
Schon immer war Ellery fasziniert von True Crime Stories, vermutlich, weil ihre Tante Sarah als junge Frau spurlos verschwand. Als ihre Mutter einen längeren Klinikaufenthalt antreten muss, zieht sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Ezra nach Echo Ridge zu ihrer Großmutter, der Ort des Verbrechens, der kein gutes Pflaster für junge Frauen zu sein scheint. Just als sie dort ankommen wird nämlich der fünfjährige Todestag der hübschen Lacey begangen. Kurz darauf wird die Stadt durch diffuse Morddrohungen alarmiert und es dauert nicht lange, bis wieder ein Mädchen verschwindet. Ellery ist verschreckt und fasziniert zugleich und beginnt wildeste Theorien über den möglichen Mörder zu spinnen. Dieser ist womöglich näher als sie ahnt, denn Malcolm, mit dem sie sich in der neuen Schule anfreundet, ist der Bruder des Hauptverdächtigen.
Karen McManus konnte mich mit ihrem ersten Roman „One of Us is Lying“ restlos begeistern. Der Nachfolger reicht leider nicht ganz an diesen heran, wenn auch die Geschichte überzeugend konstruiert ist und man lange Zeit völlig im Dunkeln tappt. Gefallen hat mir die Protagonistin mit ihrem Spleen für True Crime Geschichten, der sie zur engagierten Detektivin macht und immer wieder neue Theorien über die Geschehnisse in der Kleinstadt entwickeln lässt.
Gleich mehrere Verbrechen werfen große Fragen auf, ob und wie diese im Zusammenhang stehen, bleibt lange unklar. Mit Ellery und Ezra kommen zwei Außenseiten in die Kleinstadt, die sich die Verbindungen der Bewohner untereinander erst erarbeiten müssen und so gemeinsam mit dem Leser ein Bild von Echo Ridge entwickeln. Dass sie selbst unmittelbar mit den Geheimnissen verbunden sind und gefühlt jede Figur auch etwas zu verheimlichen hat, hält sie Spannung konstant hoch, auch wenn ich mir bisweilen etwas mehr Tempo gewünscht hätte. Die einzelnen Fälle werden am Ende insgesamt glaubhaft gelöst, wobei mein persönliches Highlight – Achtung Spoiler! – der Schlusssatz war. Ich mag es, wenn irgendwie alles vorbei ist und dann aus dem Nichts nochmals ein Akzent, oder eher ein heftiger Schlag, gesetzt wird.