Monat: März 2015
Sarah Crossan – The Weight of Water
Das komplizierte Leben eines Mädchens in der Fremde, wo die Sprache nicht die Ausdrucksmöglichkeiten bietet, die Erwartungen der Eltern andere sind als das, was in der neuen Heimat gelebt wird. Die Brutalität des Teenagerdaseins, des Nichtdazugehörens und Außenseiterseins und die Schwierigkeit zu erkennen, weshalb man scheinbar so anders und falsch ist. Tröstlich, dass Kasienka mit dem Schwimmen einen Halt findet, der ihr Orientierung und Trost spendet und den Weg zu einem neuen Ist als Kasienka eröffnet.
Sarah Crossan trifft die Sprache Jugendlicher und ihre Protagonistin bietet sicher auch einiges an Identifikationspotenzial, da sie unaufgeregt erzählt, sich wundert und selbst viel Projektionsfläche für weitere Gedanken liefert. Verwunderlich der Druck, denn die Geschichte kommt optisch in Versform und nicht in Prosa daher, was doch eher ungewöhnlich ist.
Andreas Eschbach – Der Nobelpreis
Das Buch beginnt ungemein spannend, wie ich finde. Die Umstände der Preisvergabe werden geschildert und der etwas biedere und integere Professor Hans-Olof gerät ins Zentrum. Doch dann kommt es zum Bruch in der Handlung und der Schwager Gunnar Forsberg wird zum Ich-Erzähler. Nun ist die Welt der Wissenschaft ausgetauscht durch die schwedische Unterwelt, die der Betrüger und Verbrecher, was sich in jeder Zeile bemerkbar macht. Dies ist durchaus gelungen, spricht mich aber in keiner Weise an. Dramaturgisch nachvollziehbar, für den Handlungsverlauf auch erforderlich, doch für mich als Leser und den Erwartungen etwas enttäuschend. Gunnar ist bemüht und setzt alles daran, das Mädchen zu finden, aber er ist kein Sympathieträger und ging mir in seiner Art ziemlich auf die Nerven. Eine geschickte Wendung am Ende kann zwar einiges retten, da es zu einer verblüffenden Auflösung kommt, doch letztlich blieb ich enttäuscht, da das Buch so gar nicht das liefert, was es versprochen hatte und der Titel letztlich völlig irreführend gewählt ist.
Judith W. Taschler – Die Deutschlehrerin
Das Buch besticht zunächst durch die Erzählweise, die das aktuelle Wiedersehen bzw. die erneute Kontaktaufnahme, die zunächst einem purem Zufall geschuldet zu sein scheint, durch Erzählungen in der Vergangenheit, seitens Xavers und Mathildas, die Geschichte ihrer Familien, die sie in Erzählungen verarbeiten, mosaikförmig zusammenführt. Trotz der unterschiedlichen Erzählebenen und Erzählzeiten wird doch immer klarer, wie die beiden an diesem Punkt ankommen konnten. Besonders gelungen die Erzählung oder besser die Varianten der Erzählung um den verschwundenen Sohn, für den gleich mehrere Erklärungen angeboten werden und man nicht weiß, wer bzw. ob einer der beiden Protagonisten Schuld trägt. Das gemeinsame Erzählen und Erfinden verbindet Mathilda und Xaver und bindet den Leser mit ein.