Ruth Ware – The Death of Mrs Westaway

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Ruth Ware – The Death of Mrs Westaway

Harriet Westaway, called Hal, is broke, totally broke. When she receives a letter stating that her grandmother has died and she is to inherit a substantial sum, this seems to be the solution to all her problems. Yet: the dead woman simply cannot be her grandmother. They share the same last name, but all the dates on the birth certificates show that there must have been a mistake. Nevertheless, she travels to Cornwall to the funeral where she meets “her family”: Harding, Abel and Ezra – presumably her mother Maud’s brothers. Before Maud died three years ago, she never spoke of neither her family nor Hal’s father, she and her mother were all family she had and now, she got three uncles and their families. Hal feels uncomfortable betraying them, even though they apparently do much better in life than she herself and they easily could do without a couple of pounds. But more than the nagging bad conscience she senses that the old mansion, Trepassen, she is staying at has some secrets to hide – especially the deceased Mrs Westaway’s servant Mrs Warren seems to know something she does not want to share – and she recognises Hal. How could that be?

I have read several of Ruth Ware’s novels and I like that she always finds a completely new story and that you are not reminded of any former books – a problem of so many authors who seem to write the same novel over and over again. Even though Ware has become famous for her psychological thrillers, I wouldn’t classify “The Death of Mrs Westaway” as one, for me it is rather a suspenseful family drama without the big thrill but a lot of secrets and mysteries.

What I liked especially was the setting of the old house in which all the secrets have lain buried for two decades. The floor boards creak when you walk on them, there is an old study with masses of books and you can hear the wind howl. Plus, the secretive family who is not very open and welcoming to the stranger and who surely does not want any old stories to be uncovered.

For her protagonist, Ruth Ware has chosen a very unique character. A young orphaned woman is not that rare in those kinds of novels, however, Hal is a tarot reader and has a special capacity of reading people – in order to tell them what they want to hear. She herself does not believe in the cards as fortune-tellers, they are much more providing guidance and concentration at the facts at hand.

The story itself is captivating immediately since you anxiously wait until Hal’s deliberate deception is revealed and she is thrown-out. Then you realise that things might be a bit more complicated and the further you get, the more pieces of the puzzle appear leading to a new picture.

There are many small aspects which make the novel absolutely outstanding, first of all the title which seems so simple since you know right from the start that a certain Mrs Westaway has died. Yet, at the end, there is much more to this than you might have guessed at first. Second, Harriet has a tattoo of a magpie, a reference to her mother and closely linked to Trepassen – which is a corruption of the Cornish word for magpie farm. She calls herself “Hal” which is also the name of the goddess of death in Norse mythology and whom the magpies served.

All in all, a captivating read in which it is worth looking at the details.

Anita Brookner – Ein Start ins Leben

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Anita Brookner – Ein Start ins Leben

Wenn doch das Leben nur so einfach wäre wie die Literatur – aber so sind die Dinge nun einmal nicht für Ruth Weiss. Ihre Mutter trauert immer noch der Schauspielkarriere nach, die sie aus Altergründen unfreiwillig aufgeben musste, der Vater war Buchhändler, hat sich aber auch zurückgezogen und Ruths ehemaliges Kindermädchen lässt sich auch eher durchfüttern als im Haushalt etwas zu erledigen. Doch trotz dieser aberwitzigen Familienverhältnisse gelingt es Ruth nicht, sich freizuschwimmen, ihre Männerbekanntschaften sind alle zum Scheitern verurteilt und auch ein halbherzig versuchter Umzug in eine eigene Wohnung gibt sie bald wieder auf. Nur der bereits lange gehegte Traum sich in Paris niederzulassen und die Lebensorte ihrer literarischen Heldinnen selbst zu erleben, erscheint ihr die Möglichkeit, endlich ihr eigenes Leben in Angriff zu nehmen.

Anita Brookners Roman ist bereits 1981 erschienen und gilt als eines der Hauptwerke der 2016 verstorbenen Autorin. Sie war die erste Frau, die die Position des Slade Professor of Fine Art an der Universität von Cambridge innehatte. Schon ihr Debut behandelt die zentralen Themen der Autorin: die emotionalen Schwierigkeiten von intellektuellen Frauen den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen und mit den Enttäuschungen im Liebesleben zurechtzukommen.

Genau hierunter leidet auch die Protagonistin Ruth. Letztlich akademisch erfolgreich bleibt ihr Privatleben doch eine Art offene Wunde, die völlige Zufriedenheit verhindert und sie immer wieder schmerzlich an ihr Versagen erinnert. Sie denkt zurück an ihre Kindheit und Jugend, das prägende Elternhaus und die ersten Liebesbeziehungen, die allesamt im Desaster endeten.

Ruth wird dabei immer wieder an ihrer literarischen Lieblingsfigur Eugénie Grandet gespiegelt, die ebenfalls in einem lieblosen Elternhaus aufwächst und die Erfahrung macht als Tochter nur Mittel zum Zweck zu sein und die Erwartungen der Eltern erfüllen zu müssen. Zwar erkennt Ruth irgendwann, dass die Tugendhaftigkeit der Balzac’chen Frauen sie im Leben auch nicht weiterbringt und dennoch endet sie sehr vergleichbar mit Eugénie in einer lieblosen Ehe, die noch dazu von kurzer Dauer ist.

Es ist faszinierend zu sehen, wie die Autorin einerseits eine klassische Geschichte einer jungen Frau erzählt, die in ähnlicher Weise auch im 18. oder 19. Jahrhundert hätte stattfinden können, und zugleich eine Frau mit modernen Ansprüchen zeigt, die 1981 ihrer Zeit schon voraus war. Dabei verleiht die ausdrucksstarke Sprache der Geschichte ein besonderes Gewicht; der bisweilen lakonische Stil, der wiederum auf den Punkt sitzt und Mitten ins Schwarze trifft, zeigt sich schon im ersten Satz, dem literarisch bekanntermaßen eine Schlüsselrolle zukommt und der bei großen Werken schon die ganze Dramatik des im folgenden dargebotenen Dramas in sich konzentriert:

„Im Alter von vierzig Jahren wurde Dr. Weiss klar, dass die Literatur ihr Leben ruiniert hatte.“

Dass dieser Roman erst jetzt in deutscher Übersetzung erscheint, ist eigentlich nicht zu glauben, ebenso, dass diese wunderbare Autorin fast in Vergessenheit geraten ist, der mit unglaublicher Leichtigkeit eine tragische und zugleich komische Geschichte gelungen ist.

Hala Alyan – Häuser aus Sand

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Hala Alyan – Häuser aus Sand

In Jaffa ist sie aufgewachsen, doch sie wurden vertrieben und so wird Nablus die neue Heimat für Salma und ihre Familie. Ihre Kinder könnten kaum verschiedener sein, die in sich gekehrte Widad und die beiden modernen, lebhaften Mustafa und Alia. Kurz vor Alias Hochzeit liest Salma im Kaffeesatz und weiß, dass ihrer Tochter ein bewegtes Leben bevorsteht. Die Vorhersehung wird sich bewahrheiten, Alia, die den besten Freund ihres Bruders, Atef, heiratet, wird mit ihm und den Kindern Riham, Karam und Souad immer wieder von Neuem beginnen, vor Krieg flüchten und das Leben in einem anderen Land neuordnen müssen. Auch ihre Kinder werden in gewisser Weise zu Nomaden werden und Alias Enkel werden schließlich vor all den Einflüssen und Kulturen, der unterschiedlichsten Länder, in denen sie gelebt haben, kaum mehr wissen, wo sich ihre Wurzeln befinden.

Hala Alyan hat in ihrem Debut Roman einer Familie eine Stimme gegeben, deren Geschichte jedoch typisch ist für die vieler aus dem Nahen Osten. Über Generationen immer weiter über die Erdteile zerstreut, wegen Krieg und Vertreibung zu Flucht und Neubeginn in der Fremde gezwungen und mit jeder Generation ein Stück weiter vom eigentlichen Ursprung entfernt.

Der Aufbau des Buches hat mir unheimlich gut gefallen, es ist nicht nur die Geschichte Alias, auch wenn sie Dreh- und Angelpunkt der Handlung bleibt. Wir erleben mehrere Generationen: Kinder, die andere Werte und Ideale als die Eltern vertreten, sich entfernen und doch immer wieder zueinander finden. Es sind immer nur Momentaufnahmen, dazwischen fehlt vieles, aber das ist nicht wichtig, es ist der Moment, der zählt.

Neben der Geschichte der Familie ist der Roman auch hochpolitisch – politische Entscheidungen sind es, die die Yacoubs immer wieder vertreiben: aus Jaffa, aus Nablus, aus Kuweit, aus den USA, aus dem Libanon. Aber es sind nicht diese politischen Entwicklungen, die thematisiert werden, sondern ihre Auswirkungen auf die Menschen, das erzwungene Nomadentum, die Entwurzelung, der Sprachenmischmasch, der zwangsweise über die verschiedenen Wohnorte und Lebensläufe entsteht und die Kommunikation schon zwischen Großeltern und Enkeln erschwert. Der Roman ist keine Anklage, eher ein Zeugnis, das mahnend dasteht und für sich selbst spricht.

Als Manar am Ende wieder in Jaffa steht, dem Sehnsuchtsort ihrer Ur-Großmutter und eine Verbindung spürt, die sie nicht einordnen und schon gar nicht mit ihrer Familiengeschichte in Zusammenhang bringen kann, schließt sich der Kreis. Ein rundes Buch mit starken Figuren und überzeugend vor dem Hintergrund der Geschichte des Nahen Ostens der letzten Jahrzehnte erzählt.

Kenneth Bonert – The Mandela Plot

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Kenneth Bonert – The Mandela Plot

Life is well regulated in South Africa at the end of the 1980s. Apartheid rules and black and white only meet when the former serves or received commands from the later. Thing are only slightly different in the Jewish Helger household in Johannesburg; having survived the Holocaust, the parents developed a more humane attitude than most of their white fellows. Yet, their routines change with the arrival of an American exchange teacher. Annie Goldberg has come to teach at a primary school in one of the townships – a place none of the Helger family would ever go to. 16-year-old Martin is fascinated by the pretty and radical woman. Her political opinion drastically differs from his parents’ point of view and soon he finds himself in the middle of the struggles to fight for freedom for the oppressed peoples’ hero Nelson Mandela.

The beginning of the novel is immediately captivating. Just as Martin is fascinated by this strange American, the reader also falls for her charisma. She is a freedom fighter who can easily convince her audience with her statements on the current political situation in a way that you just have to agree – knowing that things might be a lot more complicated. The double complex of having a Jewish survivor family who went through oppression by the Nazi regime gives the novel an even more complicated background.

I especially appreciated the long debates between the Helgers and Goldberg, they gave a precise picture of South Africa of that time and the contradicting positions were thus well established. However, even though this was very interesting, it did not add to the suspense. Since the novel is promoted as “literary thriller”, I’d have expected a bit more of that.

At some point of the story, I got a bit lost. Even though I liked the protagonist Martin and his development is well motivated and largely plausible, the plot was a bit unsatisfactory. At the end, I even had the impression that there was a certain lack of idea of how to finish it at all, the solution chosen did everything but convince me. All in all, I had the impression that the novel wanted to be too much: a thriller, historical fiction, coming-of-age and also the specific aspects of the surviving Jew – it obviously cannot serve all expectations aroused and therefore to conclude, it is only partly recommendable.

Jessie Greengrass – Sight

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Jessie Greengrass – Sight

When is the best moment to have a child? Can you ever be ready to become a parent? And what does being a “good” parent actually mean? Jessie Greengrass unnamed narrator has to face these questions. Her husbands would like to have children, she is unsure. Her own childhood comes to her mind, her mother and grandmother, the way they treated her when she was a child, their complex family relationships and the fact that neither her mother not her grandmother is still alive. Yet, families and relationships are never easy, thus, Röntgen and Freud come to her mind as well as the beginnings of modern child birth.

Jessie Greengrass debut novel directly made it to the short list of the 2018 Women’s Prize for Fiction. It is an unexpected and uncommon combination of medical history, on the one hand, and a very personal reflection on the narrator’s own life and her feelings about motherhood. It starts with the narrator confronted with the essential question of becoming a mother or not when suddenly her rumination is interrupted by the report about Röntgen. Again and again, these two perspectives alternate which is interesting, but also difficult to follow since it often seems to lack a red thread. They are not isolated accounts, she cleverly combines the topics, e.g. her grandmother was a psychoanalyst like Freud, to give a reason for these interludes.

I can see why the novel made it to the Women’s Prize for Fiction’s short list. The topic tackles a core question of human beings and a deep wish we all share: knowing something for sure, being able to use medical precision for personal decisions and knowing that you do the right thing. Being able to look at something from a neutral and objective point of view, analysing and then making a decision – that’s what we often wish for, however, that’s not how life works.

Contradictory emotions, uncertainty – a lot of apparent opposites come together in the novel. Even though I found the narrator’s thoughts often easy to following and from a topical point of view most interesting, the novel as a whole did not completely convince me. I would have liked to stick with the narrator’s thoughts. Maybe it was all a bit too philosophical for my understanding.

Chico Buarque – My German Brother

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Chico Buarque – My German Brother

It is by coincidence that the Brazilian musician and author learns that his dad fathered a boy when he lived in Germany. Their house has always been full of books, his father a passionate historian and writer, horded them and, at times, forgot letters and other things in them. It is such a letter that Chico finds which indicates that his father had an affair with a certain Anne Ernst when he lived in Berlin as a journalist around 1930. Later, when the Nazi regime took over, he tried to bring his son to Brazil. Since father and son hardly talk to each other, it is not an option for Chico to ask him about the unknown half-brother, thus, Chico starts his research on his own.

Even though the book is classified as fiction, it is based on Chico Buarque’s life and the facts he reports about his father and German brother are actually true. Sérgio Buarque de Holanda spent some time in Berlin where Sergio Günther was born who later became a well-known artist in the German Democratic Republic. Unfortunately, the brothers never had the chance to meet.

I really appreciate Buarque’s tone of narration, especially at the beginning, the light-heartedness with which the young men move around town is well transferred into the language the author uses. Interesting to observe are the family structures. Even though the father’s main occupation is closely linked to language in all shapes and forms, the family members hardly find a way to communicate with each other and the most important things remain unsaid. A third aspect which struck me was the part in the novel which gives insight in the time of the military regime. Hardly do I know anything about the country’s history, therefore those glimpses are most fascinating.

Sometimes life itself invents the best stories. Even though some of it is fictional, I found Chico Buarque’s story about his mysterious brother most intriguing and a perfect example of how complicated families and our lives can be.

Alfred Bodenheimer – Kains Opfer

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Alfred Bodenheimer – Kains Opfer

Der Mord an einem Mitglied seiner Gemeinde bestürzt Rabbi Klein. Der sympathische Lehrer war doch überall beliebt! Zwar hat man sich gewundert, dass er ledig war, aber nie gab es schlechte Worte über ihn. Auch die Polizei ist etwas ratlos. In seinem Computer findet die Polizei E-Mails in hebräischer Sprache, da ihre übliche Übersetzerin ausgefallen ist, bittet die Kommissarin Bäzinger Rabbi Klein diese zu übersetzen. Schnell wird er fündig, offenbar hatte Nachum Berger eine Affäre mit einer verheirateten Frau – war es also ein Mord eines Ehemanns aus Rache an seinem Widersacher? Bei der Vorbereitung auf die Trauerrede stößt Rabbi Klein jedoch auf noch mehr Ungereimtheiten: warum verließ Berger seine Stelle in Chicago schon nach kurzer Zeit wieder, obwohl er beste Zeugnisse erhielt? Und weshalb wurde er dort als „verheiratet“ geführt, in Zürich gab er jedoch an ledig zu sein? Offenbar kannte der Rabbi sein Gemeindemitglied bei weitem nicht so gut wie er dachte.

„Kains Opfer“ ist der erste von inzwischen vier Romanen um den schweizer Rabbi Klein, der gerne auf unorthodoxe Weise eigene Ermittlungen durchführt. Der Autor Alfred Bodenheimer weiß, worüber er schreibt, als Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität Basel ist er bestens vertraut mit dem jüdischen Leben, das sich auch im Krimi niederschlägt.

Dies war für mich auch der interessanteste Aspekt an dem Roman. Wie der Titel schon suggeriert, wird in der Handlung immer wieder auf die Geschichte von Kain und Abel zurückgegriffen, dem ersten Mord in der Bibel. Jedoch zeigt der Rabbi auch, dass sich vieles nicht auf ein einfaches schwarz-weiß Schema reduzieren lässt und unser Leben und Handeln komplexer ist. Die Kränkung, die Kain durch die Nichtannahme seines Opfers durch Gott erfährt, gepaart mit dem Neid und Zorn auf seinen Bruder, lässt ihn schließlich den Brudermord begehen und so Sünde auf die Erde bringen. Rabbi Klein selbst gerät ebenfalls in die Situation, zu wissen, was gut und richtig wäre und dennoch auch nachvollziehbaren Motiven anders zu handeln.

Der Mordfall als solches ist überschaubar komplex, bietet jedoch, nachdem der Fall anfangs schon fast zu offenkundig erscheint, unerwartet weitere Facetten, die tief mit den jüdischen Gepflogenheiten verbunden sind und erst durch diese ihren tieferen Sinn erhalten und das Mordmotiv erklären. Insgesamt ein anspruchsvoller Kriminalroman, der nicht nur einen Mordfall schildert, sondern diesen überzeugend mit dem jüdischen Leben und Denken verzahnt.

Adrienne Celt – Invitation to a Bonfire

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Adrienne Celt – Invitation to a Bonfire

The revolution and following turmoil made an orphan of Zoya Andropova. Therefore, she like so many other kids comes to the USA as an orphan and is welcomed in a New Jersey boarding school. She never belongs even though she quickly acquires the language and gets good marks. After her schooling, she can stay on the premises and work in the newly built greenhouse where she fully immerses in her work with the plants. Neither does she have friends, nor a lover. It is just her work and the love for literature that keep her going. There is one author she has worshipped for years, Leo Orlov, another Russian émigré whose works she devours. When Leo comes to teach at the boarding school, Zoya seems close to happiness, but even though Leo returns her love, there is one person in the way of their luck: Vera, his wife.

Adrienne Celt’s second novel “Invitation to a Bonfire” is set in a complicated time and therefore offers several layers of narration. The book can be read against the background of Russian-American confrontation and distrust. It is also a coming-of-age novel of a girl who struggles in her new surroundings. The story provides a good example of group dynamics, of exclusion and bullying, of rich vs. poor. It clearly also broaches the issue of being forced to leave your country, forced to leave behind everything from your family, to your belongings and even your language. And, after all, it is a story about love and being loved and about what people are willing to do for the one they have fallen for.

With such an abundance of topics, it is hard to find a beginning. Let’s start with the protagonist. It really liked Zoya, she is a decent and modest character, she humbly accepts her status in the new school and avoids attracting attention. Even though the other girls play tricks on her, she remains loyal and keeps quiet. She can endure a lot and does not expect life to be fair. After what happened to her family, she knows that justice is not something you can rely on in this world. This is a truth she has accepted and thus, she can follow her ideals.

When she falls under the spell of Leo, you want to shout at her to run, far far away from this man and his wife. You can see that nothing good can come from this relationship – but: what else could she do than immediately fall in love? He is the first to see her, to show her affection and to love her. Her free will is gone and the is easy to manipulate.

The story is not fast paced, actually the love story comes at quite a late point in the novel considering its relevance. What made the narration really lively was the fact that Leo’s letters to his wife and other documents were integrated which allowed you a glimpse at a later point and thus added to the underlying suspense. The author has cleverly constructed the novel and her writing is adorably poetic and multi-layered, is starts with the first sentences which immediately drag you into the novel and don’t let you out before the finishing dot:

“Let me begin by saying I did not think it would end this way. No—let me begin by saying I will burn this diary shortly.”

Elisabeth Herrmann – Die Mühle

Die Muehle von Elisabeth Herrmann
Elisabeth Herrmann – Die Mühle

Schon zu Schulzeiten hat Lana die coole Clique bewundert, allen voran Jonny, den sie unerwartet in Berlin an der Uni wiedersieht. Als dieser nach einem Zwischenfall in der Klinik landet, besucht sie ihn. Überraschend bittet er sie um einen Gefallen: die Clique ist in einem teuren Hotel in Karlsbad verabredet und sie soll an seiner Stelle hinfahren. Lana zögert, will Jonny aber dann doch seine Bitte erfüllen. Aufgeregt trifft sie im Grandhotel auf die jungen Leute, die sich nach der Schule alle ein erfolgreiches Leben aufgebaut haben. Für den nächsten Tag hat ihr noch unbekannter Gastgeber sie zu einem Ausflug eingeladen. Doch schnell wird ihnen klar, dass es kein entspannter Waldspaziergang werden wird, sondern sie hier um Leben und Tod Kämpfen werden. Jemand hat es auf sie abgesehen, aber warum? Und wie soll Lana aus dieser Situation entkommen, sie hat doch gar nichts mit der Gruppe zu tun?

Die Geschichte klingt nach einem spannenden Thriller und obwohl der Roman bei cbj, einem Jugendbuchverlag erschienen ist, war ich auf das Hörbuch und aufregende knapp 11 Stunden gespannt. Leider hielt die Geschichte nicht, was sie versprach. Der Überlebenskampf der Figuren wurde auch zu einem anstrengenden Kampf für den Hörer und ich war mehr als einmal versucht einfach aufzugeben.

Die Geschichte als Ganzes ist völlig hanebüchen und je weiter sie voranschreitet, desto unrealistischer und absurder wird sie. Der Serienmörder, der uns am Ende präsentiert wird, ist sicher zu vielem in der Lage, aber nicht zu den geschilderten Taten. Das Setting ist recht klischeebehaftet: einsamer Wald, kein Handyempfang, keine Chance Hilfe zu holen und natürlich ist sonst auch niemand dort unterwegs. Im Zentrum steht eine alte Mühle, wobei mich bis zum Ende irritiert hat, dass sie an einem See auf einem Berg stehen soll und keine Straße zu ihr führt. Das sind gleich mehrere völlig abwegige Kriterien für ein solches Gebäude. Die Handlung kommt nur sehr schleppend voran und bietet unzählige Wiederholungen, was der Spannung nur begrenzt zuträglich ist.

Aber nicht nur die Handlung, sondern auch die Figuren sind enttäuschend. Eindimensional und stereotyp werden sie meist über eine bis maximal zwei Eigenschaften charakterisiert, die so häufig bemüht werden, dass selbst die ansatzweise sympathischen von ihnen schnell dumpf wirken. Auch die Protagonistin ist leider nicht mit dem Verstand einer Anfang 20-jähigen Studentin gesegnet, sondern mit dem Hirn einer vollpubertären 13-Jährigen, die ihren Idolen zusabbert und sie bewundert, vor allem den abwesenden Jonny, der ein ganz toller Hecht zu schein scheint – zumindest in ihren Augen.

Zu der unglaubwürdigen Handlung und den banalen Figuren kommt beim Hörbuch noch die Umsetzung, die mich mehr als einmal an meine Schmerzgrenze brachte. Ich habe nicht mitgezählt, gefühlt tausend Mal muss man sich „dabelju ti äff“ (gemeint ist wohl WTF) in quietschiger Stimme geben. Dazu schreien die weiblichen Figuren permanent in extremer und hoher Frequenz rum, auch wenn nur ein Blatt über den Boden fegt, was beim Hören mit Kopfhörern direkt ins Trommelfell schießt und mich immer wieder zusammenzucken lies.

Alles in allem ein Reinfall und unglaubliche Zeitverschwendung.

Sayaka Murata – Die Ladenhüterin

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Sayaka Murata – Die Ladenhüterin

Keiko Furukura ist mit sich und ihrem Leben eigentlich im Reinen. Als Studentin hatte sie bereits in einem Konbini, einem 24-Stunden-Supermarkt, angefangen und auch 18 Jahre später arbeitet sie immer noch dort als Aushilfe. Ihr ganzes Leben richtet sich nach dem Takt des Markes, in ihrer Freizeit ruht sie sich aus, um für ihren Einsatz wieder fit zu sein und unzählige Chefs und neue Mitarbeiter hat sie kommen und gehen sehen, sie selbst wurde zum Gesicht ihres Marktes. Als sie Shiraha wiedertrifft, der als Aushilfe ihr Kollege war, wegen seiner zahlreichen Verfehlungen aber nach kurzer Zeit bereits wieder gehen musste, wird dies ihr Leben verändern. Sie nimmt den obdachlosen Mann mit in ihre kleine Wohnung, nicht ahnend, dass sie ihn nicht so einfach wieder loswerden würde und dass ausgerechnet dieser Taugenichts ihren Lebensentwurf ins Wanken bringen würde.

Aus westlicher Sicht mutet vieles in diesem Roman sehr befremdlich an, die Werte und Normen der japanischen Gesellschaft weichen doch sehr stark von den unseren ab und lassen einem mit Verwunderung auf sich manchen Dialog blicken. Dies ist jedoch auch der interessante und spannende Aspekt des Romans, der so einen Einblick in diese fremde Welt ermöglicht und das beleuchtet, was von außen nicht so offensichtlich ist.

Das erste, was einem irritiert, ist Keikos absolute Verbindung mit ihrer Arbeit. Dies kann an sich bei uns genauso vorkommen, doch sie ist nur eine Aushilfe, noch dazu in einem Supermarkt, wofür sie mit ihrem Universitätsabschluss völlig überqualifiziert ist. Dass sie so in dieser Arbeit aufgehen kann, ist nicht einfach nachzuvollziehen und vor allem, dass dies sich auch in einem solchen Maß auf ihr Privatleben ausdehnt, das sie explizit zur Regenerierung für ihre Arbeit gestaltet.

Der zweite verwunderliche Aspekt war für mich die gesellschaftliche Bewertung der Menschen. Es gibt akzeptable Lebensentwürfe, die sich aber für die beiden Geschlechter auch stark unterscheiden, alle anderen werden recht rigoros abgelehnt. Dass Keiko eine Arbeitsstelle hat und mit ihrem Einkommen ihr Leben offenbar problemlos bestreiten kann, ist dennoch wegen ihres Status als Aushilfe nicht hinnehmbar. Wäre sie verheiratet, würde dies wiederum akzeptiert werden. Die Definition über den Job und die Art der Anstellung als Grundlage für das gesellschaftliche Ansehen muten sehr befremdlich und für die heutige Zeit ausgesprochen rückständig an.

Am meisten jedoch hat mich verwundert, wie die eigentlich unabhängige Frau, die ihr Leben im Griff hat und im Reinen mit sich und ihrer Situation ist, so schnell unter dem Einfluss eines Mannes geraten kann, ihre eigenen Bedürfnisse verleugnet und sich ausnutzen lässt. Shiraha ist ein Schmarotzer, anders kann man es wohl kaum ausdrücken, doch sie lässt ihn gewähren, ordnet sich ihm in ihrer eigenen Wohnung unter und befolgt seine Anweisungen. Kurzzeitig scheint man die Motivation – das vorgeblich geregelte Leben an der Seite eines Mannes, was für eine Frau mit Mitte 30 der einzig akzeptable Zustand zu sein scheint – nachvollziehbar, doch sie kann diese Rolle gar nicht ausfüllen und scheitert im Prinzip vom ersten Tag an daran.

Ein insgesamt sehr japanischer Roman, der gesellschaftliche Mechanismen ebenso offenlegt wie den Arbeitsethos, der sich drastisch von unserer Work-Life-Balance Diskussion unterscheidet. Zwar sind die Figuren auch dort weitgehend Außenseiter, dennoch bieten sie ausreichend Projektionsfläche für einen kurzen Blick auf so manche schiefe Entwicklung.