es wird über zwanzig Jahre dauern, bis diese Freundschaft erneuert und zu etwas wird, das man Liebe nennen könnte.
Lena Gorelik hat keine klassische Liebesgeschichte geschrieben, die von jugendlicher Zuneigung ins Erwachsenenalter gerettet wird. Dafür sind die Protagonisten Sanela und Niels, ebenso wie Sanelas Sohn zu eigen in ihrem Charakter. Hier wird nicht überschwänglich geliebt, starke Gefühlsausbrüche erlebt man nur beim Hass. Es ist aber auch keine rein zerstörerische Art der Liebe, auch wenn Sanelas im Laufe der Geschichte immer mehr zum Berserker wird. Faszinierend ist das blinde Verständnis, das ohne die großen Worte und Zuneigungsbekundungen auskommt, die kleinen Zeichen und Gesten, die auch mal nicht stattfinden. All dies wird von der Stimme des Erzählers – und dies auch im Hörbuch sehr überzeugend umgesetzt – begleitet und kommentiert, nicht mit ironischem Abstand, sondern fast zu nüchtern, was immer wieder zu Brüchen führt, die jedoch die Besonderheit dieser Beziehung nur noch mehr unterstreichen.

Die für mich stärksten Episoden liegen in der Zeit der Jugend der beiden Protagonisten, das Kennenlernen und vor allem die verhinderte Kommunikation durch die fehlende Sprache, die den Grundstein für diese lebenslange Zuneigung legt. Denn Sprache im üblichen Sinne werden sie nie brauchen, um das auszudrücken, was sie sagen wollen. 

Katarina Bivald – The Readers of Broke Wheel Recommend

Sara, a young bookseller from Sweden, has for quite some time been exchanging reading experiences with Amy, an elderly woman from Broken Wheel, a small town in Iowa. When she loses her job and is trying to figure out what to do next, Amy invites her for a longer stay. But when the young European arrives, her pen friend has died and she is left to herself in Amy’s house. Soon she finds out that the inhabitants of this run down place are very lovely and treat her as one of them. Nevertheless, they all have their secrets and little burdens to bear. When she feels useless in Broken Wheel and especially in Amy’s house, the idea of a bookshop, the love that brought her there, comes up and soon there is a new attraction in town.
I really likes the story as a modern kind of fairy tale which is sweet as sugar and in which you just have to love the characters with all their defects. As a binge reader myself and especially fond of classics, reading Amy’s letters in which she discusses and recommends novels, where she compares plots to real life is real fun and you can easily find yourself in the novel. The plot, obviously, is not very realistic, but this is not necessary for a feel-good-novel just to enjoy.

When the centre of the plot turns around books and the love for them, I was really into the story. Slowly the focus shifts and the love stories, one of the protagonist and another in a secondary plot, I lost a bit of interest because the novel lost of substance here and became more an average love story. Nevertheless, a story you can easily indulge in and enjoy a couple of fantastic reading hours.

Colum McCann – Thirteen Ways of Looking

A collection of very different short stories all narrating a decisive moment in the protagonist’s life. The longest and for me most impressing is “Thirteen ways of looking” where we are in the middle of a murder investigation which parallels what has happened immediately before the old man was knocked down. From different angle the detectives look at cameras and the case and dig out well-hidden secrets. “Treaty” is the emotionally most difficult one since we have the perspective of a rape victim who finds her molester and decides to confront him. Also the other two stories “What time is it now, where you are?” and “Sh’khol” have very personal, for the characters edgy stories to tell.

Measured by the author’s artistic skills and his reputation, I admittedly was a bit disappointed. The shallowness I felt might be caused by the text type, short stories do not tend to go too deep. Yet I had the feeling that he could have made more out of the basic ideas behind the stories. He definitely can make a point in the emotional state the characters are in, this is very convincing, but his strength, outlining the impact of the family heritage and descent on the character’s development, does not stand out here.

Tess Gerritsen – Playing with Fire

When in Rome, violinist Julia buys an antique book with Gypsy music. In it she finds the notes for an unusual and fascinating waltz. After returning home, she plays the piece called “Incendio” – fire – and soon after strange things start happening. First, her three-year-old daughter stabs the cat, then she even injures her own mother. Examinations of the girl lead to nothing, but there must be a connection to the piece and its history. Parallel to this, Gerritsen narrates the story of violinist Lorenzo and cellist Laura who fall in love with each other while rehearsing together. But times are hard for Jews in WW II Italy, and thus there is not much hope for this young love. The two stories are interconnected and this link will pose a serious danger for Julia.
A stunning novel, which is less based on the thrill the readers of Gerritsen’s novels know well, but on the fine tones that music creates. There is suspense – even a lot of it – you want to know why the little girl behaves in this strange way and how the music could have triggered this behaviour. At the same time, the story based in war Venice was to me much more appealing, to see how the common passion for music can link to people and create a bond which lasts beyond death. Action comes up at the end of the story which solves all mysterious in a believable and comprehensible way.

I have read several of Gerritsen’s novels, but I definitely liked this one best because it is a perfect combination of historical events, the power of music as a very strong theme and mysteries which a waiting to be solved.

Jessica Knoll – Ich. Bin. So. Glücklich.

Ani steht kurz vor dem Ziel: der Hochzeit mit Luke. Aber nicht nur das macht sie beneidenswert, auch ihr Job bei einem bekannten Magazin und das Leben, das sie als Mitglied der New Yorker Upperclass führt, erinnert mehr an einen Mädchentraum. Es war auch ihr Traum, den sie sich hart erarbeitet hat. Der Preis war hoch und noch schwerer wiegt die Erinnerung an ein Ereignis ihrer Jugend, das sie mit sich rumträgt und das sie auch in New York nicht vergessen kann.
Der Roman klang ausgesprochen interessant, doch sind die ersten fast zweihundert Seiten eine einzige Quälerei. Die Protagonistin ist ein unerträgliches Miststück, das einem das Lesen zur Qual werden lässt. Egoistisch, gefühlskalt und berechnend – man ärgert sich in jeder einzelnen Zeile über sie und ich war mehrfach davor, das Buch einfach abzubrechen und wegzulegen. Erst ab dem Moment, wo der Rückblick in den Vordergrund rückt, wird die Geschichte interessant und auch die Figur mit dem lächerlichen Namen TifAni FaNelli gewinnt an Profil und wird zugänglich. Es lohnt sich hier tatsächlich, am Ball zu bleiben, auch wenn das angebliche „Geheimnis“ eigentlich keins ist, sondern eher ein Ereignis, das verdrängt wird. Das Ende ist absehbar und leider ziemlich schwach, hier mangelt es insgesamt an glaubwürdiger Abstimmung zwischen den einzelnen Bereichen des Buches.

Fazit: das Buch hat große Schwächen, die Figurenzeichnung ist für mich insgesamt nicht wirklich stimmig, die Handlung weitgehend an den Haaren herbeigezogen und sprachlich kann es auch nicht überzeugen. Hinzu kommen unzählige unterschiedliche Schreibweisen der Figurennamen, was mich immer wieder irritierte, addiert mit der unsäglichen Protagonistin war ich dann sehr froh, als es endlich beendet war.

Sloane Crosley – The Clasp

Back in the days of college, they were close friends. Now, a couple of years later, they are all supposed to have a great career and reunite for Caroline’s wedding. Kezia, believed to be a jewelry designer but actually just the assistant of an unbearable boss with a minor understanding of the trade. Nathaniel who was up to a literary career, has turned to Hollywood, but actually does not find anybody to produce his shows. And Victor, computer guy who was just fired from a third class search engine. They all pretend to be something they aren’t, but as things become messed up, reality can no longer be hidden and they turn out to be what they actually are.
The story is told from alternating points of view of the three protagonists. It is interesting to see how, for quite some time, they manage to beguile themselves with careers they do not have and lives they do not lead. Step by step, they have to accept reality and come to terms with their actual situation. Sometimes depressing, sometimes outspokenly funny, the author created a very realistic picture of the generation which hoped for so much and only got a small piece of the cake.

What I especially liked was the subplot of Guy de Maupassant’s story. This was cleverly interwoven with the story and added some literary substance.