
Der schwedische Geheimdienstler Hans Edelman weiß nicht genau, was er von den Informationen seines israelischen Kollegen halten soll. Angeblich werde seit Jahrzehnten in Moskau ein Schwede festgehalten, mehr wisse man nicht. Kann das sein? Ja, es gibt Menschen, die verschwunden sind, aber welches Interesse sollten die Russen an diesen haben? Edelman will den Ball flach halten und schickt einen Späher, der tatsächlich ein Foto eines sehr alten Mannes machen kann, der sich in einem gut bewachten und elektronisch abgeschirmten Gebäude aufhält. Er beginnt die Vorbereitungen für eine heikle Mission, die heimlich vom Mossad begleitet wird, der dabei seine ganz eigenen Interessen verfolgt.
Der Autor Karl Eidem ist von Haus aus Finanzanalyst, hat in seiner Heimat jedoch schon zahlreiche Nordic Noir Romane veröffentlicht. „Der Schwede“ ist der Auftakt zu seiner Serie um Hans Edelman und David Karlén. Der Krimi ist geradlinig erzählt, ohne viele Nebenhandlungen und Extraschleifen bewegt er sich von der Kontaktaufnahme durch die Israelis hin zu der heiklen Mission in der russischen Hauptstadt. Interessant ist daran, dass der Protagonist und Namensgeber des Buchs weitgehend im Dunkeln bleibt. Mehr als seine vermutete Nationalität ist lange Zeit nicht bekannt, was neben der Spannung, die durch das wagemutige Befreiungskommando entsteht, zusätzliche Fragen aufwirft.
Ein recht typischer Polit- und Geheimdienstthriller, der die komplexen Zusammenhänge der Gegenwart verdeutlicht. Der israelische Dienst verfügt über die technischen und personellen Mittel, um weit über die Landesgrenzen hinaus Spuren zu verfolgen und die Vorgänge der Welt im Geheimen zu überwachen.
„So war Stalin verstorben und schließlich auch Lawrenti Beria, der berüchtigte KGB-Chef und Stalins Nemesis. Andere hatten die Macht übernommen, und die Frage war im Niemandsland versumpft, was mit dem Gefangenen geschehen sollte. Der Geheimdienst hatte beschlossen, ihn am Leben zu halten. Man wusste schließlich nicht, ob er irgendwann einmal wieder von Nutzen sein konnte.“
Der Nachfolgedienst des KGB wiederum spiegelt die Zerrissenheit des Landes wider. Der Bewacher des Schweden nimmt seinen Job ernst, fühlt sich ganz dem Geheimdienst und seinem Land verpflichtet ohne zu erkennen, in welche Gefahr er sich selbst bringt oder zu hinterfragen, was er tut. Seine Kollegen sind weitaus weniger engagiert und ermöglichen durch ihre Nachlässigkeit die Mission der Schweden und Israelis erst.
Hans Edelman und sein Team geraten als kleines Land zwischen die großen Mächte. Er riskiert viel für das Leben eines Landmannes, von dem er nicht einmal sicher sein kann, dass er tatsächlich einer der vermissten Schweden ist. Er allein trägt das Risiko, ohne alle Spielsteine zu kennen.
Die Handlung wird von dem Vorgehen des rationalen schwedischen Ermittlers geprägt, der unaufgeregt der Sache nachgeht und die Befreiung plant. Keine emotionale Zerreißprobe, auch keine ablenkenden Widrigkeiten, sondern eine zielgerichtet erzählte Geschichte, der es dennoch nicht an Spannung mangelt.