T.C. Boyle – Das Licht

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T.C. Boyle – Das Licht

Was als Suche nach einem Medikament zur Stabilisation des Kreislaufs beginnt, wird zu einem unvergleichlichen gesellschaftlichen Problem: die Entwicklung von LSD. Der Psychologe Fitz Loney kommt Anfang der 1960er Jahre nach Harvard, um dort seine Dissertation zu verfassen. Er landet am Lehrstuhl von Timothy Leary, den er ehrfurchtsvoll bewundert. Zunächst arbeitet Fitz hart an seinem Vorhaben, bemerkt aber schnell, dass es um Leary einen inneren Kreis gibt, von dem er ausgeschlossen ist. Bald wünscht er sich nichts mehr, als ebenfalls dazuzugehören und an den Wochenendsessions des Professors ebenfalls teilhaben zu dürfen. Es dauert nicht lange, bis Fitz und ebenso seine Frau Joanie in den Bann des charismatischen Gurus gezogen werden – die regelmäßige Dreingabe von LSD tut ebenfalls ihren Teil. Was Leary als psychologisches Experiment deklariert, wird bald von außen angegriffen, was die Gruppe nur noch enger zusammenschweißt, unter der Führung Learys stellen sie sich gemeinsam gegen den Feind.

Wie auch schon in zahlreichen früheren Romane greif T.C. Boyle für seine Erzählung auf reale Personen und Ereignisse zurück: in der kurzen Eröffnungssequenz stellt er Albert Hofmann vor, den Vater des LSD, bevor er sich dann gänzlich der schillernden Figur Timothy Leary und dem Kult um selbigen widmet. Er schildert die Anfänge der Hippiebewegung und vor allem das Wirken Learys, was man heute als mustergültig für die Sektenbildung betrachten kann.

Viele Aspekte in dem Roman könnte man ansprechen: die Figur des Fitz Loney, der einerseits als Doktorand in Harvard durchaus erfolgreich ist, dessen Leben aber genaugenommen nur eine Abfolge von Scheitern darstellt und der wegen seines viel zu geringen Selbstbewusstseins ein gefundenes Opfer für Menschen wie Leary darstellt. Der angesehene Professor, der mit Leichtigkeit die Menschen manipuliert, sich selbst zum Guru eines Kultes macht und dem die Anhänger blind folgen. Es ist schier unglaublich, wie es ihm gelingt, intelligente, hoch gebildete und kritische Studenten und Doktoranden in seinen Bann zu ziehen und jede kritische Distanz verlieren zu lassen. Für mich besonders erschreckend war vor allem die Vernachlässigung der Kinder in der Kommune. Kümmert man sich anfangs noch halbherzig um sie, ist es bald schon egal, wo sie schlafen, wie sie ihre Zeit verbringen, ob sie überhaupt noch in die Schule gehen. Die Auflösung der klassischen Familie enthebt die Eltern jeder Verantwortung und man weiß aus der Geschichte, dass dies nicht allen Kindern bekommen ist.

Obwohl dies im Zentrum steht, bleiben die Drogentrips doch etwas vage und werden meist nur in den berichtend er Figuren als Rückschau rekapituliert. Auch Leary als Person, um die einerseits alles kreist, bleibt doch nur ein Randphänomen, Einblick in seine Gedankenwelt erhält man leider kaum. Dennoch ein souveräner und eingängiger Roman über die Zeit der versuchten Sinneserweiterung, die man heute rückblickend eher als Verirrung bezeichnen mag.

Maria Kuznetsova – Oksana, Behave!

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Maria Kuznetsova – OKsana, Behave!

Ukraine is not what it was anymore and therefore, Oksana’s family decides to leave the country for America. Yet, life is not easy there. The father, a former physicist, does not find an adequate job and therefore delivers pizza; the mother is depressed after having lost another child early in her pregnancy; for the eccentric grandmother things are even worse. And Oksana? She is the strange kid in school. Due to her frequent misunderstandings, she gets herself constantly in trouble and behaves in a very bizarre way in her classmates’ opinion. However, while growing up, life in this strange country gets easier for her, but there is a Ukrainian part in Oksana that still lings for another side of per personality and in Roman, also of Russian decent, she finds a man with whom she can share the undefined longing.

Maria Kuznetsova herself knows what Oksana goes through when being moved from an eastern European country to the US, since she herself had to leave Kiev as a child to emigrate. Her debut is hard to sum up in just a couple of words: it is hilariously funny at the beginning when the family arrives in Florida, throughout the plot, however, they superficial amusement turns into a more thoughtful narrative that focuses on the sincerer aspects of migration and its impact on the development of a young person.

Oksana surely is a very unique character, very naive and trusting at first, she quite naturally falls prey to masses of misunderstandings and is bullied by the other children. Throughout the novel, it is not the relationships with the outside world that are interesting, but first and foremost, those within the family. Especially between Oksana and her father who is fighting hard to succeed and offer the best to his family. As a young girl, Oksana cannot really understand her mother, it takes some years until she finally realises what makes her depressed and cry so much. However, it is especially the grandmother who has a big impact on her, even though the full extent of their love and commitment will only show at the very end.

“Oksana, Behave!” is an exceptional novel in several respects. What I appreciated most is the comical tone with which the story is told and the way in which Maria Kuznetsova showed the girl’s growing up as a process which does not go without trouble but is also heart-warming.