Nele Neuhaus – In ewiger Freundschaft

Nele Neuhaus – In ewiger Freundschaft

Pia Sanders Ex-Mann bittet sie um einen Gefallen: seine Agentin hat seit Tagen schon nichts von einer Freundin gehört und ist besorgt. Als Pia in Bad Soden ankommt, wartet Maria Hauschild bereits auf sie und in der Tat wirkt das verlassene Haus seltsam. Doch dann finden sich Blutspuren und im Obergeschoss ein dementer alter Mann. Offenkundig ist die Sorge berechtigt. Schnell stößt die Spurensicherung auf weitere Indizien und alle Hinweise führen zu einem renommierten Frankfurter Verlag. Bei Winterscheid war die Vermisste nur wenige Wochen zuvor gefeuert worden und hat das mit einem waschechten Skandal zelebriert. Noch bevor Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein den geringsten Überblick haben, taucht die erste Leiche auf. Und weitere folgen in dem gar nicht so netten Intellektuellen-Milieu.

In „In ewiger Freundschaft“ schickt Nele Neuhaus das Ermittlergespann Sander/von Bodenstein zum zehnten Mal auf Mordermittlung im Taunus. In gewohnter Manier handelt es sich dabei um einen komplexen Fall mit unzähligen Figuren, die alle auf undurchsichtige Weise miteinander verwoben sind und zudem zahlreiche Geheimnisse hüten. Auch das Privatleben der Figuren wird weiterentwickelt, dieses Mal gerät von Bodensteins familiäre Situation stärker in den Blick und fordert den Kommissar ebenfalls erheblich.

Die Fans der Reihe dürften sich schnell wieder heimisch in dem Krimi fühlen. Die Figuren kommen einem nach so vielen Bänden wie gute alte Bekannte vor, die man nur etwas länger nicht gesehen hat, immerhin ist der letzte Band bereits vor zwei Jahren erschienen. Besonders amüsant wie die Autorin sich nebenbei selbst aufs Korn nimmt, indem sie den Rechtsmediziner und Ex-Mann von Sander, Henning Kirchhoff, zum Autor einer Taunus-Krimireihe mit zufälligerweise identischen Titeln ihrer Serie macht.

Der Fall spielt in einem undurchsichtigen Verlagsmilieu und hat, wie sich schnell ergibt, Verbindungen zu einer mehr als 30 Jahre zurückliegenden Episode. Allein die Menge an Figuren zu überblicken – einige dabei schon längst verstorben – erfordert schon einige Aufmerksamkeit des Lesers. Nur langsam lichtet sich das Netz von Lügen und Verstrickungen, löst sich aber letztlich überzeugend und glaubhaft motiviert.

Ein routiniert erzählter Krimi, der die Erwartungen an die Reihe voll bedient. Wer bereits Fan von Sander und von Bodenstein ist, wird auch mit diesem Fall einige spannende und unterhaltsame Lesestunden erleben. Auch wenn man den eigentlichen Kriminalfall ohne das Vorwissen aus den vorgehenden Romanen nachvollziehen kann, bleibt doch bei den zentralen Figuren meines Erachtens einiges an Seitenhieben auf der Strecke, wenn man ihre Vorgeschichte nicht kennt.

Nele Neuhaus – Im Wald

 

im_wald
Nele Neuhaus – Im Wald

 

Im Wald beim beschaulichen Taunusdorf Ruppertshain kommt es Mitten in der Nacht zu einer Explosion und einem Großbrand. Offenbar kam dabei ein Mann ums Leben, der in einem Campingwagen eingeschlossen war. Die einzige Zeugin ist leider nicht sehr brauchbar, voller Restalkohol ist sie sich nicht sicher, ob sie noch jemanden am Tatort gesehen hat. Ein zweiter Mord, die Mutter des ersten Opfers, erschüttert tags drauf das Dorf erneut – wer kann Interesse daran gehabt haben, eine sterbenskranke Frau, der nur noch wenige Tage blieben, vorzeitig ins Jenseits zu befördern? Die Angst geht um in Ruppertshain, denn schnell zeigt sich, dass viel mehr dahintersteckt und weite Teile der Bevölkerung sich nicht ohne Grund zurückziehen. Pia Sander und Oliver von Bodenstein machen sich an die Arbeit, aber Bodenstein merkt schnell, dass er viel tiefer in die Taten verwickelt ist, als er zunächst glauben konnte und dass die Menschen, die er seit seiner Kindheit kennt, möglicherweise nicht die sind, für die er sie gehalten hat.

Band acht der Serie um das Ermittlerduo im Taunus. Ich hatte bereits mehrere der Vorgänger gelesen und war somit mit den Protagonisten und ihren Vorgeschichten vertraut, was den Einstieg eigentlich erleichtern sollte. Hier jedoch war ich recht schnell verloren. Auch wenn dem Buch ein Personenregister vorangestellt wurde, habe ich einige Zeit gebraucht, halbwegs das sehr zahlreiche Personal auseinanderzuhalten. Zudem war mir oftmals nicht klar, wer ist in Olivers Alter, wer nur wenige Jahre älter, aber noch dieselbe Generation, wer gehört zu der Elterngeneration, bisweilen haben diese sich scheinbar auch überschnitten. Ob die Verwirrung durch die Masse an Figuren beabsichtigt war oder durch das Durcheinander unterschiedlichster Fälle entstanden ist, lässt sich für mich auch nach Ende des Buchs kaum sagen. Über weite Strecken fand ich es jedoch eher frustrierend als hilfreich.

Der Fall ist – vom Ende her betrachtet – nicht ganz überzeugend für mich. Ich kann zwar nachvollziehen, dass ein Dorf gewisse Geheimnisse unter den Teppich kehrt, aber dass ein einiger Mensch alle im Griff haben soll und mit ihren Taten erpressen konnte, ist mir jetzt doch ein wenig zu weit hergeholt. Auch dass traumatisierte Kinder einfach den Mund halten und keiner je etwas erzählt, sondern alle ganz unauffällig und normal ihr Leben leben – das erscheint mir unglaubwürdig.

Zwar werden am Ende die Fäden gelöst und alles ist aufgeklärt, aber richtig zufrieden war ich mit dem Krimi nicht. Ich empfand ihn zudem gerade am Anfang als sehr schleppend, zig Nebenhandlungen haben immer wieder zu Verzögerung geführt, was jedoch in diesem Fall nicht zu mehr Spannung, sondern zu Ablenkung und Langeweile geführt hat. Das Highlight waren somit fast nur noch die örtlichen Beschreibungen, da ich mich in der Gegend auskenne. Das ist zu wenig für einen Krimi.