Christian Ankowitsch – Warum Einstein niemals Socken trug

„Warum Einstein niemals Socken trug“ ist der humorvolle Titel eines Sachbuchs, das sich den Fragen widmet, wie wir eigentlich denken, wie dieses Denken durch unseren Körper und die Umwelt beeinflusst wird und wie wir selbst unsere Wahrnehmung und Denkprozesse beeinflussen können. Christian Ankowitsch erklärt, wie sich das Verhältnis von Geist und Körper, das seit Menschengedenken große Aufmerksamkeit erfährt und immer wieder neu bestimmt wird, aus aktueller Forschungssicht beurteilt wird. Im 2. Teil nähert er sich unseren Emotionen und liefert aufschlussreiche Erkenntnisse, wie wir selbst uns zu mehr Wohlbefinden führen können. Im folgenden Kapitel betrachtet er das Lernen und vor allem den Einfluss der Sinne hierbei näher, bevor er abschließend zur Kreativität kommt. Abschließend wird noch die Frage nach Einsteins Socken geklärt und kurz und kompakt die wichtigsten Ergebnisse nochmals zusammengefasst.

Das Buch wartet mit zahlreichen lebensnahen und nachvollziehbaren Fakten auf, die man auch sehr konkret umsetzen kann, um so eigene Denkwege zu beeinflussen. Besonders gefallen hat mir der unterhaltsame Plauderton, in dem das Buch verfasst wurde und der selbst längere theoretische Passagen geradezu dahinfliegen lies. Zahlreiche Verweise im Anhang liefern Möglichkeiten sich mit der Thematik weiter zu beschäftigen. Vieles war mir bereits bekannt, was aber den Informations- und Unterhaltungswert für mich keineswegs geschmälert hat. Sich mit dem eigenen Denken auseinanderzusetzen ist ja immer eine lohnende Sache und hier kann man dies auf sehr angenehme Weise.

James M. Cain – The Postman Always Rings Twice

Frank Chambers erzählt, wie er die junge Cora kennen lernte. Sofort war er von der Bedienung angezogen, die jedoch mit dem deutlich älteren Nick Papadakis, dem Besitzer des Diners verheiratet ist. Nichtsdestotrotz beginnen beide eine Affäre und planen den Ehemann im heimischen Badezimmer zu ermorden. Der Versuch schlägt fehl und Nick erholt sich von den Verletzungen. Ein zweiter Mordversuch durch einen vermeintlichen Autounfall ist jedoch erfolgreich, aber ein cleverer Anwalt spielt Cora und Frank gegeneinander aus, was sich jedoch letztlich als Glücksfall herausstellt und beide von der Schuld freispricht. Jetzt könnten sie eigentlich ein glückliches gemeinsames Leben beginnen, aber das Schicksal hat andere Pläne.

Ein kurzer Krimiklassiker, der mit zahlreichen Wendungen und unerwarteten Ereignissen aufwarten kann, ohne jedoch unglaubwürdig oder unlogisch zu werden. Die Entwicklung der beiden Protagonisten ist interessant, vor allem ihre Bereitschaft zu Morden und die zu beginn noch vorhandenen moralischen Bedenken, die im Laufe der Handlung mehr und mehr verschwinden.

Maj Sjöwall – Martin Beck: The Man who went up in Smoke

Eigentlich ist Martin Beck auf dem Weg in den Urlaub, doch das Verschwinden eines Journalisten befördert ihn zurück. Alf Matsson ist in Ungarn spurlos verschwunden, im Jahre 1966 zu Zeiten des Kalten Krieges ein Problem, denn diplomatische Störungen sollen auf alle Fälle vermieden werden. Beck fliegt nach Budapest, um nach Spuren zu suchen. Vieles erscheint ihm seltsam, eine junge Frau, die möglicherweise mit ihm bekannt war, die örtliche Polizei, die ihn beschattet und die anderen Personen, die ihn verfolgen und versuchen ihn zu ermorden. Erst zurück in Schweden gelingt ihm der Durchbruch.

Ein klassischer Krimi in Zeiten des Ost-West-Konflikts. Die Story spannend und verzwickt mit zahlreichen Seitensträngen. Die Lösung glaubwürdig und überzeugend ohne Schnickschnack, sondern mit Cleverness gefunden.

Andreas Götz – Stirb leise, mein Engel

Drei Mädchen sterben unabhängig voneinander durch einen Freitod. Doch war das wirklich ein freiwilliges aus dem Leben scheiden? Sascha hat Zweifel daran, denn mit Natalie hatte er sich vor ihrem Tod angefreundet und er vermutet, dass der ominöse neue Freund Tristan eine Rolle spielen könnte. Mit dem Nachbarsmädel Joy beginnt er auf eigene Faust zu recherchieren – sehr zu Ärger seiner Mutter, der leitenden Kommissarin in diesem Fall. Doch auch der Mörder meldet sich zu Wort und der Leser ist den Figuren einen Schritt voraus, ohne jedoch zu wissen, wer hier die treibende Kraft ist.
Ein fesselnder Thriller, der ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel treibt. Die Figuren sind glaubwürdig und für Jugendliche überzeugend, gerade auch ihre emotionalen Lagen, die heftigen Schwankungen unterliegen, sind sehr gelungen nachgezeichnet. Der fall selbst ist ebenfalls überzeugend und nachvollziehbar gelöst, wenn auch das Ende für meinen Geschmack etwas zu sehr gezogen wird, da hätte man früher einen passenden Abschluss finden können.

Fazit: gelungener Jugendthriller.

Maj Sjöwall – Martin Beck: Murder at the Savoy

Das hochklassische Savoy Hotel in Malmö ist der Schauplatz eines heimtückischen Mordes: Der Tycoon Viktor Palmgren wird mit einem einzigen Schuss niedergestreckt und der Schütze flüchtet unerkannt durch ein Fenster. Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen Palmgrens ermittelt nicht die örtliche Polizei, sondern Martin Beck wird aus Stockholm in die Provinz beordert, um den Fall diskret zu klären. Schnell stellt sich heraus, dass unzählige Menschen im Umfeld des Unternehmers gute Motive gehabt hätten, diesen zu ermorden. Die Zeugenaussagen sind diffus und wenig brauchbar. Der Druck auf die Ermittler wächst zunehmend.
Die Martin Beck Serie gilt als Vorläufer der heute so populären Skandinavienkrimis und  ist trotz der inzwischen über 40 Jahre keineswegs veraltet. Maj Sjöwall und Per Wahlöö fangen die unverwechselbare schwedische Stimmung ein – wenn auch dieses Mal in heißem Sommer. Der Fall ist knifflig, die üblichen Verdächtigen tauchen auf und ab und Martin Beck gelingt einmal mehr eine saubere Lösung.

Solide Krimiunterhaltung mit sympathischen Figuren, einem kniffligen Fall und glaubwürdiger Lösung.

Boris Pasternak – Dorktor Schiwago

Jurij Schiwago wächst nach dem Tod des Vaters als Weise  auf. obwohl ihn die Dichtkunst interessiert, entschließt er sich doch für das Studium der Medizin. Tonja, die Tochter seiner Pflegeeltern ist seine stete Begleiterin und wird seine Frau. Doch die Zeiten sind hart und bald schon wird Jurij in den Krieg geschickt. Dort lernt er die Krankenschwester Lara kennen, der er bereits früher einmal begegnete. Nach der Rückkehr in die Heimat kreuzen sich ihre Wege erneut, dieses Mal auf dem Land, wohin sich immer mehr Menschen vor der Armut in Moskau flüchten. Der Bürgerkrieg verhindert eine Entscheidung für eine der Frauen – Jurij wird entführt und kehrt erst Jahre später zurück. Tonja konnte mit den Kindern nach Frankreich flüchten, Lara und er finden endlich zueinander. Doch das Glück ist ihnen nicht vergönnt und Schiwago findet keinen Frieden mehr.
Ein Meisterwerk der russischen Literatur. Wirklich begeistern konnte mich die poetische Sprache, die ich keineswegs in dieser Form erwartet hatte, hier hatte der Übersetzer ein sehr glückliches Händchen. Pasternak spiegelt die Lage Russlands an seinem Schiwago, die chaotischen, undurchsichtigen Jahre im Taumel, die auch der Arzt hin- und hergerissen, jedoch immer unzufrieden und an der Grenze der seelischen und körperlichen Fähigkeiten verbringt. Wie auch andere russische Literaten und wie bei dieser Länge nicht anders zu erwarten, hat das Buch bisweilen Längen, vor allem der Schluss, nach dem Abschied von Lara zieht sich dann doch arg – für mich war die Geschichte hier bereits erzählt.

Was ich mir von der Fischerausgabe noch gewünscht hätte, wären Annotationen gewesen und vielleicht eine Karte, um die Örtlichkeiten etwas besser einschätzen zu können. Für die Handlung ist dies zwar nicht weiter relevant zum Verständnis, wäre aber hilfreicher gewesen als die Daten zu Pasternaks Leben.

Dror Mishani – Vermisst

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Dror Mishani – Vermisst

Der 16-jährige Ofer verschwindet in Tel Aviv spurlos. Die Mutter erstattet Anzeige, doch Kommissar Avraham sieht keinen wirklichen Handlungsbedarf. Jugendliche tauchen wieder auf und nach Aussage der Eltern war der Junge eher zurückhalten, strebsam, unauffällig, mit wem sollte er sich angelegt haben. Auch die Befragung der Nachbarn bestätigt dies, so kommen keine wirklichen Ermittlungen in Gang. Erst als Ofers Rucksack gefunden wird und der ehemalige Nachhilfelehrer sich zunehmend verdächtig verhält, beginnt die Polizei die richtigen Fragen zu stellen. Was verheimlichen Eltern und warum informieren sie die Polizei nicht über vermeintliche Briefe Ofers und den Anruf eines potentiellen Entführers?

Ein Krimi mit einer Reihe ungewöhnlicher Figuren. Der Ermittler wurde mir nicht richtig sympathisch, vor allem, weil er so passiv blieb, als wenn ihn der Fall gar nicht interessieren würde. Positiv jedoch, dass er nicht die üblichen Klischees der einsamen, drogen- bzw. alkoholabhängigen Ermittler bedient. Die Eltern, weil sie zwischen apathisch und desinteressiert waren, was sich jedoch im Laufe der Handlung nach und nach erklärt. Der fall bietet zunächst wenig Greifbares und wartet dann mit einer völlig unerwarteten, aber schlüssigen Erklärung auf, die absolut überraschen kann.

Svenja Leiber – Das letzte Land

Die deutsche Provinz, Beginn des 20. Jahrhunderts. Ruven Preuk hat es nicht leicht, er wächst als Außenseiter auf, auch sein Vater kann wenig mit ihm anfangen, hat er doch so gar keine tauglichen Hände auf dem Hof und ist ganz der Musik zugewandt. Doch er unterstützt ihn und nachdem auf dem Dorf kein geeigneter Lehrer mehr ist, wird Ruven in die Stadt zu Juden Goldbaum geschickt. Dort entdeckt er ein ganz anderes Leben, doch die dunkle Zeit wirft bereits ihre schwarzen Schatten voraus. Der Krieg kommt und Ruvens Hoffnung auf eine Musikerkarriere schwindet. Seine Frau und die Tochter Marie sind noch eine Stütze, doch die Nazis bringen die Familie zum Zerbrechen. Ruvens Träume zerfallen, der von der Musik genauso wie der von der Liebe, denn alter Hass wirkt ein Leben lang nach.

Burghart Klausner ist für mich einer der angenehmsten Vorleser anspruchsvoller Literatur. Prononciert erweckt er die Figuren zum Leben, denen Svenja Leiber nichts im Leben schenkt. Die Liebe zur Musik, die Ruven ein Leben lang begleitet, findet kein positives Ende, sie wird sogar zum Unheilsboten und verhindert eine schienbar noch mögliche Wende zum Guten. Ein trauriger Roman, voller in sich elender Einzelschicksale, die geprägt durch die Zeit werden und sicherlich viele Parallelen in der Realität finden.  

Lovelybooks Let’s Read in English Challenge – January

Reading list January

1. F. Scott Fitzgerald – The Great Gatsby

2. Patricia Highsmith – The Two faces of January
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3. Alfred Hayes – In Love
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4. Dror Mishani – The Missing File
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5. Maj Sjöwall – Martin Beck: Murder at the Savoy
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6. Maj Sjöwall – Martin Beck: The Man who went up in Smoke
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7. James M. Cain – The Postman Always Rings Twice
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Judith Winter – Lotusblut

Ein Doppelmord an einem Unternehmerpaar in einem Frankfurter Hotel wirft Fragen auf: wer heuert einen präzisen Auftragskiller an, um zwei unbescholtene Bürger zu ermorden und wer ist das chinesische Mädchen, das bei ihnen war. Die Kleine weigert sich mit Emilia Capelli und Mai Zhou zu reden. Offenbar aus Angst. Ihre vermeintlichen Stiefeltern treiben sie zur heimlichen Flucht aus dem Krankenhaus und auf die Suche nach Hilfe in der fremden Stadt. Die Kommissarinnen werden gleichzeitig vom BKA ausgebremst, sind sie doch in die Quere einer lange geplanten Aktion gegen Schmuggler geraten. Doch von Anzugträgern lassen sich die toughen Frauen nicht lange aufhalten. Auf eigene Faust ermitteln sie weiter und folgen der Blutspur durch die Bankenmetropole.
Einmal mehr kann Judith Winter mit dem ungewöhnlichen Ermittlerinnenduo zu 100 % überzeugen. Die Protagonistinnen haben Ecken und Kanten, sind nach wie vor zwar ermittlungstechnisch gut eingespielt, auf der persönlichen Ebene kämpfen sie miteinander um gegenseitige Anerkennung. Der Fall ist spannend bis zum Schluss, wird sauber und logisch geklärt und hat die exakt richtige Menge an Nebenkriegsplätzen, um weder unnötig kompliziert noch flach zu werden. Die Perspektivenwechsel schaffen ein hohes Tempo, was hervorragend zum Genre passt.
Fazit: Einmal Mehr beste Unterhaltung.