Zoe Beck – Brixton Hill

London Canary Wharf. Stromprobleme lassen in einem der neuen Luxushochhäuser Panik ausbrechen. Kimmy erträgt diese Situation kein zweites Mal und stürzt sich aus dem Fenster. Emma muss fassungslos zusehen, wie ihre Freundin dem Tod entgegen springt. Der Schock sitzt tief, vor allem, weil die Polizei sie verdächtigt, nicht geholfen zu haben. Ihr Bruder tröstet sie, doch noch in derselben Nacht kommt es in dessen Wohnung ebenfalls zu einem tödlichen Zwischenfall. Offenbar ist jedoch Emma das Ziel dieser Anschläge. Steckt ein Stalker dahinter, der sie bereits seit Monaten verfolgt? Die Polizei hält sie selbst für die Täterin und bald schon weiß sie nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.

Zoe Becks Roman spielt mit Emmas Verzweiflung und der unheimlichen Bedrohung, die sich nicht lokalisieren lässt. Die Spannung ist konstant hoch und auch als Leser fühlt man, wie es dieser Frau geht, der offizielle Seiten keinen Glauben schenken wollen. Die letztendliche Auflösung ist zwar glaubwürdig, aber ein wenig weniger hätte es auch schon getan. Gelungene Unterhaltung mit Gänsehautfaktor.
4,5/5

Christian Biesenbach – "Wintersonne"

Weihnachten, ruhige Tage bei der Familie sollen es für Linda und Kees werden. Harmonisch verläuft die erste Begegnung für Kees mit den Schwiegereltern, doch dann ändert sich die Lage schlagartig. Lindas Vater wird bereits seit Tagen bedroht, er soll seine Erfindung freigeben und weigert sich. Jetzt ist ein Team entschlossener Männer dazu übergegangen, mit Gewalt eine Unterschrift einzufordern. Doch die Familie und Kees werden sich so einfach nicht geschlagen geben.

Das Buch ist rasant und durchaus spannend. Leider fehlte mir die Handlung, es war letztlich nur die Kampfhandlung bzw. das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Angreifer und Verteidigung. Passend dazu viele Opfer und wildes Geballer. Leider kann dieser Roman nicht mit dem Vorgänger mithalten, zu schnell ist abzusehen, wie es ausgeht und zu dünn der Plot.
3/5

Judith Winter – "Siebenschön"

So hatte Em sich das nicht vorgestellt. Dass ihr Partner sich in Elternzeit verabschiedet hat, war schon unverschämt genug, aber jetzt soll sie nicht ihren Wunschkollegen bekommen, sondern mit einer Frau ein Ermittlungsteam bilden. Als ob das nicht genug wäre, ist die Asiatin Mai nicht nur ausgesprochen hübsch und klug, sondern mindestens genauso ehrgeizig wie sie. In dieser Konstellation sollen sie Frankfurt vor einem irren Serientäter retten. Auf brutale Weise ermordet er seine Opfer und nimmt Rache – alle haben ein Verbrechen begangen, das nicht geahndet wurde. Aber nicht nur sie müssen leiden, mit ominösen Briefen schickt er ahnungslose Opfer an die grausam inszenierten Tatorte. Es gibt offenkundig ein Muster und alle Fäden laufen beim Psychologen Westen zusammen. Doch dieser ist ratlos, weshalb er in den Fokus eines Irren geraten konnte. Der Countdown zum nächsten Mord läuft und die Ermittlerinnen arbeiten teils mit- teils gegeneinander auf Hochtouren.

Judith Winters Thriller bietet viel Spannnung, einen cleveren Serienmörder, der mit der Polizei spielt und Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Besonders brisant die Konstellation des Wrmittlungsteams, das eine eigene Note mit einbringt. Hier liegt auch die einzige Kritik. Die Figuren Em und Mai sind vielschichtig und interessant, kommen im Fall aber zu kurz. Leider erfährt man gerade über Mai zu wenig, hier ist durchaus noch viel Potenzial für Nachfolger. Der Fall an sich überzeugt jedoch restlos.
4,5/5

Arnaldur Indridason – Duell

Das Königsduell des Kalten Krieges: in Island stehen sich die Schachgrößen Bobby Fisher und Boris Spasski gegenüber. Die Stimmung ist gespannt, in dem kleinen Inselstaat wimmelt es nur so vor Diplomaten, Presse und Agenten. Marian Briem soll derweil einen Mord aufklären. In einem Kino wurde ein 17-jähriger Junge während einer Vorstellung erstochen. Er hat heimlich die Filme auf Kassette aufgenommen – aber reicht das, um ihn zu erstechen? Die Polizei kommt nicht wirklich voran, es gibt kaum Zeugen und wenn sie diese ausfindig machen, können sie kaum etwas zu dem Fall beitragen. Doch es findet sich eine Spur und erst spät wird Marian klar, dass sein Mordfall in einen viel größeren Komplott eingebunden ist, der die beiden Supermächte direkt vor seinen Augen konfrontieren lässt.

Der Krimi ist zäh. Der Fall entwickelt sich erschreckend langsam und tritt Ewigkeiten auf der Stelle. Die Nebenhandlungen haben auch keine Spannung zu bieten, einzig die Rückblicke in Marians Kindheit können das Interesse wecken, wenn sie wohlgleich nichts mit einem Kriminalfall zu tun haben, sondern eher das Außenseitergebaren des Ermittlers erklären. Erst auf den letzten 60 Seiten erreicht die Geschichte die von Indridason gewöhnte Qualität und der Fall wird clever und sauber gelöst. Alles in allem hatte ich mir von ihm viel mehr versprochen, vor allem vor diesem historisch-bedeutsamen Hintergrund.
3,5/5

Elke Schwab – "Urlaub mit Kullmann"

Den Urlaub haben sie sich verdient: Kommissar a.D. Kullmann, seine Frau und die quasi Tochter und Ex Kollegin Elke mit samt Tochter reisen nach Kroatien. Eine Woche Erholung am Meer soll es werden, doch schon schnell werden sie durch Mitreisende belästigt und ein vermeintlicher Mordfall fordert Ankes Aufmerksamkeit. Aber auch der charmante Alexander buhlt um ihre Zeit und Zuneigung. Komische Dinge gehen im Urlaubsort vor sich, sind sie etwa in Mitten eines Bandenkriegs geraten?

Der Klappentext klingt sehr verlockend nach einem spannenden Krimi in Kroatien. Leider hält er nicht, was er verspricht. Die Figuren sind dümmlich und strotzen nur so vor Vorurteilen gegenüber Koraten, Ostdeutschen und eigentlich allem. Mit naiver Einfältigkeit gesegnet soll Anke eigentlich die clevere Kommissarin spielen, benimmt sich aber divenhaft und leichtsinnig, was zum einen unsympathsich wirkt und zum anderen nur den Kopf schütteln lässt. Blockwart Kullmann übernimmt überall das Kommando und erwartet unbedingten Gehorsam nach seiner Mottenkisten-Lebenseinstellung. Wenigstens gibt es gutes deutsches Essen im Hotel, wär ja auch nich schöner, wenn man sich an die primitiven Südländer anpassen müsste… Über weite Strecken ist der Roman ob der dummen Platitüden unerträglich, die Handlung ist absurd und unglaubwürdig, einen Krimi gab es eigentlich nicht wirklich. Dafür wird reichlich übers Essen geplaudert und Anke schmeißt sich direkt dem erstbesten Mann so aufdringlich an den Hals, dass es nur peinlich ist, davon lesen zu müssen. Die obligatorischen Strand-Sex-Szenen setzen dann den endgültigen Tiefpunkt einer völlig verunglückten Handlung. Auch sprachlich ist der Roman kein Glanzpunkt, vor allem die Dialoge sind gestelzt und unrealistisch. Schade, Chance vertag.
1,5/5

Christian Biesenbach -"Sonne, Wind und Mord"

Füe Kees Bloemberg beginnt der Tag wenig verheißungsvoll. Nach einem Zwischenfall degradiert erwarten ihn Falschparker und Papierkram während die ganze Stadt wegen einer Umweltkonferenz im Chaos versinkt. Als letzter Kommissar im Präsidium wird er dann doch zu einem Mordfall beordert – unter den wachsamen Augen des vermutlich unfähigsten Adjutanten. Doch das ungleiche Team muss sich schneller als gedacht zusammenfinden, nachdem man sie und eine Zeugin am Tatort angreift, beginnt die Flucht vor einem unbekannten Täter. Linda Farber ist zunächst auch wenig gesprächig und rückt nur nach und nach dami heraus, weshalb ihr Partner sterben musste: sie haben eine Methode entwickelt, Unmengen Energie belastungsarm herzustellen. Daran sind auch Politiker des Klimagipfels interessiert.

Der Roman ist recht rasant und lässt die Spannung durch parallel verlaufende Handlungsstränge auch nicht abfallen. Kees ist unkonventionnell und hat mit Rudjard ein passendes Pendant als Partner. Die Thematik ist aktuell und der Kriminalfall glaubhaft. Einzige Zweifel kamen mir bei der Vielzahl an Verletzungen, die die Protagonisten im Laufe der Handlung so sammeln, die sie aber nicht am tampferen weiterkämpfen hindern. Mit mehreren Schüssen und halb zu Tode geprügelt hechtet man üblicherweise nicht mehr durch Industrieanlagen. Ansonsten unterhaltsam und durchaus gelungen.

3,5/5

Romain Gary – Les trésors de la mer rouge

Romain Garys Reisebericht ist geprägt von intensiven Wahrnehmungen seiner Aufenthaltsorte. In Afrika – vorrangig in Djibouti im heutige Somaliland – und auf der arabischen Halbinsel versucht er, Land und Leute zu verstehen und beobachtet die Eigentümlichkeiten der Bewohner. Episodenhaft berichtet er von bemerkenswerten Begegnungen, die ihm Einblicke in andere Sichtweisen und neue Welten eröffnet haben. Für mich waren drei Geschichten im ersten Teil besonders beeindruckend: die Auswirkungen der Schlangenbisse, die Haltung des Arztes, der nicht nach Frankreich zurückkehren möchte und die Beschneidung der Mädchen.

Insgesamt wusste ich mit diesem Büchlein jedoch nur wenig anzufangen, bisweilen langweilte mich Gary, dann waren berichte schlicht belanglos. Einzig seine Beschreibungen der sagenhaften Landschaften bleiben als besonders gelungen in Erinnerung. Ich bin unentschieden, was ein Urteil angeht.

3/5

Catherine Jinks – Teuflisches Genie

Schon als Junge kann der kleine Cadel sich in Netzwerke hacken und das U-Bahnnetz lahmlegen. Seien Eltern suchen Rat beim Psychologen Thaddeus Roth, dessen große Bemühungen um ihren Sohn sie als besonderes Interesse an dem Genie deuten. Sie ahnen nicht, dass sie direkt in die Hände des Bösen gelaufen sind. Als sein Mentor zieht Thaddeus den unscheinbaren Cadel heran und weiht ihn in die Geheimnisse von Betrug, Verwandlung und Anwendung aller Kniffe der Netz- und Geschäftswelt ein. Doch er ist nicht allein, er arbeitet für Darkkon, den schwersten Verbrecher aller Zeiten – und Cadels leiblicher Vater. An einer eigens für ihn erschaffenen Universität trifft er auf die besten ihres Faches, alle instrumentalisiert, um das Netzwerk des Verbrechens zu schützen und auszubauen, Doch Thaddeus und Darkkon haben die Rechnung ohne das kleine Genie gemacht.

Die Geschichte weist in sich eine gewisse Konsistenz und Logik auf, auch wenn sie völlig abstrus und an den Haaren herbeigezogen ist. Leider kommen die Kommilitonen etwas zu kurz, als sie eingeführt wurden mit ihren speziellen Fähigkeiten und Macken, wurde das Buch zeitweilig doch recht interessant auch für Leser, die weder im Bereich Jugendbuch oder Fantasy/Science-Fiction unterwegs sind. Gegen Ende wurde es sehr langatmig und den ein oder anderen verzögernden Handlungsdreh hätte man sich sicherlich sparen können. Alles in allem durchschnittlich.

3/5

Jenk Saborowski – Argwohn

Der dritte Fall um die Sonderermittlerin Solveigh Lang.
Die Zentrale der Europapolizei ECSB wird heimtückisch angegriffen. Solveigh muss mit ansehen, wie viele ihrer Kollegen rücksichtslos niedergemetzelt werden und schwört Rache. Recht schnell ist klar, dass es einen Maulwurf im haus gibt und dieser führt direkt zur italienischen Mafia. Der Gegner ist gesetzt und die Jagd beginnt. Währenddessen sind zwei moldawischen Mädchen mit großen Erwartungen an einen Menschenhändlerring geraten und in München gibt ein konservierter Arm der Polizei Rätsel auf. Dass diese Ereignisse alle eine Verbindung haben und internationale Kooperation und Eile gefragt sind, lassen die Handlung zu einem rasanten Wettlauf gegen die Zeit und einen noch im Versteck agierenden Psychopathen werden.

Wie auch schon die Vorgänger besticht dieser Thriller durch ein hohes Tempo und viele parallel verlaufende Handlungsstränge, die nach und nach ineinander verwoben werden. Die Figuren sind jede auf ihre Weise ungewöhnlich und unkonventionell, was ihnen erlaubt, auch abseits der breitgetretenen Ermittlungspfade zu wandeln und mit kreativen Ideen den Tätern das Handwerk zu legen. Die Handlung an sich ist hochaktuell, glaubwürdig erzählt und gelöst. Die Spannung zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite. Vielleicht hätte man aus den zwei großen Fällen auch zwei Bücher machen können, gerade der Psychopath kommt ein wenig zu kurz. Dies schmälert aber in keiner Weise die Unterhaltung.

5/5

Bernhard Schlink – Selbs Mord

In einem Schneegestöber leistet der privater Ermittler Selb einem Mann Hilfe und dieser bietet ihm umgehend einen Auftrag an: in der Bank, die er mit einem Partner leitet, wurde bei der Gründung ein unbekannter Miteigentümer eingetragen, zu dem keine weiteren Informationen vorhanden sind. Selb soll diesen ausfindig machen, um eventuell noch vorhandene Ansprüche klären zu können. Nur wenig bringt Selb zusammen, doch schon bald entwickelt sich sein Auftrag in eine gänzlich andere Richtung und nach zwei höchst merkwürdigen Todesfällen ist ihm klar, dass in der Bank etwas ganz und gar nicht stimmt. Eine Reise nach Ostdeutschland bringt schnell Gewissheit und das Ausmaß der Verstrickungen wird Selb erst nach und nach klar.

Schlink konnte mich mit diesem Krimi nicht überzeugen. Langatmig schleppt sich der Fall dahin, wirr löst sich der Fall erst nach und nach auf und bleibt am Ende für meinen Geschmack unglaubwürdig und überzogen. Die Grundidee gefällt mir durchaus, aber es fehlt der Pep in der Erzählweise, was vermutlich durch den Ich-Erzähler Selb bedingt ist, der im schon weit fortgeschrittenen Alter sehr behäbig und langsam, geradezu tröge wirkt. Spannung kam leider nie auf und am Ende war ich froh, als das Buch endlich rum war.

2/5