James Patterson – Chase [BookShot]

Rezension, Krimi, BookShot
Ein Mann, zwei Verfolger. Er scheint die Oberhand zu behalten, doch nur kurze Zeit und er fällt vom Dach eines New Yorker Hotels und ist tot.  Mike Bennett muss den fall untersuchen, der zunächst wie ein Selbstmord aussieht. Doch die fehlende Identität, das leer Hotelzimmer und schließlich ein mysteriöser Fund in seinem Magen erhärten den Verdacht auf Mord. Nur: der Mann ist schon einmal gestorben, bei einer Geheimaktion im Irak kam er ums Leben. Mike Bennett muss wohl oder übel nach Washington und hoffen, dass die die Armee kooperiert, was natürlich nicht der Fall ist. Eine geheimnisvolle Nachricht führt ihn auf die Spur der Täter und bringt ihn in Lebensgefahr.

Der dritte BookShot von James Patterson kann leider nicht mit den anderen mithalten. Zum einen weil konstruierte Zufälle und nicht saubere Nachforschungen den Detective voranbringen. Kommissar Zufall mag ich schlichtweg nicht, da wird vieles zu beliebig. Zum anderen haben wir es hier weniger mit einem Krimi im klassischen Sinne zu tun, sondern eher mit einer Militär-Kriegs-Thematik, die mich nur sehr bedingt ansprechen kann. Denke und Verhalten der Armeeführung sind mir fremd und können mich auch in Romanen nur selten begeistern, somit war thematisch hier leider vieles verloren. Zudem befindet sich die Handlung im letzten Drittel fast nur noch im Schieß- und Draufschlagmodus, das mag im Medium Film gut und unterhaltsam sein, in Bücher ist es eher weniger spannend. Zwar wird der Fall gelöst und auch durchaus glaubwürdig motiviert, aber letztlich fällt das Fazit eher verhalten aus. 

P.B. Gronda – Straus Park

Rezension, Roman, Kunstgeschichte, New York
Amos Grossman, reicher jüdischer Erbe, wandelt suchend in New York. Nur das Haus seiner Familie am Straus Park ist eine Konstante, ansonsten definiert er sich über die Frauen in seinem Leben: Farren, seine erste große Liebe, die nun alleine die Tochter Victoria erzieht; Alison, die Maklerin, die in plötzlich so unheimlich faszinierte; Julie, die junge Engländerin, die sich für die Kunstschätze in Privatbesitz interessiert. Man wundert sich, weshalb weltgewandte und intelligente Mann so einsam zu sein scheint und seinen Platz im Leben sucht, entstammt er doch einer angesehenen Familie mit zahlreichen Verbindungen, die ihm alle Möglichkeiten eröffnet hätten. Die Ursache liegt viele Jahrzehnte zurück in Europa. Amos hat ein gut gehütetes Geheimnis entdeckt, das nach all den Jahren endlich ans Licht zu kommen scheint.
Paul Baeten Grondas Roman ist vielschichtig und entfaltet sich nur langsam. Zunächst liegt der Fokus auf dem Protagonisten Amos, dessen Charakter komplex und schwer verständlich scheint. Zu Zeiten des Studiums verwöhnter Spross, der sorglos mit dem Geld seiner Familie umgeht. Ebenso sorglos geht er Beziehungen ein. Dann setzt eine Starre ein, die vermeintlich vom Tod der Eltern ausgelöst wird, bevor eine junge Frau ihn wieder zum Leben und zur Aktivität erweckt. Die Gründe kann man noch nicht nachvollziehen, denn zunächst erscheint ein Bruch in der Handlung. Zwei Generationen zuvor, im Nazi-beherrschten Europa kämpfen seine Großeltern ums Überleben. Eine fast typisch jüdische Geschichte, meint man. Erst im letzten Drittel des Romans überlagern sich die beiden Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart und liefern Erklärungen.
Es geht nicht so sehr um die durchaus auch spannende Frage des Warums (Amos so ist wie er ist, seine Familie zu dem Reichtum kam etc.), sondern mehr um das, was alternativ hätte sein können. Wie hätte die Geschichte der einzelnen Figuren auch laufen können: das Schicksal der Großeltern Amos‘ hätte ein anderes sein können; Farrens Leben statt mit Amos hätte mit seinem Freund ganz anders verlaufen können; Amos und Julie hätten vielleicht eine Zukunft haben können. Wenn nicht seine Großmutter die Entscheidungen getroffen hätte, die sie getroffen hat und mit denen sie auf sich und auf die nachfolgenden Generationen Schuld geladen hat. Doch waren diese Entscheidungen nicht zwingend im historischen Kontext? P.B. Gronda stellt die ultimative Frage, wieviel von den Generationen vor uns in uns selbst steckt und wieviel unser Dasein durch sie bestimmt ist.

Auch wenn es zu gelegentlichen Exzessen im Roman kommt, dennoch eine ruhige, leise Geschichte, durch die man nicht hastet, sondern langsam schreitet, immer wieder innehält, staunt und nachdenkt. Für mich nicht der größte Roman über die jüdische Geschichte in der Nazi-Zeit und die Frage nach Schuld und Verrat – aber ganz sicher einer der kleinen Schätze, der durch die unaufgeregte Erzählweise und das fast unauffällige Auftreten ganz groß wirken kann, wenn man ihn lässt.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zum Titel finden sich auf der Seite der Verlagsgruppe Random House.

Imbolo Mbue – Behold the Dreamers

review, Rezension, novel
Imbolo Mbue – Behold the Dreamers
 
America – the land of dreams and unlimited possibilities- But only if you have the right papers. Jende Jonga, an immigrant from Cameroon now living in Harlem, does not have them yet, but is cousin and his lawyer are optimistic, everything will turn out fine for him and his wife Neni who also came to New York to get an education to become a pharmacist. When he gets the chance to work as a chauffeur for Clark Edwards, a senior executive at Lehman Brothers, Jende seems to have reached all he ever dreamt of: his income is good, the can put aside a lot of money for a better future and his boos appreciates his discretion and good work. The Jonga family and the Edwards seem to get closer, Neni can help out Cindy in the Hamptons and thus earn some extra money, the kids also like Jende a lot. When the crisis hits Wall Street, Jende and Neni cannot immediately see that this will also affect their life, but as the Edwards struggle more and more, also the couple from Cameroon has to re-adjust their dreams and future plans.
One of the most talk about novels this summer can fulfil all the promises. A wonderful piece of art which can hardly be summarized in a couple of words. Imbolo Mbue does not only tell the story of the modern American Dream. Of course, Jende and Neni do have some wrong ideas of what awaits them in the USA – but: everything is better than their paternalistic home country where Jende as a member of the wrong family can never make a career and where Neni’s options in life as a woman are clearly limited. They are the role model of the immigrant: they work hard, they are decent and obedient, they never ask for anything they are not entitled to and their high moral standards keep them from making the wrong choices. However, this is just the surface of the story.
What struck me most were two aspects the author narrates casually: the way the relationship of Jende and Neni changes when their situation gets more complicated and stressful. First, we get to know Jende as a man who keeps up the Carmeroon morale and ideals but he treats Neni as his equal, his love for her grants her a very different position from what it would have been like in Africa. When his situation deteriorates and he understands that he will never be able to achieve his aims, he falls back into macho patterns and treats his wife like an inferior who is not allowed to make decisions and whom he even beats at a moment of highest despair. You can go to another country, but there are things you can never get rid of. The second aspect also affected Neni: when she talks to her dean about support for a scholarship and he tells her that she is never going to be a pharmacist, I first hated him because he destroys her dreams. However, he is not completely wrong and it does make sense to make people see reality: the American Dream will not be fulfilled for everyone.
Apart from the richness of the content – there would have been so much more to mention: the collapse of the Edwards family, community structures in Harlem, the treatment of black people in America etc. – Imbolo Mbue has a wonderful voice which makes you really enjoy the novel. She finds the right words to narrate her story which deserves all the praise it has received.