It is the most disturbing crime scene Sheffield police have ever seen: three persons have literally been slaughtered at home. The morning after the wedding reception of their daughter Leah, Clive and Serena Mercer as well as their son Jeremy are attacked and brutally killed, only Jeremy’s daughter is spared, but she had to witness the crime. When DCI Matilda Darke and her team start the investigation, they soon realise that this case will not be easy to solve, apparently everybody loved the family of well-respected and highly admired doctors. There simply seems to be nobody with a motive and especially nobody to commit such a crime. Yet, forensics come up with an ID: Keith Lumb, arrested several times for petty burglary, left traces at the house, but could this man really be capable of a triple killing? And why should he do this?
Michael Wood’s thriller “The Murder House” is a real page-turner. Once you start reading, the story doesn’t let go anymore and you keep on reading. The case is quite complex and the author brilliantly laid some wrong leads to keep you in the dark for a long time. In the end, however, it all makes sense and the pieces fall perfectly into place. A second plot line about a missing boy shifts focus at times, but also provides some suspense and is quite interesting from a psychological point of view.
Apart from the murder investigation, I liked the characters in the novel who seem quite authentic in the way they are presented and how they cope with the high demand of their job. They show different facets of their personality and all of them have their very own demons they have to fight with. However, they can also laugh and support each other, what I totally adored.
An exciting thriller with a lot of suspense and a carefully crafted plot which leaves nothing else to wish for.
Drei Frauen, drei Geschichten, drei Schicksale. Über viele Jahre hinweg hat Lisa Taddeo sie begleitet, immer mehr über sie erfahren, Urteile gelesen und sie letztlich zum Inhalt ihres Buchs gemacht. Maggie ist noch minderjährig als sich ihr Lehrer ihr zuwendet. Zunächst ist es nur die Aufmerksamkeit, die sie bei ihren alkoholsüchtigen Eltern nicht erhält, bald schon glaubt sie in ihn verliebt zu sein und kurz danach verfällt sie ihm völlig und gibt sich in totale Abhängigkeit. Lina wird als junges Mädchen Opfer einer K.O. Tropfen Vergewaltigung, doch statt dass sie Mitleid bekäme, wird sie beschimpft und geächtet. Viele Jahre später findet sie sich in einer toxischen Beziehung wieder, aus der sie aufgrund ihrer emotionalen Abhängigkeit und Blindheit nicht mehr herauskommt und auch nicht heraus will. Auch Sloane trägt seit ihrer Jugend Dämonen in sich, die sie viele Jahrzehnte begleiten werden und die sie lange davon abhalten zu erkennen, wer sie ist und was sie braucht, um glücklich zu sein.
Häppchenweise werden die Geschichten der drei Frauen präsentiert, immer wieder wird dadurch die Erzählung unterbrochen, was jedoch sehr gut passt, um zu unterstreichen, dass es sich nicht um Episoden, sondern um bisweilen jahrelange Martyrien handelt. Was Taddeo besonders gut gelungen ist, ist das Gedankenkonstrukt, in dem alle drei gefangen sind, ein Gefängnis, das sie sich selbst geschaffen haben und aus dem es kein Entkommen gibt. Sie sind intelligent, auch oftmals reflektiert, aber dennoch können sie nicht wie der Leser als Außenstehender ihre Lage erfassen und so handeln, wie es für ihre psychische und auch physische Gesundheit gut wäre.
Für mein Empfinden ist der Klappentext irreführend. Die drei Geschichten sind keine Schilderungen von Begehren und Lieben, sondern ganz im Gegenteil: die dargestellten Beziehungen sind auf Macht und Machtmissbrauch aufgebaut, emotional wie körperlich wird die Abhängigkeit – sei es wegen des Lehrer-Schülerinnen-Verhältnisses, wegen der einseitigen Zuneigung oder der stärkeren psychischen Konstitution – von den Männern ausgenutzt. Zwar glauben alle drei Frauen zu lieben, sind dankbar für jede Minute, die der Mann ihnen schenkt, für jede noch so abfällige Bemerkung, die sie sich als Zuneigung umdeuten, die Grundvoraussetzungen der Liebe sind jedoch nie gegeben. Es sind keine Beziehungen auf Augenhöhe, keine Ausgewogenheit der Machtverhältnisse und ganz offenkundig ist den Männern ihr Wohlergehen ziemlich egal. Ganz besonders bitter: die gesellschaftlich-soziale Komponente: die Frauen werden durch das Umfeld ein zweites Mal zum Opfer bzw. sogar zum Täter und böswilligen Lügner und Verbreiter falscher Anschuldigungen gemacht.
Die Bandbreite der Kritiken könnte kaum größer sein, von fulminanter Begeisterung bis totalem Zerriss findet sich so ziemlich jede Stimme zu dem Buch. Einige Kritikpunkte kann ich nachvollziehen, die Autorin hat nur weiße heterosexuelle Frauen portraitiert, hier klafft sicher eine große Lücke, wenn sie umfassend toxische Beziehungen darstellen wollte. Sie wird oft sehr explizit in ihrer Darstellung, ob dies unbedingt immer erforderlich ist, sei dahingestellt, auch erscheint die positive Beschreibung einiger Handlungen bisweilen etwas unpassend, auch wenn die betroffenen Frauen sie in diesem Moment so empfunden haben mögen. Andererseits wirkt alles auf mich authentisch und es werden ganz klar die Widersprüche auch innerhalb der Frauen, aber besonders die Folgen, die diese Erlebnisse für sie haben, aufgezeigt.
Nach inzwischen mehreren Jahren #metoo Debatte und zahlreichen prominenten Gerichtsverfahren stellt sich jedoch schon die Frage, welchen Beitrag dieses Buch zu den spezifischen Anliegen der Frauen liefert. Für mich ist es nicht das Buch mit der großen neuen Erkenntnis, aber ganz sicher ein lesenswertes Steinchen in dem Gesamtbild, das nochmals unterstreicht, dass die Welt überwiegend aus Grautönen in zahlreichen Schattierungen besteht und ganz sicher nicht aus schwarz und weiß. Und manchmal lohnt es sich einfach, wenn auch bekannte Fakten nochmals wiederholt werden.
Das Abitur bestanden, steht ihr die Welt im egalitären Frankreich offen. Sie weiß, wofür sie all die Jahre hart gearbeitet hat, doch dann muss Aurélie Lejeune eine herbe Enttäuschung nach der anderen erleben. Das Jurastudium an der Universität von Grenoble ist uninspiriert, mit ihren Kommilitonen verbindet sie nichts und zunehmend begreift sie sich als Außenseiterin. Mit den kolumbianischen Austauschstudenten scheint sie viel mehr zu verbinden und in Alejandro, den sie bei ihrem Nebenjob als Putzfrau kennenlernt, verbindet sie bald schon eine innige Liebe. Doch als dieser der Enge der Kleinstadt entflieht, fällt auch Aurélies Leben in sich zusammen, es stand ohnehin nur auf tönernen Füßen. In Paris hofft sie auf einen Neuanfang und die Realisierung ihrer Träume, die sie eigentlich schon gar nicht mehr hat. Sie will ihre soziale Herkunft als Kind einer Arbeiterfamilie hinter sich lassen, sieht sich bald aber schon einer viel prekäreren Situation ausgesetzt als ihre Eltern es jemals erlebt hatten.
In ihrem Debutroman stellt Marion Messina gleich mehrere Mythen ihres Heimatlandes infrage. An ihren jungen Protagonisten zeigt sie auf, dass das voller Versprechen begonnene Leben sich oftmals anfühlt, als sei es schon vorbei, bevor es überhaupt begonnen hat, wie die ungeliebte B-Seite einer Schallplatte, die niemand hören will und die nur die Aufgabe hat, einen eben noch vorhandenen Platz zu füllen, an die jedoch nicht die geringsten Erwartungen gestellt werden. Wofür soll man in dieser Existenz kämpfen? Die Wirtschaftskrise von 2008, die ganz Europa unerwartet und heftig packte, hat vor allem die Jungen und Gebildeten getroffen, die sich nach jahrelanger Mühe um beste Startchancen um ihr Leben betrogen sahen, ein klassischer „Fehlstart“, sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort.
Messina zeichnet ein erbarmungsloses Portrait einer Gesellschaft und einer Generation, das wenig Mut und Hoffnung macht. Wo sich Alejandro einer omnipräsenten Xenophobie in einem sich selbst als weltoffen und tolerant wahrnehmenden Land ausgesetzt sieht, fühlt sich Aurélie aufgrund ihrer sozialen Herkunft ausgeschlossen, sie kennt die Codes der Kleidung, des Verhaltens und der Sprache nicht und ihre Eltern sind schon lange nicht mehr in der Lage, sie zu unterstützen. Sie soll doch mit dem bescheidenen Dasein, wie sie es selbst führen, zufrieden sein. All die Bemühungen und der Verzicht werden sich nicht auszahlen, das elitär organisierte Land hat keinen Platz für Emporkömmlinge. Das muss auch Benjamin erkennen, der einzige Freund, den Aurélie in der 12 Millionen Metropole gefunden hat und der nach jahrelangem Ackern bereit ist, aufzugeben und in die Provinz zurückzukehren.
Insbesondere das Bild der Arbeitswelt, in der die Angestellten in den niedrigen Positionen nicht nur schnell austauschbar sind, sondern die durch vorgegebene Kleidung, Make-up und Phrasen auch austauschbar wirken und dafür mit dem Mindestlohn abgespeist werden, der kaum ausreicht, um Wohnung und ausreichend Nahrung zu finanzieren, wirkt brutal, aber authentisch. Die prekäre Existenz mit Zweit- und Drittjob laugt sie so dermaßen aus, dass sie gar nicht mehr am Leben teilnehmen und von Paris außer den Gängen der U-Bahn nichts mehr sehen. „Métro-Boulot-Dodo“ wird so nicht mehr nur ein ironisches Wortspiel, sondern schlichtweg Realität.
Marion Messina untermauert die falschen Versprechungen sprachlich versiert, in kursiv erscheinen die immer wieder bemühten Phrasen, die sich jedoch als leere Worthülsen entpuppen. Ihr Roman erschien 2017 noch vor den aktuellen Protesten der Gilets Jaunes, sie legt aber den Finger in genau dieselbe Wunde und erfüllt damit eine der wesentlichen Aufgaben der Literatur: sie hält der Gesellschaft und vor allen denjenigen, die diese lenken, den Spiegel vor, in dem sie bei genauen Hinschauen eine schmerzverzerrte Fratze erkennen können. Auch 2020 noch einer DER Romane der Stunde.
Ein herzlicher Dank geht an den Hanser Literaturverlag für das Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zu Buch und Autorin finden sich auf der Verlagsseite.
He hit her. Again. But this time, she cannot hide it under her clothes, her eye is visible to everybody in school and therefore Maya goes forward to their principal and tells her what Mike Parker, everybody’s darling and sports superstar, has done. Even though it is quite obvious and Maya has no reason to lie, questions like “maybe she provoked him?” and “maybe it was just an accident?” blame her for being the victim. The school is divided and so are the friends. Yet, not only Maya goes through a hard time, her formerly best friend Juniper does so, too, apart from feeling ashamed for not having been the friend Maya would have needed, her break-up with Tess combined with her psychological struggles already keep her mind busy. But this is something that needs action and that’s what Juniper’s parents educated her for: standing up for those who are in need.
I was immediately hooked by Alyssa Sheinmel’s novel, she brilliantly captivates Maya’s thoughts which oscillate between not wanting to be the victim but speaking out for her rights and being strong on the one hand, and feeling insecure about what happened, questioning herself, her own contribution to bringing her boyfriend so far as to hit her again and again on the other. She is young and even though she knows exactly what is right and what is wrong, emotions are not that easy and rarely only black and white.
Providing different perspectives also adds to underline the complexity of a topic which seems so easy to make an opinion about. At first, however, I was a bit confused by the headlines of the chapters which introduce the respective character talking, I first assumed that wide range of girls would be presented until I realised that it is just the two of them perceiving themselves in different roles depending on their mood.
Unfortunately, after a great start, the novel lost focus a bit for my liking. Of course, it is only natural that all teenagers have their own struggles, that none of them really lives a carefree life where all is perfect. Yet, it was a bit too much here: Maya and the violence, Juniper cutting herself and suffering from OCD, drugs abuse – adding too many big topics quite naturally lead to a very shallow and superficial treatment of all of them. Not only did the author miss the chance to provide some insight in the psychological background of each, she treats them like some small bruise that can easily be overcome by just being friends again with your BFF. Simply focussing on Maya and Juniper also did not seize the extent of such an accusation and what it really does to a small community like a school.
Nevertheless, a great read that I enjoyed and which provides some food for thought.
London ist einfach nicht die richtige Umgebung für ihren Sohn Alfie, deshalb zieht Joanna in die Kleinstadt Flinstead, die direkt am Meer liegt und wo auch ihre Mutter lebt, die die alleinerziehende Maklerin unterstützen kann. Das Idyll wird bald schon durch ein böses Gerücht ins Wanken gebracht: Sally McGowan soll Mitten unter den braven Bürgern leben, die Frau, die Jahrzehnte zuvor als Mädchen ihren kleinen Spielfreund Robbie heimtückisch mit einem Messer erstochen hat. Das Zeugenschutzprogramm bietet ihr Anonymität, aber die Bewohner des Küstenstädtchens sind aufgeschreckt und sowohl bei den wartenden Müttern vor der Schule wie auch im Buchclub gibt es kein anderes Thema mehr. Auch Alfies Vater und Joannas Teilzeitlover Michael interessiert sich für die Geschichte; der Journalist weiß zwar, dass es eine verboten wurde, über die Kindermörderin zu schreiben, aber er hofft dennoch, dass sie vielleicht nach all der Zeit ihre Version der Geschehnisse berichten mag. Und so taumelt Joanna in eine Hetzjagd, von der sie nicht ahnt, wie sie enden wird.
Die ehemalige Krankenschwester und Sekretärin Lesley Kara nutzt die richtigen Zutaten, um in ihrem Debutroman Spannung zu entwickeln. Zunächst nimmt man noch an, dass Joannas ganzer Horror in der lokal wie auch gedanklich begrenzten Welt der Kleinstadtmütter liegt, doch dann mehren sich geschickt die Anzeichen, dass die Mörderin tatsächlich existiert und sich in unmittelbarer Nähe aufhält. Genau wie die Protagonistin beginnt man den Spuren zu folgen und eine Figur nach der anderen zu verdächtigen – nur um zu realisieren, dass man ganz Wesentliches nicht beachtet hat.
Mich konnte „Das Gerücht“ überzeugen und bestens unterhalten. Joanna ist authentisch gezeichnet, als alleinerziehende Mutter mit beschränkten finanziellen Mitteln plagt sie permanent das schlechte Gewissen gegenüber ihrem Sohn. Als dieser dann in der Schule auch noch ausgegrenzt wird, erwacht ihr Mutterinstinkt so richtig. Gleichzeitig mehrere Bälle zu jonglieren ist nicht immer einfach und auch sie gerät immer wieder an ihre Grenzen. Das ganze kompensiert die Ich-Erzählerin jedoch mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die mich immer wieder auch in gewisser Weise an Bridget Jones erinnerte – es geht halt auch immer mal wieder was schief und schnell hat man sich auch verplappert. Dieser unterhaltsame leichte Ton weicht an der genau richtigen Stelle dem nervenzerreißenden Schrecken, wenn plötzlich alle Puzzleteile ineinandergreifen und sich ein Bild formt – ein gänzlich unerwartetes und ohne Frage unerwünschtes.
Ein fesselnder Roman, der auch immer wieder überraschen kann und sowohl mit glaubwürdiger Figurenzeichnung wie auch einer geschickt gesponnenen Handlung und kurzweiligem Erzählton punkten kann.
C’est une des multiples questions que Vanessa Springora pose dans son livre « Le consentement » qui a peut-être provoqué le plus grand scandale littéraire de l’année 2020. L’éditrice raconte l’histoire comment elle, à l’âge de seulement quatorze ans, a été séduite par Gabriel Matzneff, un ami de sa mère et auteur reconnu qui a franchement parlé dans ses livres de sa préférence sexuelle pour les très jeunes filles et garçons sans que jamais quelqu’un aurait désapprouvé. C’est l’histoire d’une fille qui se sent aimée, qui comprend que ce qu’elle vit doit se passer à l’ombre comme ce n’est pas tout à fait accepté moralement, mais qui, en même temps, ne se voit pas comme « victime », mais comme une jeune femme qui aime. C’est seulement quand elle se reconnaît dans les récits de l’auteur qu’elle se sent abusée et qu’elle développe le désir de s’emparer de son propre histoire.
Il est vraiment difficile de ne pas avoir entendu parler de l’affaire Matzneff et ce sont les nombreux articles de journaux et reportages radiophoniques qui m’ont intrigués à lire le livre de Vanessa Springora. A mon avis, c’est un document à ne pas rater, non seulement pour soi-même se forger une opinion en ce qui concerne le scandale, mais avant tout, parce qu’elle permet de suivre ses pensées et ses sentiments en temps de son relation avec Matzneff qui ne correspond pas du tout à l’idée d’un abus de mineurs mais qui est beaucoup plus compliquée et pour cette raison intéressante.
Avant tout, « Le consentement » est un document de la pensée des soixante-huitards. La relation d’un quinquagénaire avec une adolescente est inimaginable aujourd’hui, selon l’idée de la liberté totale, il n’y a rien de choquant, au contraire, l’initiation devient presqu’une obligation. Quoique ce soit difficile à accepter, il y a une certaine logique comme dans la vision du monde de la jeune Vanessa pour qui l’intérêt et l’admiration d’un homme aide à devenir vivante. Au moment où elle est ensemble avec l’auteur, c’est seulement savourer le jour, c’est beaucoup plus tard qu’elle va éprouver vraiment les conséquences de cette relation.
Ce qui est étonnant et certainement choquant, c’est que tant d’adultes avaient connaissance de cette liaison singulière mais aucun d’entre eux – même pas ses parents et ses profs ! – la désapprouvait ou prenait des mesures pour protéger la fille. Peut-être que vraiment les temps ont changés – au moins le fait que le scandale est bien existant et ainsi fait preuve de cela – mais c’est peu compréhensible aujourd’hui comment au vu et au su de tout le monde cela se pouvait dérouler.
A part du contenu totalement captivant, c’est aussi la manière de raconter que j’ai adorée et qui évoquait plutôt un entretien avec une amie qu’un roman.
Ana has always been an extraordinarily pretty child, so when she becomes a teenager, her parents see this as a chance to escape their poor situation. At the age of fifteen, she is married to one of the Ruiz brothers, a family making a fortune in the US which allows them to control more and more land in the Dominican Republic. Ana has to follow her new husband to New York where she lives in a poor, rundown apartment and the promises of being able to go to school are soon forgotten. She has to serve Juan and his brothers and if she doesn’t obey or dares to speak up, he shows her with brutal force who has the say in their home. She becomes more and more desperate and finally develops a plan to flee, but she underestimates her new family.
Angie Cruz’s novel is set in the 1960s, but her protagonist’s fate could be as real in 2020. Young and naive girls fall prey to seducing men or are forced by their parents to leave their home country for a supposedly better life abroad where they, with the status as an illegal immigrant, hardly have a chance to escape their domestic situation which is often marked by poverty, oppression and being exposed to violence of all kinds by their domineering husbands. Dependence due to lack of language knowledge often combined with isolation makes them sooner or later give up all opposition and succumbing to the life they are forced to live.
It is easy to sympathise with Ana; at the beginning, she is a lively girl with dreams and vivid emotions even though she has also experienced her parents’ strict and at times brutal education. She is quite clever, nevertheless, the new life in New York overburdens her and she needs some time to accommodate and develop coping strategies. However, then, she becomes the independent thinker I had hoped for, but never egoistically does she only think about herself, she also reflects what any step could mean for her family at home whose situation with the political turmoil of 1965 worsens dramatically.
A wonderful novel about emancipation and a strong-willed young woman which allows a glance behind normally closed doors.
Nachdem ihr Mentor und bester Freund sich selbst das Leben genommen hat, erbt die Ich-Erzählerin einen Hund. Kein kleines Schoßhündchen, sondern eine riesige Dogge, die viel zu groß für ihre kleine New Yorker Wohnung ist, in der sie ohnehin keine Hunde halten darf. Aber irgendwer muss das Tier ja nehmen, das genau wie sie den Verlust des Gefährten betrauert. Die Annäherung an Apollo – der einzig wirklich passende Name für ein solch imposantes und schönes Tier – ist nicht einfach, doch nach und nach finden sie zusammen in ihrer Trauerbewältigung, die sich für die Erzählerin gedanklich zwischen Erinnerungen an den Freund, literarischen Analysen und den Studenten ihrer Creative Writing Kurse abspielt. So befremdlich der neue Mitbewohner für sie zunächst ist, so groß stellt er sich emotionale Stütze heraus.
Sigrid Nunez achter Roman katapultierte die Autorin schlagartig ins öffentliche Interesse, da sie mit diesem 2018 den National Book Award gewann und für zahlreiche weitere literarische Preise nominiert wurde. Der Roman besticht weniger durch die Handlung, diese ist recht reduziert, sondern letztlich durch den geschickten Genremix, der Nunez überzeugend gelungen ist. Literarische Betrachtungen, philosophische Spaziergänge, Erinnerungen, psychologische Analyse und geradezu banale Alltagssorgen im Zusammenleben mit einem Hund werden durch eine mal melancholische, mal heitere, mal fast wütende Erzählstimme zusammengehalten.
Im Zentrum steht Apollo – die einzige Figur, die einen Namen erhalten hat. Apollo hat keine Vergangenheit, er war irgendwann einfach da, und aufgrund seines Alters hat er auch keine Zukunft. Ebenso wie die Erzählerin trauert er offenkundig und die Frage, wer eigentlich wen tröstet, wer wessen Trauerbegleiter ist, bleibt letztlich offen.
Besonders gefallen haben mir die Grübeleien über das Schreiben und die Literatur, die Nunez mit pointiert ironischem Unterton präsentiert.
„Wenn Lesen die Fähigkeit zur Empathie tatsächlich fördert, wie uns ständig erzählt wird, dann scheint Schreiben sie zu vermindern.“
Die Überhöhung der Autoren, die in der Realität jedoch oft ein prekäres Dasein führen und häufig das Hadern mit ihren Emotionen und ihrer psychischen Instabilität als primäre Inspirationsquelle nutzen, greift sie direkt an und stürzt die Literaten vom gesellschaftlichen Thron. Doch wer eine Gedenkfeier nicht zum Erinnern an den Verstorbenen, sondern zum Netzwerken nutzt, hat es wohl auch nicht besser verdient. Nicht viel besser ergeht es den akademischen Institutionen, an denen keine kritische Auseinandersetzung und offene Diskussion ohne Rede- und Denkverbote mehr erfolgt, sondern die sich mit selbstauferlegten Beschränkungen vor Sorge um die augenscheinlich immer geringer werdende Belastbarkeit der Jugend zunehmend selbst in ihrer Gedankenwelt limitieren.
Unprätentiös und erfrischend amüsant lässt uns die Erzählerin an ihren Gedanken teilhaben und erfindet so den wahren literarischen Freigeist neu und macht neugierig auf ihre früheren Werke.
Jørn Lier Horst – Wisting und der Tag der Vermissten
Kurz vor dem 10. Oktober, wie in jedem Jahr seit 24 Jahren, holt William Wisting die Unterlagen zu dem ungelösten Fall von Katharina Haugen hervor und studiert die Ermittlungsergebnisse, immer in der Hoffnung, doch noch etwas Neues zu entdecken, das den Fall lösen könnte. Er wird wieder zu Martin Haugen, dem Ehemann, fahren, mit dem ihn inzwischen fast so etwas wie eine Freundschaft verbindet. Doch dieses Mal entsprechen gleich zwei Dinge nicht den üblichen Routinen: Martin Haugen ist nicht zu Hause als Wisting ihn aufsucht, stattdessen sieht der Kommissar, dass überall Überwachungskameras angebracht wurden. Und Adrian Stiller interessiert sich plötzlich für den Mann. Der Sonderermittler einer neuen Einheit, die Cold Cases neu aufrollt, untersucht eigentlich den Vermisstenfall Nadia Krogh, in dessen Zusammenhang nun Spuren zu Martin Haugen führen. Beide Fälle liegen mehr als zwei Jahrzehnte zurück, da ist die Chance gering, sie noch zu lösen, aber manchmal benötigen Menschen einfach Zeit, bis sie sich offenbaren.
Jørn Lier Horst hat mit der Reihe um alte Fälle für seine Serie um den norwegischen Kommissar William Wisting quasi einen eigenen Ableger geschaffen. Der Fall um den mysteriösen Code, den die verschwundene Katharina hinterlassen hat, ist im Original der zwölfte der inzwischen vierzehnbändigen Reihe, die deutsche Zählung beginnt mit diesem eine neue, führt aber vor allem das Privatleben Wistings und seiner Tochter Line fort. Nichtsdestotrotz lässt sich der Krimi auch problemlos als Einstieg in die Serie, unabhängig von den Vorgängern, lesen.
Zunächst scheint die Suche nach Katharina in eine Sackgasse zu führen, alle Spuren sind ausgewertet und bei genauer Betrachtung ihrer Lebensgeschichte, liegt es auch nahe, dass die Frau einfach untergetaucht ist und sich an einem anderen Ort ein neues Leben aufgebaut hat. Auch der zweite Fall um die Industriellentochter, deren Verschwinden schnell zu einem Entführungsfall wird, klingt zunächst nicht besonders vielversprechend, was eine Lösung nach so langer Zeit angeht. Doch unerwartet wird mit viel psychologischem Geschick wird der Täter in die Enge getrieben, ein riskantes Manöver, das jedoch von den Ermittlern geschickt eingefädelt wird und letztlich die losen Enden miteinander verknüpft.
Wisting bleibt sich auch in diesem Fall treu. Unprätentiös und lebensnah ist er nicht der Superheld, sondern arbeitet mit seinen Kollegen im Team und offenbart bei der Beaufsichtigung seiner Enkelin auch dramatische Schwächen. Das Menschliche, das sich bei ihm zeigt, ist es auch, dass ihn antreibt, er will Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen und verstehen, was einen Mörder so weit treibt, einem anderen das Leben zu nehmen. Gerade auch sein Privatleben, das wieder einmal unmittelbar mit seinem Beruf verbunden wird, lässt ihn authentisch und erfrischend normal wirken. In dieser Hinsicht ist ein typischer Nordic noir Krimi, ihm fehlen jedoch die düsteren, geradezu depressiven Aspekte, die sich auf den moralischen und gesellschaftlichen Verfall beziehen, womit sich Jørn Lier Horst deutlich von anderen skandinavischen Spannungsromanen abhebt.
Jack Dana dachte nach den Ereignissen in der Vergangenheit nun endlich mit Heidi ein ruhiges Leben führen zu können, sein Erzfeind Abner Brown ist tot und stellt keine Bedrohung mehr da. Doch dann erhält er einen verstörenden Telefonanruf und muss live mit anhören, wie sein Freund Simon Lathrop und dessen Frau grausam gefoltert und ermordet werden. Kurz danach die zweite Nachricht auf seinem Laptop: offenbar ist Abner Brown zurück – doch das ist unmöglich! Brown ist tot wie man es nur sein kann, aber wer sonst wählt einen solchen Duktus und hegt einen unbändigen Groll und Rachegelüste gegen ihn? Dass es nicht nur bei verbalen Drohungen bleibt, muss Jack Dana bald erkennen und ebenso, dass auch seine Lebensgefährtin und deren Familie in größter Gefahr schweben. Das grausame Spiel ist eröffnet, die Frage ist nur, wer in diesem speziellen Pokerspiel – „Killer’s Choice“ in Anlehnung an die Variante „Dealer’s Choice“, bei der der Spieler am Zug die Regeln bestimmt – am Ende die besseren Karten hat.
Louis Begley’s dritter Roman um den ehemaligen US Marine und Autor Jack Dana knüpft nahtlos an die Vorgänger an. Wie gewohnt auch die kritischen Seitenhiebe auf das amerikanische Rechts- und Ordnungssystem und nun vor allem auch auf den aktuellen Präsidenten. Dem eigentlichen Protagonisten stehlen aber zwei anderen Figuren beinahe die Show: sein chinesischer Diener/Freund/Leibwächter Feng und die französische Bulldogge Satan, deren stoische Gelassenheit man so manchem Menschen wünschen würde.
Die Erzählstimme des Elitesoldaten ist Begley wieder sehr überzeugend gelungen. Schnörkellos und effizient erzählt Jack Dana von den Begebenheiten, selbst wenn er von Heidi spricht, bleibt er in recht neutralem Ton, obwohl er bereit ist, sein Leben für sie zu riskieren. Fraglos wirkt aber auch der Abschluss der Trilogie etwas aus der Zeit gefallen und folgt nicht den Regeln der heute gängigen Kriminalgeschichten. Es mag Begleys Alter (geboren 1933) geschuldet sein oder auch seiner späten Karriere als Autor, die erst in den 1990er begann, dass er mich weitaus mehr an einen Raymond Chandler oder einen Dashiell Hammett mit ihren hard-boiled Detektivromanen erinnert. Auch wenn im dritten Band moderne Technologie eine Rolle spielt, bleibt im Zentrum doch der weitgehend auf sich gestellte Ermittler, der dem organisierten Verbrechen und dem korrupten System, das sich bis ganz nach oben in der Politik zieht, weitgehend einsam gegenüberstehen sieht. Zynisch geworden ist auch Jack Dana, der einst dem Land bedingungslos diente, das er jetzt nicht mehr erkennt:
„Ich bin nicht in den Krieg gezogen, um Amerika wieder großartig zu machen – ich fand es großartig genug. Ich wollte, dass Amerika wieder anständig würde, wieder ein Land, das armen Schluckern eine faire Chance gibt und sich um die Schwachen und Bedürftigen kümmert.“ (S. 14)
„Killer’s Choice“ reicht nicht ganz an den großartigen ersten Teil heran, dafür ist mir das Auftauchen des aktuellen Gegners nicht überzeugend genug motiviert und die Handlung doch etwas zu schematisch und voraussehbar. Dafür liefert Begley einen Roman in guter amerikanischer Tradition, die er überzeugend ins neue Jahrtausend führte.
Ein herzlicher Dank geht an den Suhrkamp Verlag für das Rezensionsexemplar. mehr Informationen zu Autor und Titel finden sich auf der Verlagsseite.