Nancy Tucker – The Time in Between

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Nancy Tucker – The Time in Between

Nancy war immer schon ein etwas kräftigeres Mädchen, als Kind war das aber nicht schlimm, alle fanden sie süß und mit ihren Schulleistungen und dem erfolgreichen Cello spielen konnte sie auf anderen Gebieten punkten. Doch mehr und mehr rückt ihr Gewicht in den Fokus, sie ist sich bewusst dessen, dass sie dicker ist als ihre Freundinnen und wünscht sich nichts mehr als dünn zu sein. Dann wäre ihr Leben schöner, alle würden sie lieben. Was als einfach Diät beginnt, entwickelt sich in einen jahrelangen Kampf gegen die Anorexie, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Familie zerstört.

Nancy Tucker erzählt ihre eigene Geschichte ohne Beschönigungen. Sie hat durchschaut, wie die Mechanismen der Krankheit bei ihr wirkten und wie sie aus diesem Teufelskreis nicht einfach herauskommen konnte. Besonders beeindruckend fand ich die psychologischen Einwürfe, beispielsweise die Liste der möglichen Ursachen, familiäre Strukturen, geringes Selbstwertgefühl, Druck von Freunden etc., das sie schlichtweg kommentiert mit: alle Gründen haben eine Rolle gespielt. Die Erwartung, dass es eine einzige Ursache geben könnte für den schweren Verlauf des jahrelangen Martyriums ist einfach zu kurz gegriffen. Auch ihre Sicht, dass nicht sie Anorexie hat, sondern die Anorexie sie hat, finde ich bildlich sehr gut nachzuvollziehen. Sie hat keine Kontrolle über ihren Körper mehr und kann entsprechend auch nicht „einfach wieder normal“ essen. Ihre Strategien die Umwelt zu täuschen und vor allem wie leicht diese darauf hereinfallen, ist ebenfalls erhellend.

Die Autorin gibt einen seltenen Blick in die Gedankenwelt der an Essstörung Erkrankten. Es ermöglicht einem nachzuvollziehen, welche Mechanismen wirken und in welcher absurden Logik sie gefangen ist, vor allem die Zerreißprobe zwischen Appetit und Energiebedarf und dem Verzicht auf Nahrungsaufnahme, weil die innere Stimme dies diktiert. Man versteht, weshalb übliche Therapien und gutes Zureden nicht wirken können. Und letztlich lässt es einem mit der Erkenntnis zurück, dass es für Außenstehende keine richtige oder falsche Verhaltensweise gibt und Hilfe nur vom Betroffenen selbst ausgehen kann.

Dagny Gioulami – Alle Geschichten, die ich kenne

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Dagny Gioulami – Alle Geschichten, die ich kenne

Zürich. Wie immer will die Erzählerin ihre Kleidung zur chemischen Reinigung bringen, doch diese existiert nicht mehr. Eine Schneiderei hat den Laden übernommen. Sie kommt mit der Besitzerin ins Gespräch, diese verspricht trotzdem zu versuchen, die Kleidung zu reinigen. Im Gespräch mit der Eigentümerin wird auch deren aktuelle Pechsträhne Thema, sie ist verzweifelt, ist doch das Kleid, das sie zu einer Hochzeit tragen wollte ruiniert. Die Erzählerin hat eine Idee: ihre Tante Irini ist eine meisterliche Schneiderin und kann sicherlich aus Stoff ein vergleichbares Kleid nähen. Zusammen mit ihrem Kollegen macht sie sich auf die Reise nach Griechenland. Vieles hat sich dort verändert, die Krise ist nicht zu übersehen. Aber die Familie ist noch genauso, wie sie sie in Erinnerung hatte und nimmt die Frau samt Kollegen direkt für allerlei Dinge in Beschlag.

Der Titel des Buchs, „Alle Geschichten, die ich kenne“, ist während der Griechenlandreise Programm. Zur Einstimmung auf das Land und in Erinnerung an ihre Kindheit erzählt die Protagonistin Geschichten, die in der Familie weitergetragen wurden, Sagen aus der griechischen Heimat, die nicht nur für Kinder gedacht sind. So entsteht im Buch quasi eine zweite Handlung, ein Sammelsurium an Weisheiten und alten Erzählungen. Besonders gelungen sind die Konfrontation der Frau mit der lange nicht mehr besuchten Heimat. Die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage hat Spuren hinterlassen, viele Geschäfte sind verschwunden und der Verfall ist allgegenwärtig. Die Menschen sind jedoch dieselben und sie leben weiter, müssen weiterleben, trotz allem.

Zugegebenermaßen fiel meine Wahl für diesen Roman aus einem banalen Grund aus: für eine Challenge suchte ich ein Buch, das in Griechenland spielte. So ganz sicher bin ich mir noch nicht, was ich von ihm halten soll. Einerseits fand ich die Geschichten interessant, ebenso die Familienstrukturen und –beziehungen, die Namensgebung wie auch die Berichte über die nicht vorhandenen Freiheiten der Frauen noch Mitte des 20. Jahrhunderts. Andererseits ist natürlich schon der Anlass für die Reise völlig absurd und unglaubwürdig und dass ein Kollege sich diese lange Reise antut, gleichzeitig nie einen Namen erhält und auch kein Leben zu haben scheint, fand ich auch etwas befremdlich und unstimmig.

Gerard Reve – The Evenings

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Gerard Reve – The Evenings

It is the 22nd December 1946. In post-war Amsterdam, the 23-year-old office clerk Frits van Egters still lives with his parents. Their conversations centre around the radio programme, reports they read in the newspapers and the question where the key to the attic is. When he is not at home or doing his boring and undemanding office job, Frits spends his evening with his friends around town. Ten days in his life, ten days until the new year arrives and with the new year maybe a new chance in life.

Gerard Reve, who published “The Evenings” (“De avonden”) first under his pseudonym Simon van het Reve, today is considered one of the great writers of post-war Dutch literature. The strength of this novel definitely lies in its detailed description of the family life that the already grown up son has to endure. In the years after the war, life did not offer you much, especially when you did not earn a lot of money. So evening after evening, day after day, it all seems to repeat itself, life is dull and boring. Christmas comes and goes unnoticed, one of the most important Christian celebrations, but in those times, there is no place for such a thing. New Year’s Eve might bring a change – but again, Frits is stuck in the parental home waiting for the clock to strike twelve. He has survived another year, but what does life have to offer that makes it worth living?

Why the book has been praised so much is obvious. Nevertheless, I had some problems with the story. I could not really bond with Frits or maybe the author is just too strong in creating an atmosphere which is not easy to endure. Boredom, isolation, frustration – but that just may have been the reality of many young people after WW2. Without any glimmer of hope, this story is no easy read to enjoy yourself with.

Dimitri Verhulst – Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau

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Dimitri Verhulst – der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau

Désiré Cordier hat genug vom Leben mit seiner Frau, die ihn andauernd bevormundet und ihm und den Kindern das Leben schon seit Jahrzehnten zu Hölle macht. Er beschließt, sich ein anderes Leben zu suchen und der einfachste Weg ist, sich dement zu stellen. Akribisch bereitet er den Ausstieg aus dem alten Dasein vor: mehr und mehr vergisst und vertauscht er, gezielt täuscht er Frau und Tochter bis diese schließlich mit ihm eine Untersuchung durchführen lassen: klarer Fall, der Mann ist dement und gehört in ein Heim. Mit Vergnügen setzt er dort sein Spiel fort, wenn er auch bisweilen ob der Missstände am liebsten seine Rolle aufgeben würde. Doch er erlebt auch unerwartete Überraschungen, denn sein genialer Plan ist gar nicht so originell, dass nicht auch andere auf diese Idee kommen könnten.

Dimitri Verhulst gelingt ein interessanter Spagat mit seinem kurzen Büchlein. Zum einen ist es wirklich köstlich mit anzusehen, welchen Spaß Désiré an der Täuschung seiner Gattin hat, welche absurden Einfälle ihn seinen fortschreitenden Zerfall darstellen lassen. Urkomisch sind die Situationen und Dialoge – wenn sie nicht so realistisch wären. Der Protagonist erfüllt die Erwartungen, ebenso wie die wirklich Erkrankten, deren Umfeld damit leben muss. Die bittere Pille, insbesondere als er sich seiner geliebten Tochter nicht offenbaren kann und vor dieser ebenfalls die gewählte Rolle des dementen Vaters, der das eigene Kind nicht mehr erkennt, aufrechterhalten muss. Auch die Beobachtungen im Pflegeheim sind wenig erbaulich und vermutlich bitterer Ernst und Normalität für viele, die sich nicht dagegen wehren können. Dass das Happy End mit der wiedergefundenen Jugendliebe ausbleibt, ist einerseits für den Leser etwas schade, aber stimmig in der Gesamtschau: das Leben ist nun einmal nicht so. Und was das selbstgewählte Schicksal schließlich mit ihm macht, lässt einem doch recht melancholisch zurück.

Eine interessante Annäherung an das Thema Demenz und unseren Umgang mit von dieser Erkrankung Betroffenen. Auch die Frage, wie man im fortgeschrittenen Alter noch aus dem eigenen Leben flüchten kann, wenn dieses scheinbar nicht mehr wert ist, weitergelebt zu werden, ist durchaus wert, überdacht zu werden.

Lisa Lutz – The Passenger

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Lisa Lutz – The Passenger

Tanya DuBois‘ husband has had a domestic accident and dies. She is not responsible for his death but cannot call the police either, because she is not Tanya DuBois. After years of a quiet life, she is on the run again and needs a new identity. Tanya becomes Amelia, yet this new life does not last long. In a bar she meets Blue who recognises her immediately as somebody who shares her fate. After a major incident, the woman takes over Blue’s old name, Debra Maze, and retreats to the countryside where she believes to be secure for some time. However, no matter where she goes, her past catches up with her and she needs to move on. A new name and a new place is simply not enough to hide from what happened many years ago in her hometown. But things have changed there, too, and might she be able to come back to her real life?

“The Passenger”, for me, is not a hard-boiled thriller which keeps you always on the edge. It is a crime story in which the protagonist’s past is slowly revealed while she is getting into new trouble which she has to escape in different ways. Tanya DuBois is a strong character and seeing how she copes with every new hurdle, how she does not only adapt her outer appearance but also quickly can familiarise with a new place and the people there is quite entertaining. Most interesting for me was the way she picks her new identities and in this does not want to harm the people she betrays but only tries to live on. The solution of the case is convincing and has some extra twists to offer. All in all, the novel was quite a different kind of road trip with a protagonist who offers much more than you would expect in a thriller.

Håkan Nesser – Strafe

Nichts is so wie es scheint im beschaulichen Schweden…

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Hakan Nesser – Strafe

Unerwartet wird der Schriftsteller Max Schmeling von der Vergangenheit eingeholt. Schon viele Jahrzehnte war er nicht mehr in seiner schwedischen Heimatstadt, als ihn ein Brief eines Schulfreundes erreicht, der um einen Besuch bittet. Tibor Schittkowski, eigentlich kein wirklicher Freund, aber zweimal hat er Max das Leben gerettet und nun, kurz vor seinem Dahinscheiden aufgrund von ALS im Endstadium, bittet er ihn um Hilfe. Er hat seine Lebensgeschichte niedergeschrieben, aus den Seiten werde sich ergeben, was Max für ihn tun solle. Widerwillig beginnt Max wieder zu Hause zu lesen. Von Tibors Zeit nach der Schule, der Begegnung mit einer gemeinsamen Schulkameradin, in die auch Max verliebt war, und Tibors Zeit in einem spanischen Gefängnis, nachdem er einen Mord begangen hatte. Eine Sache in seinem Leben möchte er noch erledigen und Max scheint der richtige zu sein, um ihm hierbei zu helfen. Doch was so einfach scheint, hat einen ungeahnten Haken.

Viele Krimis habe ich von Håkan Nesser gelesen, weshalb ich nicht verwundert war, was er mit seinen Figuren anstellt. Was mich jedoch zunächst irritierte, war der Ko-Autorenschaft mit Paula Polanski, laut Verlag einer deutschen Publizistin, die jedoch unter Pseudonym schreibt und ihre Identität nicht preisgeben möchte. Im Laufe der Handlung erklärt sich die Mitautorin und mit schmunzeln muss man am Ende auf dieses Detail schauen. Nesser gelingt es immer wieder seine Leser zu überraschen und das auf ganz unterschiedliche und unerwartete Weise.

Die Handlung selbst wird geprägt von den beiden älteren Herren, die im fortgeschrittenen Alter auf ihr Leben zurückblicken, manches bedauern, anderes gelernt haben zu akzeptieren. Es sind die bekannten durchschnittlichen Schweden, die man in Nessers Roman so oft findet und deren Kinderjahre insbesondere einen nachhaltigen Einfluss auf ihre Persönlichkeit hatten. Die Kindheit und Jugend in den 1960er/70er Jahren sind für mich einmal mehr erzählerisch Nessers größte Stärke und hier folge ich ihm am liebsten. Doch auch sein Händchen für Krimis ist bemerkenswert und erreicht hier seinen Höhepunkt. Man kann kaum etwas zur Handlung schreiben, ohne schon vorwegzunehmen, was sich der Schwede ausgedacht hat. Es ist frappierend, wie er mit seinem Protagonisten und dem Leser spielt und wie sich die erschaffene Welt doch auch ganz anders darstellen kann.

Ein Buch mit Autorenduo und doppeltem Boden, Geschichte in der Geschichte, schlichtweg überzeugend konstruiert und mit einem überraschenden Ende, das alles, was man über „den typisch schwedischen Krimi“ zu wissen glaubte, über den Haufen wirft.

F.G. Cottam – The Lazarus Prophecy

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F.G. Cottam – The Lazarus Prophecy

Three prostitutes have already been killed in London. Since the police do not publish anything about the serial killer, he chooses a much more popular victim: the actress Julie Longmuir. Women do not feel secure anymore and Jane Sullivan, head of the investigation, and her team are under pressure. The parallels with Jack the Ripper are stunning, but of course, the Ripper has been dead for decades. Has he? At the same time in the French Pyrenees region. A couple of old monks try to keep a secret and fulfil their sole task as a clandestine order, but there has been a major incident and now they have to face the consequences.

F.G. Cottam’s thriller combines a murder story with religious aspects and paranormal elements. What I found most interesting were actually the killer’s message at the crime scene, his knowledge – there is a clear reason why they named him “The Scholar” – about ancient languages and the holy books. The cross references and allusions of course are not very singular, but I like these kind of books and I appreciated that not all is based on this but that we also have other interesting aspects in the novel. The protagonist, Jane Sullivan, is an interesting character. She is not the super hero but struggles with the case, sometimes close to giving up, but then again following her intuition and striving to solve this case. She is open for the paranormal and goes a road not often travelled in police work.

Yet, this is also the point which left me not completely satisfied with the novel. I would have preferred a more down to earth solution for the case. In the novel’s development, it was all logic and stringent, but readers who are avid of mystical explanation will not really appreciate it.

Johan Theorin – The Darkest Room

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Johan Theorin – The Darkest Room

Winter on Oland, the Swedish island the Westins have just moved to. Joakim is on his way home when a tragic message reaches him: his daughter has died in an accident. However, when he arrives home, it is not his daughter but his wife Katrine who drowned in the cold sea. How could this happen? Why was she at the shore at all? Joakim struggles with the new situation when their home seems to start speaking to them. It is his daughter who seems to be especially responsive. She can talk to her dead mother and thus an old tradition of Eel Point is kept alive: every Christmas, the dead return to tell their story.

“The darkest Room” is the second of Johan Theorin’s Quartet set on the second largest island of Sweden. This time he combines a crime story with spooky elements to which the weather conditions fit perfectly: a winter storm is coming and people retreat to their homes. We have the ideal setting for a classic ghost story: a haunted house, a mother killed and her murder still unsolved, a child responsive to the dead, a protagonist who does not really believe in old stories but has to surrender to what is happening. Apart from this, Theorin has a second plot which we follow together with the police: a series of robberies on the island disturbs the quiet life of the islanders.

The novel is a wonderful read for winter evenings, particularly because of Theorin’s capacities of creating an intensive atmosphere which drags you into the story.

Marcia Zuckermann – Mischpoke!

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Marcia Zuckermann – Mischpoke

Als Oberhaupt einer jüdischen Familie ist man Sorgen gewöhnt. So auch Samuel Kohanim zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Alle Buben starben schon kurz nach der Geburt, doch sieben Töchter wurden ihm geschenkt – ein Schelm wer an die sieben biblischen Plagen denkt; doch einfach sind sie wirklich nicht, die Mädchen, jede fordert die Eltern auf ihre Weise. Der Lauf der Geschichte – erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Aufkommen der Nazis und schließlich die Anfänge der DDR – hinterlässt seine Spuren in der jüdischen Familie und ihren Nachkommen. Zwischen dem Versuch die jüdische Herkunft zu verschleiern, Heirat mit Christen und dem unbändigen Glauben daran, dass doch alles an einem selbst vorbeigehen wird, gehen die Töchter und ihre Kinder unterschiedlich mit den Gegebenheiten um. Immer wieder schlägt das Schicksal zu – doch vielleicht kann der Bann gebrochen werden und irgendwann auch einmal wieder Sonnenschein auf die Familie fallen, wenn auch erst Generationen später.

Marcia Zuckermanns Roman über die unsägliche Mischpoke, die Familie, verwebt sich geschickt mit den historischen Ereignissen im deutschsprachigen Raum. Die Repressalien, denen sich Juden ausgesetzt sahen vor, zwischen und während der Weltkriege und ihre unterschiedlichen Wege, sich mit der Situation zu arrangieren, finden Eingang in die Historie der Familie Kohanim. So ist der Familienroman auch ein Zeugnis der Zeit, der man durchaus auch mit Humor und Cleverness begegnete, um dem Schlimmsten zu entgehen.

Neben der Geschichte um die Töchter Kohanim, die aufgrund der verschiedenen Lebenswege und sehr individuellen Geschichten unterhaltsam zu lesen ist, kann der Roman allerdings viel mehr durch den Erzählton überzeugen. Mal lässt die Autorin ihre Figuren frei mit Berliner Schnauze parlieren, mal kommentiert der Erzähler mit ironisch-bissigem Ton die Vorgänge. Für mich tauschen hier typisch jüdische Elemente auf: vom skurrilen Personal über fast bösartigen Humor, der nicht zimperlich mit den Charakteren umgeht, bis hin zur jüdischen Lebenseinstellung, dass die Welt nun mal nicht das Paradies ist, man sich aber irgendwie damit arrangieren kann und man das Positive nur sehen muss. Chancen sind da, um sie zu ergreifen und manchmal schlägt das Schicksal eben zu. Aber das ist noch lange kein Grund, zu verzweifeln. Und so kann der Roman trotz der unsäglichen Ereignisse der Außenwelt unterhalten.

J.T. Ellison – No One Knows

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J.T. Ellison – No One Knows

Aubrey Hamilton has waited five years for her husband to come back. Since he left her one evening when they went to a party, he has not been seen and now his mother wants to have him declared dead. For Aubrey, it’s time to move on and when she meets Chase, she seems finally capable of doing so. Yet, when her stepbrother Tyler tells her about rumours he picked up in prison, Aubrey starts to question the situation anew: is Josh still alive, hiding somewhere? But why? Is there something about him being involved in illegal dealings of medication? And who is this man that approached her a couple of days ago? She saw him before, but does not remember when exactly…

J.T. Ellison’s mystery plays with the reader and thus is great fun to read. We have flashbacks which slowly reveal that there are different versions of what happened five years before and which sometimes put things into a completely different light. At times, you have to ask yourself which character you want to trust, all of them seem to hide something and you do not know if this is just a minor flaw or a major aspect. Providing us with Aubrey’s childhood was also interesting to read – even though you do not know how important the things she had to go through might become and which influence they have had on her.

However, I am not completely satisfied. A lot of things in the novel strongly reminded me of “Gone Girl” which I really enjoyed. Additionally, the end is completely unbelievable. It was just too much over the top to be credible and moreover, a lot of things went a bit too quick, especially compared to the slow pace we had before. All in all, I liked the novel and it was a pleasurable pastime with some unexpected twists and turns and many surprises concerning the characters.