A lot of time has passed since the tragic events of Beartown. Maya Andersson and Benji Ovich have left the village to start a new life somewhere else, the rest of the inhabitants has found a way of either forgetting or ignoring. But now they are threatened by a storm and a fateful series of events brings people home, opens up old wounds and creates new ones. Beartown as its rival village of Hed will never be the same again, they all will have changed and one person’s life especially will be determined by the events of only a very short time.
I have read almost all novels by Fredrik Backman and yet, I am overwhelmed each time and even though I am all but prone to extreme emotion, I can’t help crying while reading his stories. From the first two books settled in the Swedish village of Beartown (The Scandal/Beartown and Us against you, I knew what to expect from “The Winners” and was somehow prepared, but nevertheless, the author managed to trigger something in me.
Maybe it is the characters who are the most normal people one can imagine, who have their good and caring sides as well as the others which would much rather be hidden. Maybe it is the setting in an unknown village somewhere in the forest which nobody has ever heard of. It is the maximum of normalcy that we encounter in this trilogy and that makes you feel at home and bond with the characters immediately.
Backman’s masterful foreshadowing gives a glimpse in what is to come, it only hints at the upcoming tragedies and thus raises suspense which keeps you reading on, unable to put the book aside. You know that something really dreadful, horrible is waiting at the end and yet, just like life goes on you continue until you reach that moment where you are hit with a hammer.
I am lacking the words to adequately convey what the novel did to me, to describe the experience of reading and after the last page, of leaving this wonderful story. Backman is an exceptional author and his Beartown series is an exceptional read.
Angelique Vochezer/Ingeborg Teßmann – Omi, ich bin jetzt vegan!
Migräne war der Auslöser für Angelique Vochezer, sich mit veganer Ernährung auseinanderzusetzen. Neben ihrem ganz persönlichen Grund nennt sie noch unzählige weitere, die für eine tierproduktfreie Ernährungsweise sprechen, bevor sie auch Hinweise zur Umsetzung und Gesundheitsaspekte anführt. Die größte Hürde war jedoch, auch ihre Familie und vor allem ihre Oma zu überzeugen, gab es doch gerade bei letzten unzählige leckere Gerichte in der Kindheit, die sie eigentlich nicht missen wollte. Hieraus ist letztlich das Kochbuch entstanden, das vegane Varianten von Klassikern der deutsch-österreichischen Küche liefert.
Die 74 Rezepte sind untergliedert in Suppen, Basics, Salate und Einmachen, bevor die drei großen Themenfelder Geburtstagsfeiern, Oster und Weihnachten folgen. Auf der Liste finden sich bekannte Alltagsgerichte wie Kartoffelsuppe, Käsespätzle oder Kaiserschmarrn und ebenso typische Feiertagsrezepte wie Osterlamm, Apfelstrudel und Kohlrouladen. Hier wurde tatsächlich nicht zu viel versprochen.
Was mich am meisten begeistert hat, waren zum einen die Übersichtlichkeit und klare Struktur, pro Rezept gibt es eine Doppelseite mit einmal dem Rezept und zum anderen einem meist schlichten, aber ansprechenden Bild. Die Rezepte kommen mit wenigen und vor allem handelsüblichen Zutaten aus, die einem das Nachkochen ohne großen Aufwand ermöglichen. Das Anforderungsniveau würde ich als sehr einfach einordnen, die Anweisungen sind leicht nachzuvollziehen und es wurde auf Spezialwortschatz verzichtet, so dass man auch als Kochanfänger problemlos folgen kann.
Ein Kochbuch, das in sich völlig stimmig ist und sich gut eignet für ungeübte und wenig passionierte Köche, die direkt loslegen und sich der veganen Ernährung annähern wollen. Passionierte Köche finden vielleicht an der Schlichtheit der Rezepte Gefallen bzw. punkten diese durch ihren Bekanntheitsgrad und die Kindheitserinnerungen, die sie auch vegan zu wecken vermögen.
Eleven-year-old Roland Baines’ life changes dramatically when his Africa based parents decide to send him back to England to attend a boarding school and get the classic education. While the political landscape forms itself after the Second World War, the boy takes piano lessons with Miss Cornell who will shape not only his idea of music, she will become his first love. Incidentally or initiated by fate, Roland’s life will remain closely connected to global events, be it the cloud coming from Chernobyl, the beginning and end of the Cold War, or major crises such as AIDS and the pandemic. As we travel through his life, he has to learn some lessons, some taken light-heartedly, others a lot harder and leaving scars.
I have been a huge fan of Ian McEwan’s novel for years and accordingly, I was keen to open his latest novel “Lessons”. What I have always appreciate most in his books is his carefully crafted characters who – hit by events outside their control – need to cope and to adjust. He is a wonderful narrator who easily makes you sink into the plot and forget everything around you. Even though “Lessons” does not focus that much on a single question as in “The Children Act” or “Saturday” and was much longer than most of his former writings, I hugely enjoyed how his protagonist’s character unfolds in front of us and becomes who he is when his life closes.
The novel has been announced as “a chronicle of out times” and admittedly, that’s just what it is. By the example of Roland, he illustrates the last six decades, he chronicles British and European politics, arts, music and mind-set. Roland’s process of learning does not stop, life is a continuous process of trial and error, of mistakes and good decisions which all leave their mark.
Interestingly, the protagonist is a rather passive character. He only ever reacts to what happens, his piano teacher’s advances, his wife’s running away, his career: Roland does not actively shape his life, it is the first and foremost the women he encounters who make him move and – even though they all remain minor characters – it’s them who bring the verve and dynamics into the action.
I can imagine that some readers will find the novel a bit slow and lacking focus, yet, I totally adored it and enjoyed every minute of the read.
Mit seinem Roman „Das Ende von Eddy“ ist Édouard Louis 2014 schlagartig zum Star geworden. Der autobiografische Roman, der von seiner ärmlichen und von Gewalt geprägten Kindheit auf einem Dorf in der französischen Picardie erzählt, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Es folgten „Im Herzen der Gewalt“, „Wer hat meinen Vater umgebracht“ und „Die Freiheit einer Frau“, die alle Themen seines Lebens aufgriffen – Gewalterfahrung, die schwierige Beziehung zu seinem Vater, das trostlose Leben seiner Mutter. Nun widmet er sich seiner Transformation, dem schwierigen Wegs aus dem unteren Arbeitermilieu über das Bürgertum bis hin zu den Reichen und Adligen, die die anerkanntesten Universitäten des Landes besuchen. Es ist sein Leben, aber nicht nur eines, denn er hat auf dem Weg zum berühmten Schriftsteller zahlreiche Leben gelebt – und das mit nicht einmal 30 Jahren.
Es ist die Geschichte eines Kindes, das anders ist als die anderen, das früh Ausgrenzung und Diffamierung erlebt und nicht die Erwartungen der Familie, des Umfelds erfüllen kann. Er zieht sich zurück, versteckt sich in den Pausen in der Bibliothek, wo er auf den ersten Menschen trifft, der ihm eine Tür öffnet: die Tür zum Gymnasium. Als er Hallencourt hinter sich lässt und nach Amiens zieht, beginnt seine Verwandlung. Seine Freundin Elena zeigt ihm, dass es auch andere Leben gibt als jenes, das er kennt. Er macht Bekanntschaft mit Kunst und Literatur, saugt das bürgerliche Leben auf und ist wie betrunken davon. Zugleich entfernt er sich zunehmend von seiner Herkunft. Als er bei einer Lesung des Philosophen und Soziologen Didier Eribon hört, der einen ganz ähnlichen Weg hinter sich hat, erkennt er, dass er gerade Mal eine einzige Etappe gemeistert hat. Es gibt noch viel mehr, jenseits von Amiens und er entwickelt ein neues Ziel: es kann nicht weniger als die berühmte École normale supérieure für ihn sein, auch wenn alles dagegen spricht, dass er dort aufgenommen wird.
Louis schildert die Geschichte eines Aufstiegs, des Weges von der ärmlichsten Klasse, wo das Essen knapp ist und Fernsehen und Alkohol dominieren, hin zum intellektuellen Olymp Frankreichs. Der junge Eddy merkt bald, dass es nicht alleine die formale Bildung, der Schulabschluss des Abiturs ist, der den Unterschied macht. Mit seiner Herkunft geht auch ein Habitus einher, den er nicht so leicht ablegen kann. Die Sprache verrät ihn, er muss lernen sich richtig zu kleiden, das Besteck anders zu halten – und immer wieder gibt es Grenzen. Jede Stufe höher, jede neue Klasse endet letztlich in der Erkenntnis, dass es noch eine andere darüber gibt.
Die Demütigungen, die er als Kind erlebt hat, die Scham ob seiner bescheidenen Herkunft, aber auch die Wut auf die Eltern, die ihm nicht das gegeben haben, was andere ihren Kindern mitgeben – all das treibt ihn an und immer weiter. Zugleich kann er das Gefühl nicht ablegen ein Eindringling zu sein, nie wirklich dazuzugehören. Am Ende ist nichts mehr von dem kleinen Eddy übrig, als er plötzlich doch wieder alles infrage stellt.
Das Thema des sozialen Aufstiegs ist seit einigen Jahren in autofiktionalen Romanen in Frankreich wie auch in Deutschland populär. Christian Baron schildert seinen Weg in „Ein Mann seiner Klasse“, Deniz Ohde in „Streulicht“ die komplexe Beziehung zum Vater, nachdem sie sich als Kind entfernt hat. Jenseits der Grenze setzen sich beispielsweise der bereits erwähnte Eribon in „Retour à Reims“ oder Annie Ernaux etwa in „La Honte“ mit der Frage von Herkunft, Identität und den sozialen Klassen auseinander. Sie alle zeigen, dass Bildung allein nicht ausreicht, wie sehr die Herkunft prägt und dass nur ein Bruch mit dieser zu dem tatsächlichen Aufstieg führen kann – ein Preis, der hoch ist. Mit einigen Jahren Abstand erkennt das auch Édouard Louis, weshalb seine Bücher nicht nur seine Therapie sind, sondern auch eine Gesellschaftskritik, die nachdenklich stimmt und für Deutschland genauso wahr ist, wie für Frankreich.
Claudia Aebischer reist als Leiterin einer Besuchergruppe zur Einweihung einer Deutschen Bibliothek nach Nordkorea. Sie war schon häufiger da, kennt die Gepflogenheiten und ist auch nicht mehr darüber verwundert, wie sich die Welt mit dem Grenzübertritt schlagartig verändert. Doch dieses Mal ist etwas anders, denn sie lernt Sunmi kennen, hochbegabte Dolmetscherin und Agentin, die ihr einen anderen Blick auf das fremde Land und sich selbst ermöglicht.
Andreas Stichmann hat bereits zahlreiche Förderstipendien und Preise erhalten, weshalb seine Nominierung für den Deutschen Buchpreis nur eine Frage der Zeit war. „Eine Liebe in Pjöngjang“ entstand nach einer Nordkoreareise, wenn auch das zentrale Thema universell ist und das abgeschottete kommunistische Land nur die Kulisse für die Liebe der beiden Frauen bildet. Ein insgesamt sehr literarischer Roman mit zahlreichen Anspielungen und Intertextualitäten, der sicherlich eher Leser mit einem entsprechenden Hintergrund anspricht und begeistert.
Die beiden Protagonistinnen sind nicht nur Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sondern derart widersprüchlich, gegensätzlich und verschieden angelegt, dass ihr Tanz zueinander zu einem interessanten Spiel wird, dem man mit wachsender Spannung folgt. Es werden Grenzen überschritten, Regeln unterwandert und Freiheiten genommen, die es eigentlich nicht geben darf. Sprachlich pointiert entsteht eine Liebe jenseits von allem Kitsch und abgedroschenen Phrasen.
Pjöngjang und die Funktionsweisen des Landes werden nicht erklärt, Stichmann berichtet kaum etwas, das man nicht schon wusste oder zumindest erahnte, er politisiert nicht, sondern schafft einen Rahmen, in dem trotz aller Widrigkeiten etwas wachsen und gedeihen kann.
Ein kurzer Roman, der mich sofort begeistern konnte und nicht mehr losließ. Eine intensive Geschichte, die sich auf das Wesentliche konzentriert und genau damit überzeugt.
When the pandemic hits New York, her ex-husband William convinces Lucy Barton to leave the city and to come to live with him in a house in a small town in Maine, by the sea. Lucy trusts Williams, in these fields he knows much better what to do and thus, she leaves her apartment behind, while their two daughters also flee the metropolis. Lucy experiences the first weeks and months like many of us did: life has come to a standstill, everybody is afraid of the fatal virus and interaction with human beings is reduced to the absolute minimum. However, this new situation also offers room for reflection and questioning decisions made, things said and done and all that ultimately matters in life.
I was not really sure if I was already willing to read a novel in which the pandemic was a central aspect while the virus is still raging. However, I totally adore Elizabeth Strout’s novels and since I have met Lucy Barton before, I was looking forwards to “Lucy by the Sea”. As anticipated, I found the novel a wonderful read, slow in pace, which was simply perfect for the time portrayed and the topic, and deeply reflective which I personally perceived just like an invitation for myself, to take some time and seize the chance of the standstill to look back and ponder on where I have come from and where I want to go to.
Apart from the new rules in life – keeping a distance, wearing a mask, obeying lockdown – Elizabeth Strout again focuses on the fragile and complex family bonds that her characters are born in and cannot escape. William finds a part of his family and gets closer when everybody is getting more distant; their daughters Chrissy and Becka have grown up and find a renewed sisterly bond. Lucy has to accept that the girls have become independent and do not need their mother that much anymore. But also the couples’ relationships are put to a test. William and Lucy have been friendly for some time after their divorce, but can living under the same roof work? Lucy comes to understand that love can take different forms and is expressed in diverse ways and loving also means that losing is hard.
Without a doubt one of this year’s absolute highlights. The protagonist feels like a dear and close friend and towards the end, I did not want the novel to stop, but just to go on forever. Elizabeth Strout, again, has not only captured the mood of the pandemic and chronicled our lives but also demonstrates her deep insight in our human condition and what makes us real humans.
Der 17-jährige Maik Freudenberg hat gerade die Hauptschule beendet. Bevor der Ernst des Lebens losgeht, fährt er nochmals mit den Eltern in den Ostseeurlaub. Sein Leben, bis dato immer fremdbestimmt und völlig an seinen Träumen vorbei, hat wenig Lebenswertes. Als er am Strand die Leiche eines jungen Mannes findet, sieht er seine Chance auszubrechen und neu zu beginnen. Er nimmt die Identität des Fremden an und flüchtet. Doch bald schon muss er erkennen, dass die neu gewonnene Freiheit nicht hält, was sie zu versprechen schien.
Der Autor Carl-Christian Elze war mir bis zur Nominierung auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022 gänzlich unbekannt, was daran liegen mag, dass er scheinbar überwiegend Erzählungen und Lyrik veröffentlichte, Genres, in denen ich weniger zu Hause bin. „Freudenberg“ reiht sich für mich in die Riege jener für den Buchpreis nominierten Romane ein, die im besten Sinne sperrig sind und sich linearer Erzählung verweigern. Das Abweichen von gängigen Mustern ist immer mutig, kann restlos begeistern oder auch gänzlich am Leser vorbeigehen. Leider ist mir letzteres bei diesem Text passiert. Nach starkem Anfang hat er mich leider irgendwann verloren.
Schon zu Beginn irritiert, dass der Protagonist nur beim Nachnamen genannt wird, was eine Distanz zu ihm aufbaut und in Anbetracht seines Alters eher seltsam wirkt. Sein Verhältnis zu den Eltern, ebenso wie zu dem anstehenden neuen Lebensabschnitt wirkt schwierig und problembeladen, ist jedoch in sich stimmig. Das Auffinden des toten Marek bietet plötzlich unerwartete Möglichkeiten und der zurückhaltende junge Mann wird aktiv und übernimmt die Regie über sein Leben.
Dass der erhoffte Befreiungsschlag ausbleibt, ist durchaus realistisch, aber leider entfaltet sich die Figur für mein Empfinden an dieser schicksalhaften Stelle nicht. Womöglich kann er es nicht, wollte er zu hoch fliegen, doch durch die große Distanz, die der Autor zwischen Figur und Leser bereits geschaffen hat, weckt er bei mit keine Emotion, kein Mitgefühl, sondern verliert er mich kurz danach. Dass die Figur letztlich psychisch schwach ist, ist nicht das Problem, sondern dass die nun entstehenden Sprünge und Mischung von fiktionaler Realität und Phantastik einem immer weiter von der Geschichte entfernt und dadurch genau das nicht leistet, was gute Literatur vermag: einen Leser temporär in eine andere Haut schlüpfen lassen.
Positiv beschrieben ein eigenwilliger und unkonventioneller Roman, der sicherlich auch seine Leser findet und begeistern kann, mich konnte er leider nicht erreichen.
Marianne ist die neue Patientin, die die Krankenschwester Meret vor der innovativen Behandlung betreut. Es ist ein simpler, aber wirkungsvoller Eingriff, der Mariannes Wut, die sie schon ihr Leben lang begleitet, endlich für immer eindämmen soll, so dass Marianne ein normales Leben führen kann. Unzählige Mal schon hat der Arzt die Operation erfolgreich durchgeführt, auch wenn die Nebenwirkungen bisweilen erheblich sind, aber das Leiden, das die Frauen zu ihm führten, konnte behoben werden. Meret mag ihre Arbeit und vertraut dem Arzt, doch dieses Mal geht etwas schief und die Zweifel, die sie bis dato in ihrem Inneren versteckt hatte, kriechen jetzt langsam hervor. Sie fühlt sich mitschuldig daran, das Verfahren lange Zeit unterstützt zu haben, und muss sich nun in ihrem Leben neu justieren.
Yael Inokai hat mich vor einigen Jahren mit ihrem Roman „Mahlstrom“, für den sie mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde, bereits beeindrucken können. Auch „Ein simpler Eingriff“ spielt wieder in einem sehr kleinen und engen Setting, das die Handlung auf das Wesentliche konzentriert und doch die großen Fragen aufreißt. Vieles bleibt schleierhaft und vage, man weiß weder genau wann, noch wo die Geschichte spielt, aber die Protagonistin, die man als Leser begleitet, durchlebt stellvertretend große Emotionswogen, die einem gleichermaßen mitreißen.
Der Roman bietet ein großes Spektrum an Sinnfragen an, denen man nachhängen kann. Zentral natürlich die ethisch-moralische Frage danach, was Medizin darf und was die Mehrheitsgesellschaft als „normal“ oder „akzeptabel“ definiert. Die psychische Erkrankung der meist jungen Frauen scheint hierbei etwas aus der Zeit gefallen, verbindet man dies doch eher mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, als die typisch weibliche Hysterie die Mediziner faszinierte.
Auch Meretes erste Erfahrungen der Liebe, so natürlich und unschuldig sie entstehen, erscheinen bald für die anderen Figuren als fragwürdig. Gleichermaßen angerissen das Verhältnis zur Schwester, die ausbrach aus dem starren vorgefertigten Rahmen und nach eigenen Maßstäben lebt. Machtverhältnisse von Männern als Chef und Frauen als Untergebenen, aber genauso von älteren Frauen, die qua Erfahrung den Freibrief zur Tyrannei glauben erhalten zu haben – viele Facetten des Lebens werden von Inokai als Angebot zum Nachdenken gemacht. Sie beantwortet diese nicht, gibt keine Lösungen vor oder wertet. Die Sprache, die ich oft nüchtern und sachlich empfand, unterstützt die Distanz, die durch den Erzähler geschaffen wird und so Raum für den Leser und seine Gedanken eröffnet.
Julian Aguon – No COuntry for Eight-Spot Butterflies
Julian Aguon is a human rights lawyer and defender from Guam. “No Country for Eight-Spot Butterflies” is a collection of poems, essays and speeches which center around crucial topics such as colonisation, climate change and the rights of indigenous populations. In total, it forms into a manifesto for the respect of life on earth, no matter if human, animal or plant. He gives insight in his own process of growing up, of gaining insight and learning that even though we as humans should care for the same ideas and aims, the world often works with other mechanisms.
The author has formed a strong voice which immediately captures the reader. In the afterword, he states what he thinks is crucial at the moment, it is not being loud, but to listen. He does not use an accusatory tone, but a quite voice which makes you concentrate more on what is said, paying more attention and reading more closely.
Some of the essays provided new information to me, in others, it was mainly the perspective that was new and which I have ignored so far. It is beautifully written despite the seriousness of the topic and the increasing urgency for action.
An outstanding collection that definitely does leave an impact on the reader.