Liza Klaussmann – Villa America

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Liza Klaussmann – Villa America

Villa America – Das Sommerhaus der Murphys, Gerald und Sara, in Antibes an der Côte d’Azur gelegen. Dort verbringen sie in den 1920er Jahren ihre Sommer mit zahlreichen illustren Gästen. Zu ihren Freunden gehören Zelda und Scott Fitzgerald ebenso wie die Hemingways, Cole und Linda Porter oder John Dos Passos. Man streitet sich, man versöhnt sich, man bewundert sich, gratuliert sich zum Erfolg und bedauert gemeinsam die Niederlagen. In diese Gruppe von überwiegend Amerikanern gesellt sich ein weiterer junger Mann aus der neuen Welt: Owen, seinerseits Pilot mit einem kleinen Unternehmen. Er verdreht Männern wie Frauen den Kopf und wirbelt gehörig Staub auf, trotz seiner zurückhaltenden, schüchternen Art.

Liza Klaussmann ist mit im letzten Jahr mit Tigers in Red Weather zum ersten Mal begegnet und sie konnte mich direkt begeistern. Nun hat sie sich nicht an einen fiktiven Stoff, sondern an eine faktisch-biographische Erzählung gewagt. Sie zeichnet das Leben von Gerald und Sara Murphy nach, einem ebenfalls künstlerisch tätigen Paar, das jedoch weniger wegen der geschaffenen Werke als vielmehr durch ihre Villa America und die dort verkehrenden Gäste Berühmtheit erlangten. Klaussmann ist auch nicht die erste, die sich dem Paar literarisch nähert, F. Scott Fitzgerald hat in seinem immer hinter dem Great Gatsby zurückstehenden Roman Tender is the Night den beiden bereits ein Denkmal gesetzt und Emily Walton hat in Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte ebenfalls die illustren Runden an der Côte d’Azur beschrieben.

Inhaltlich gibt es daher nicht viel, was einem noch nicht bekannt ist. Zunächst beginnt der Roman auch etwas langatmig. Die Vorgeschichte, das Kennenlernen von Gerald und Sara in Amerika, ihre Familienverhältnisse etc. sind nur mäßig spannend du hätten für meinen Geschmack ganz entfallen können. Interessant wird es mit der Übersiedlung nach Europa und hier kommen auch Liza Klaussmanns Sprachvirtuosität und ihre unzähligen Anspielungen zu tragen. Man taucht ein in das Leben Südfrankreichs, die Soiréen der Künstler und Dichter. Immer wieder finden sich kleine und große Anspielungen auf die Werke der Anwesenden wie etwa das Licht, das man am anderen Ufer sieht und das fasziniert; dann der Stierkampf in Pamplona, den man so auch schon mal gelesen hat. Eine neue Facette ist der Pilot Owen und er bringt mit sich einen starken Kontrast insbesondere zu Hemingway. Dieser, Inbegriff des Maskulinen, kann mit den homosexuellen Tendenzen nichts anfangen. Andere hingegen sind gebannt von ihm. Besonders gelungen auch die Variationen in der Erzählform. Immer wieder – vor allem dann, wenn große Zeitabschnitte zu überbrücken sind – wechselt die Autorin hin zur Erzählung in Briefform, was ihr geschickt erlaubt, die Wochen und Monate zu raffen und die vor allem am Ende tragischen Ereignisse für sich sprechen zu lassen.

Ein Roman zum Abtauchen in eine längst vergangene Welt, die Roaring Twenties in vollem Rausch.

 

F. Scott Fitzgerald – Tender is the Night

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F. Scott Fitzgerald – Tender is the Night
F. Scott Fitzgeralds vierter Roman spielt im Frankreich der 1920er Jahre. Die Schauspielerin Rosemary Hoyt, eine junge amerikanische Schauspielerin, lernt dort das Ehepaar Dick und Nicole Diver kennen und ist sofort von ihnen fasziniert. Doch etwas stimmt mit den beiden nicht, auffällig ist besonders Dicks Neigung permanent Alkohol zu konsumieren. Bei einem Zwischenfall in Paris kommen sie Rosemary, die inzwischen schwer verliebt in Dick ist und sich ihm offensiv an den Hals wirft, zu Hilfe und können so ihre Karriere retten. Ein Rückblick lüftet dann das Geheimnis um diese wundersame Beziehung zwischen Dick und Nicole: er hat sie als er gerade anfing als Psychologe zu arbeiten in einer Klinik kennengelernt, wo sie wegen einer schweren Neurose untergebracht war. Die Ehe hatte schon vor Rosemary Risse und langsam aber sicher nähert sie sich ihrem absehbaren Ende entgegen.
Auch wenn der Roman vielfach gelobt und oftmals als das bessere Werk F. Scott Fitzgeralds angesehen wird, kann ich die Reaktionen zu Zeiten der Veröffentlichung nachvollziehen. Hat man im „Great Gatsby“ das große Motiv, das den Protagonisten leitet und antreibt und dem er alles unterordnet, fehlt hier ein den Roman durchziehendes Thema. Auch hat mich verwundert, wie zunächst Rosemary ganz klar im Fokus steht und dann plötzlich bedingt durch die Rückblende verschwindet und auch später nur noch als Randfigur in Erscheinung tritt. Auch habe ich bessere Romane aus der Entstehungszeit gelesen, die sich mit psychischen Erkrankungen und deren Realisierung in Figuren auseinandersetzen.

Fazit: kann m.E. dem „Great Gatsby“ nicht ansatzweise das Wasser reichen.

F. Scott Fitzgerlad – The Great Gatsby

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F. Sc ott Fitzgerlad – The Great Gatsby
Nick Carraway kommt nach New York, um dort seinen neuen Job anzutreten. Ein kleines Häuschen hat er in der Nähe großer Villen gemietet und so lernt er schon bald seinen Nachbarn kennen, der regelmäßig pompöse Partys gibt: Jay Gatsby. Seine Cousine Daisy und ihr Mann Tom sowie deren Freundin Jordan sind ihm in der ersten Zeit Freunde und lernt durch sie die andere Seite New Yorks kennen: das ausgelassene Partyleben der 20er. Als Gatsby mit einem Wunsch an ihn herantritt, will er diesen gerne erfüllen: er möchte Daisy wiedersehen, seine Liebe aus der Zeit vor dem Krieg. Nick arrangiert das Treffen und löst damit eine Kettenreaktion aus, die in einer Katastrophe endet.
Ein Klassiker der amerikanischen Literatur und des American Dream. Der talentierte junge Mann, der mit Fleiß und innerer Überzeugung den Weg nach oben sucht und sich Geld und Ansehen erarbeitet. Zugleich eine tragische Liebesgeschichte und ein Beispiel für die Zügellosigkeit und Rücksichtslosigkeit der New Yorker Oberschicht der 1920er. Heute nicht weniger aktuell als vor 90 Jahren.
Für mich auch bei x-ten Lesen spannend zu sehen, wie Gatsby sich entwickelt und wie er doch am Ende verliert.