Johan Bargum – Septembernovelle

Ein letztes mal mit dem Boot raus. bevor der Winter kommt. Olof und Harald begeben sich auf Segeltörn in die Schären. Doch Olof kehr allein zurück. Wo ist Harald und was ist passiert? Die Kommissare sind ratlos und in der Befragung kommt das komplexe Verhältnis der beiden Männer und ihrer gemeinsamen Ehefrau Elin zum Vorschein. Doch ist es wirklich so, wie Olof erzählt? Kann Haralds Abschiedsbrief Licht ins Dunkel bringen?
Johan Bargum hat eine Novelle mit interessanter Perspektive vorgelegt. Im ersten Abschnitt erhalten wir nur die Erzählung Olofs, wie er seine Begegnung und Ehe mit Elin sah und welche Bedeutung Harald, dem Noch-Ehemann zukam. Haralds Brief liefert dessen Sicht und an zahlreichen Stellen bleibt für den Leser die Frage, wessen Wahrnehmung nun der Wahrheit entspricht und wer lügt – oder sich selbst etwas vorlügt. Diese ungewöhnliche Darstellung hebt das Büchlein von der Masse ab.
Auch im Erzählstil merkt man einen deutlichen Bruch und Unterschied zwischen beiden Figuren, was Bargum wirklich gut gelungen ist. Die Geschichte selbst reißt trotz ihrer Kürze die menschlich tiefliegenden Fragen auf: welche Arten von Liebe gibt es? Was bin ich bereits für meine Überzeugungen zu tun? Wie kann ich mein Handeln vor mir und vor Gott rechtfertigen?
Besonders schön die Metaphern des Buches – der beginnende Herbst, der ein Ende bedeutet – ebenso wie bei den beiden Protagonisten, deren Leben sich dem Ende zuneigt. Das Meer, von dem sowohl Freude wie aber auch Gefahr und Bedrohung ausgehen kann, ebenso wie von dieser Begegnung der beiden Männer. Die Schiffe, die auf dem Meer treiben, dich manchmal zu nahe kommen oder einen Unfall verursachen – genau wie die Menschen, die im Leben treiben, mal steuern, mal von der fremden Macht getrieben werden, sich annähern und wieder entfernen.

Fazit: eine vermeintlich kurze Geschichte, die mehr Fragen als Antworten liefert, deren Subtext jedoch der eigentliche Schatz ist.

Aurélie Bastian – Tartes & Tartelettes

Aurélie Bastian, die seit vielen Jahren schon durch ihren Blog franzoesischkochen.de vielen bekannt ist, hat nun eine Sammlung von Tarte und Tartelette Rezepten zusammengestellt.
Schon das liebevoll gestaltete Cover macht Lust die Rezepte nachzubacken, hier hebt sich die Optik von der Masse vergleichbarere Bücher ab. Dies setzt sich in der Innengestaltung des Buches fort. Eine verschnörkelt-verspielte Schrift, die hervorragend zum Thema passt, wurde für die Überschriften verwendet und harmoniert gut mit der rosaroten Farbe.
Den Rezepten vorgeschaltet sind einige allgemeine Informationen zur Autorin und zum Backen von Tartes. Diese dürften auch für gänzlich Ungeübte leicht nachzuvollziehen sein. Der Aufbau der Rezepte ist einheitlich, am Rand jeweils die Zutaten, zentral die Anleitung und begleitet wird das ganze durch ansprechende Fotografien, die genau das richtige Maß an Dekoartikeln finden. Die Rezepte selbst sind zahlreiche Varianten an Tartes mit verschiedenen Obstsorten, so dass sich für jeden Geschmack leicht etwas finden lässt. Besonders gut gelungen ist die FAQ Sammlung am Ende des Buchs, die schon typischen Problemen vorbeugt, so wie eine Umrechnungstabelle für unterschiedliche Formengrößen – man muss endlich mal nicht unzählige Formen kaufen oder auf gut Glück umrechnen, um ein Rezept nachbacken zu können.

Fazit: ansprechende Rezepte in liebevoller Form präsentiert. 

Jennifer duBois – Ein gutes Mädchen

Lily ist kurz vor ihrem 21. Geburtstag und bricht auch nach Argentinien zum Auslandsstudium. Fernab der Eltern will sie endlich sie selbst sein und nicht mehr im Schatten der verstorbenen Schwester leben. Die ersten Wochen sind von Leichtigkeit gekennzeichnet, auch wenn ihre Gasteltern streng sind und scheinbar etwas zu verbergen haben. Auch Katy, mit der sie ein Zimmer teilt, wird keine enge Freundin werden – zu perfekt ist dieses Mädchen und zu unnahbar. Mit dem schwerreichen Nachbarsjungen Sebastien beginnt Lily schnell eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, doch dann wird sie aus ihrem Leben gerissen und findet sich im Gefängnis wieder. Die Anklage lautet auf Mord an ihrer Zimmergenossin.
Jennifer duBois lehnt ihre Geschichte an den Fall Amanda Knox an, weshalb es zunächst schwerfällt, den Figuren unvoreingenommen gegenüberzutreten. Durch einen stetigen Perspektivenwechsel gelingt dem Leser jedoch auch andere Seiten der Protagonistin zu sehen, deren Wahrnehmung kennenzulernen und plötzlich offen vor der Frage zu stehen, wer den Mord begangen haben mag. Vielschichtig wird das Familienleben von Lily gezeichnet, ebenso bleiben die anderen Figuren nicht vage, sondern sind derart komplex gezeichnet, dass ein einfaches Urteil und Sicherheit unmöglich werden. Lediglich das Opfer bleibt unbestimmt, distanziert, nicht greifbar und liefert somit auch kein Motiv.
Interessant war für mich auch die Frage nach dem Titel. Es kommt selten vor, dass ich das Original weniger passend finde („Cartwheel“) als die deutsche Version. „Ein gutes Mädchen“ – wer ist damit gemeint? Lily oder Katy und aus wessen Sicht? Oder ist es doch viel mehr ironisch zu verstehen? Die Mehrdeutigkeit passt sehr gut zum gesamten Roman, der am Ende mehr Fragen offen lässt als er beantwortet. Vielleicht ist er damit näher an der Realität als es Fiktion je sein kann.

Ein außergewöhnlicher Roman, der zudem vom Aufbauverlag in ein haptisch und optisch schönes Buch verwandelt wurde. 

Fabian Eder – Das Gesicht der anderen

Ein schreckliches Unglück verändert das Leben von Margarete Boll für immer: bei einem Sommerfest löst sich ein Schuss aus einer Waffe und zerstört das Gesicht der 17-jährigen. Ausgerechnet aus der Waffe ihres Vaters. Die Eltern können das Leid nicht ertragen und suchen schon bald den Freitod. Das Mädchen bleibt als Erbin des Familienimperiums alleine im Schloss zurück, versteckt vor der Öffentlichkeit, die die entstellte Kreatur nicht ertragen kann. Einzig Hausdame Anna steht ihr bei. Ihr Leben ändert sich, als sie Kontakt zu Männern aufbaut und langsam kehrt auch ihr Mut zurück.
Was spannend und tragisch beginnt, lässt leider sehr schnell nach. Fängt der Anfang des Romans noch das Leid der Figuren ein und kann Margaretes Isolation spürbar darstellen, verändert sich die Figur in ihrem Auftreten sehr plötzlich und grundlegend ohne dass dies in irgendeiner Weise motiviert wäre. Zudem ist ihr Verhalten derart radikal, dass es für mich keinen Sinn ergibt. Das letzte Viertel der Handlung ist geprägt von Sex- und Gewaltdarstellungen, die ohne weitere Erklärungen aneinandergereiht werden und leider keinen Einblick mehr in das Seelenleben der Figuren bieten.
Sprachlich bleibt die Darstellung weitgehend oberflächlich, die Dialoge wirken wenig authentisch und glaubwürdig.

Fazit: eine gute Idee, die viel Raum für psychologische Tiefe geboten hätte, wurde leider sehr schwach umgesetzt und kann letztlich nicht überzeugen.

Jochen Frech – Tödliche Distanz – Episode 7: Das Attentat

Teil 7 der 7-teiligen Serie.
Der Tag des Attentats naht. Obwohl Linda und Max dem Attentäter mehrfach sehr nah gekommen sind, konnten sie seinen Plan bis dato nicht vereiteln. Eine letzte Idee bringt sie auf die konkrete Spur der Umsetzung. Ihre letzte Option ist es, die Wetterdaten zu manipulieren, so dass sein Schuss nicht treffen wird. Virgil sieht sich derweil am Ziel seines letzten Auftrags angekommen. Trotz der Widrigkeiten scheint doch alles wie anvisiert zu funktionieren – selbst der Sündenbock sitzt bereit, um die Strafe auf sich zu nehmen. Er kann nur hoffen, dass ihm die unbekannte Frau dieses Mal nicht wieder dazwischenfunkt.
Ein actiongeladener, gelungener Abschluss der Serie. Auch wenn man durch die jeder Episode vorgelagerten Rückblicke bereits wusste, wie das Attentat letztlich ausgehen wird, war die Spannung noch vorhanden, da man weder den konkreten Verlauf kannte noch wusste, ob nicht noch weitere Figuren für die Vereitelung ihr Leben würden lassen müssen.
Die Serie als Ganzes war clever und glaubwürdig konstruiert. Die parallel verlaufenden Handlungsstränge, die sich immer mal wieder kreuzten, schafften ein hohes Tempo und viel Spannung. Die Protagonisten wirken ebenfalls authentisch, auch wenn mir persönlich Linda nur begrenzt sympathisch war.

Fazit: hohe Spannung, gute Unterhaltung, gelungener Actionthriller.

TÖDLICHE DISTANZ – Episode 5: Geheime Allianz von Jochen Frech

Teil 5 der 7-teiligen Serie.
Virgil zieht eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Mehr und mehr Menschen müssen ihr Leben lassen, um seinen Plan durchführen zu können. Auch die nach etwas holprigem Beginn erfolgversprechende Kooperation zwischen dem Mossad und Linda kommt ihm nur nahe, kann ihn aber nicht stoppen. Seine unsägliche Wut scheint ihn weiter anzutreiben. Derweil verstehen die Auftraggeber offenbar langsam, dass sie den Falschen engagiert haben und dieser eine Nummer zu groß für sie ist.
Die beste Szene in dieser Episode war Lindas Gespräch mit dem Mossad General. Erlebt man selten, dass jemand in seiner Position so unter Druck gerät. Die Geschichte geht spannend weiter und nähert sich langsam dem Ende.

Karen Kingsbury – Hannah’s Hope

15-year-old Hannah is looking forward to Christmas when she finally will see her parents again. As diplomats they live in Europe while she stays with her grandmother close to Washington. Not to think about her situation, she occupies herself with all kind of free-time activities. But her life suddenly gets another focus when her mother after announcing that they would not celebrate Christmas together this year also reveals that the man she believed to be her father is actually not. Her secret wish to spend the holidays with her family now shifts and she hopes to find her biological father. The former surfer now serves in the army and has just set off for a dangerous mission in Iraq.

“Hannah’s Hope” is part of the “Red Gloves” Christmas series by Karen Kingsbury. Faith and the belief in God’s miraculous abilities are omnipresent and make this novel perfect for the season. It is not the development of the characters or the plot which convince the reader but the way the Christian belief is integrated and without being overstressed nevertheless drives the story further.

A copy of the book was kindly provided by the publisher via netgalley.com.

Barbara Wenz – Das Farnese-Komplott

Krista Winther kann endlich ihren neuen Job als Korrespondentin für eine renommierte deutsche Zeitung in Rom antreten. Als sie jedoch ihren Vorgänger aufsucht, findet sie nur dessen Wohnung verwüstet und einen mysteriösen Spross der Farnese-Familie vor. Lorenzo ist Priester, fürchtet aber ebenso wie Krista das Schlimmste, als man auf sie schießt ist klar, dass der Journalist nicht nur spazieren ist – kurz darauf wird er ermordet gefunden. Krista und Lorenzo machen sich auf die Suche nach der Ursache, ein Stick mit verschlüsselten Dateien gibt Hinweise auf eine der wichtigsten Reliquien: den Schleier mit dem Antlitz des sterbenden Christus.

Der Plot ist durchaus spannend angelegt: Kriminalromane rund um den Vatikan, ein ungleiches Ermittlerduo und Verschwörungstheorien bieten viel Raum für gute Unterhaltung. Leider leidet es diesem Roman an einigen Schwächen, die Figuren sind mir zu plakativ eindimensional gezeichnet, ihr Handeln vorhersehbar und so manche unlogische Erklärung schmälert den Lesegenuss. Die historischen Rückblenden, die die Reliquie für den Leser einordnen, haben dramaturgisch sicher ihre Berechtigung, hatten für mich jedoch einen sehr kleinen Unterhaltungswert und waren bisweilen sehr langatmig in der Erzählweise. Leider konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. 

Elizabeth Wein – Code Name Verity

England 1939. Der zweite Weltkrieg kündigt sich an und die beiden Freundinnen Maddie und Julie verbringen noch die letzten Stunden unbeschwerter Jugend. Maddie lernt fliegen, ihr Traum, Julie bereitet sich auf das Studium vor. Doch dann kommt das Unheil über Europa und beide müssen für das britische Militär zum Einsatz. Eine geheime Mission führt beide nach Frankreich doch dort geschieht das Unheil: Julie wird von der Gestapo aufgegriffen und in einen Kerker geworfen. Maddie findet Unterschlupf bei einer französischen Familie. In Tagebüchern halten sie ihre Erlebnisse der 8-wöchigen Gefangenschaft fest. Bis die Chance auf Befreiung naht.

Eine ungewöhnliche Perspektive diesen unsäglichen Krieg darzustellen. Zwei mutige junge Frauen, die die Frage beantworten müssen, ob sie ihr Vaterland und ihre Freunde verraten würden für die Chance zu überleben.

Jochen Frech – Tödliche Distanz. Episode 2 – Kollateralschaden

Teil 2 der 7-teiligen Thriller-Serie.
Der Deal ist perfekt, das Phantom nimmt den Auftrag an, die neue amerikanische Präsidentin für eine Gruppe von Wirtschaftsmagnaten zu töten. Diese ahnen nicht, auf wen sie sich da eingelassen haben. Schon die Vorbereitungen erfordern erste Opfer, doch das kann einen Profilkiller nicht stören, besonders wenn seine Identität droht aufgedeckt zu werden. Derweil droht dem Plan möglicherweise von ganz anderer Seite Gefahr: die suspendierte Polizistin Linda ahnt Schreckliches.
In der zweiten Episode finden einige Handlungsstränge zusammen. Interessant finde ich insbesondere, wie die präzise und durchdachte Arbeitsweise des Profikillers dargestellt wird. Es wird spannend zu sehen, ob ihn jemand aufhalten kann.