Natasha Brown – Assembly [Dt. Zusammenkunft]

Natasha Brown – Assembly (Zusammenkunft)

Eine junge Frau aus bescheidenen Verhältnissen. Arbeite hart, mehr als die anderen, pass dich an. Das haben ihr ihre Eltern mitgegeben. Sie hat fleißig gelernt, einen guten Abschluss an einer renommierten Universität gemacht, einen Job im Finanzsektor ergattert und doch besteht ihr Alltag hauptsächlich aus Diskriminierungserfahrungen. Weil sie eine Frau ist. Weil sie die falsche Hautfarbe hat. Weil sie der falschen Klasse entstammt. Im Privaten? Nicht viel besser. Die Familie ihres Freundes toleriert sie, sie ist nur eine Phase, aber ganz sicher keine standesgemäße Partie, die als heiratstauglich angesehen werden könnte. Sie hat alles getan, um dazuzugehören und hat doch keinen Platz erhalten.

Natasha Browns Debütroman „Assembly“ (dt. Zusammenkunft) ist mit begeisterten Stimmen aufgenommen und vom Feuilleton gefeiert worden. Rassismus, Klassismus, Misogynie – sie bringt die großen Themen auf kaum mehr als 100 Seiten zusammen und verdeutlicht damit, dass Großbritannien nichts von all dem überkommen hat, was seit Jahrzehnten beklagt wird. Wichtige Aspekte, Themen, über die gesprochen werden sollte, aber: das hat man schon besser gelesen. Die Protagonistin kann sich kaum entwickeln, da ist der Roman – oder ehe: die Novelle – schon wieder zu Ende. Themen anreißen, ja, aber wichtiger wäre noch eine gewisse Tiefe.

Mir fehlt in der Geschichte ein wenig die Kohärenz, eher episodenhaft werden Szenen präsentiert, in denen die Hauptfigur Diskriminierungserfahrungen macht, sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Klasse oder ihrer Hauptfarbe. Sie versucht sich anzupassen, was nur leidlich gelingen kann und immer wieder wird sie zur Projektionsfläche derer, die gescheitert sind und sie dafür verantwortlich machen – als Frau, als Ausländerin, da werden ihr die Jobs ja geradezu nachgeworfen, nur um Diversität zu fördern.

Sie ergibt sich, schweigt, spielt mit – im Gegensatz zu ihrer Freundin Rach, die lauthals für die Gleichberechtigung einsteht. Die Protagonistin schafft es hingegen nicht einmal vor Schulkindern ehrlich von ihren Erlebnissen zu berichten. Der Kampf wäre auch nicht einfach möglich, zu schwer wirkt die Intersektionalität; es ist eben nicht der eine Grund, der sich zum Opfer von Diffamierung macht und sie daran hindert, sich mit einer bestimmten Gruppe zu identifizieren.

Trotz all dem, was in der kurzen Geschichte steckt, für mich waren hier Bernardine Evaristo mit ihrem Roman „Girl, Woman, Other“ oder auch mit ihrem Sachbuch „Manifesto“ ebenso wie Michaela Coels „Misfits“ viel greifbarer und ausgereifter in der Thematik.

Nella Larsen – Passing

Nella Larsen – Passing

Irene Redfield weiß, von wem der Brief ist, den sie sich nicht traut zu öffnen. Einige Wochen zuvor ist sie in ihrer Heimatstadt Chicago zufällig Clare Kendry begegnet, eine Kindheitsfreundin, die nach dem Tod der Eltern zu Tanten geschickt wurde. Während Irene mit ihrem Mann und den beiden Söhnen inzwischen ein gutes Leben in Harlem führt, ist Clare ganz eindeutig der Aufstieg gelungen, vor allem durch ihren Mann, der nicht ahnt, wen er geheiratet hat. Sowohl Irene wie auch Clare sind eher ein mediterraner Typ, sie wissen jedoch beide, dass sie keine Weißen sind, was in den USA des Jahres 1927 mehr als relevant ist. Doch Clares Mann ahnt nichts vom „Passing“ seiner Frau, der unerlaubten Überschreitung der Rassengrenze, seinen rassistischen Tiraden hat er deshalb freien Lauf gelassen und Irene nachhaltig verschreckt. Doch nun nicht die ehemalige Freundin Kontakt auf und bringt Irene in ungeahnte Dilemmata.

Nella Larsens Roman aus dem Jahr 1929 ist ein Zeitzeuge einer der problematischsten Fragen der US-Geschichte. In Deutschland weitgehend unbekannt gehört er jedoch zu einem der wichtigsten Werke der US Literatur und wird vielfach auch als Gegenstück zu F. Scott Fitzgeralds „The Great Gatsby“ gesehen. Parallelen gibt es in der Tat einige, ebenso diametrale Gegensätze.

Zentrales Thema ist der „Seitenwechsel“, so auch der deutsche Titel des Buchs. Clare nutz die Gelegenheit ihrem Milieu zu entkommen und spielt ihre neue Rolle perfekt. Ihr altes Leben hat sie hinter sich gelassen, wie sie Irene eindrucksvoll zeigt. Es ist jedoch mitnichten so, dass sie glücklich wäre, wie sich im Laufe der Handlung zeigt. Sie wird immer mutiger und riskiert aufzufliegen, während Irene noch damit hadert, wie sie Clare schützen kann.

“It’s funny about ‚passing‘. We disapprove of it and at the same time condone it. It excites our contempt and yet we rather admire it. We shy away from it with an odd kind of revulsion, but we protect it.“

Irene verleugnet ihre Herkunft nicht, für sie verlaufen die Grenzen eher zwischen den Klassen denn entlang der Hautfarbe. Als Arztfrau hat sie selbstverständlich eine afroamerikanische Bedienstete. Ihre Söhne will sie schützen und somit wird dies zu einem Tabu- und letztlich Streitthema mit ihrem Mann, denn dieser sieht die Notwendigkeit, die Jungs auf die Welt mit ihren Vorurteilen vorzubereiten.

Ein zweites Thema legt die Autorin geschickt über die Handlung. Clare ist der Star jeder Party und im Kontrast zu ihr erkennt Irene, dass sie letztlich nur noch als Mutter wahrgenommen wird. Bis zu dem Wiedersehen mit Clare war ihr eigentlich nur die wirtschaftliche und gesellschaftliche Sicherheit wichtig, doch nun erkennt sie, dass es noch mehr gibt. Ihre Eifersucht auf Clare wächst und bald auch der Verdacht, dass ihr eigener Mann sie mit der Jugendfreundin betrügen könnte. Dabei hält sie alles in der Hand, um Clares Leben mit einem Schlag zu zerstören – eine durchaus verlockende Idee.

Clare ist das passende Gegenstück zu Jay Gatsby: sie ist bereit, alles zu tun, um ihre Ziele zu erreichen, wird ebenso reich und unglücklich wie dieser, denn das eine, das sie unbedingt will, bleibt ihr verwehrt. Man ahnt, dass es ein ähnlich dramatisches Ende nehmen muss wie bei ihrem berühmteren Pendant.

Ein kurzer Roman, der nicht nur durch die Komplexität und Vielschichtigkeit der angesprochenen Themen sondern auch durch die pointierte Sprache besticht. Die Figuren reden, wie dies zu jener Zeit üblich war, was heute umso drastischer wirkt. Besonders bemerkenswert jedoch, dass gleich zwei Frauenfiguren zentrale Fragen aufwerfen und Männer weitgehend Randnotizen bleiben – in der Literatur vor 100 Jahren wie auch heute nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.

Chibundu Onuzo – Sankofa

Chibundu Onuzo – Sankofa

Seit einem halben Jahr ist Annas Mutter inzwischen tot. Sie hat bislang immer noch nicht alle ihre Sachen durchgesehen, doch nun, wo ihre Tochter auch längerer Geschäftsreise ist und sie vor der Scheidung steht, macht sich Anna an den Nachlass. Sie stößt auf ein Tagebuch, das offenbar zu ihrem Vater gehörte. Ihr Leben lang hat sich ihre Mutter geweigert, Fragen zu ihm zu beantworten. Anna weiß nur, dass der Student aus Bamana einige Zeit in London verbrachte und als Untermieter bei ihren Großeltern lebte. Von der Schwangerschaft hat er nie etwas erfahren und Anna hat früh gemerkt, dass er ein Tabu-Thema ist. Sie hat ihn nie wirklich vermisst, doch nun wächst die Neugier und schnell findet sie heraus, wessen Tochter sie ist: die eines brutalen, mittlerweile offenbar superreichen Diktators. Dieses Bild passt so gar nicht zu jenem, dass sie sich von dem Mann, dessen Tagebuch sie gelesen hat, gemacht hat. Es bleibt wohl nur hinzufahren und sich einen realen Eindruck zu verschaffen.

Chibundu Onuzo ist in Nigeria geboren und als Teenager nach England gekommen. Mit nur 19 hatte sie ihren ersten Vertrag bei Faber and Faber und enttäuschte mit ihrem vielfach ausgezeichneten Debüt auch nicht. „Sankofa“ ist ihr dritter Roman, der die Frage nach Identität und Zugehörigkeit auf eine ungewöhnliche Weise angeht. Das fiktive Land Bamana an der westafrikanischen Diamantenküste bietet den Hintergrund für eine hochinteressante Begegnung und Auseinandersetzung der Kulturen, in der der europäische Blick gnadenlos und dennoch annehmbar vorgeführt wird.

Die Handlung beginnt in London, wo Anna auf die Erinnerungen ihres Vaters stößt, der sich Ende der 60er Jahre als afrikanischer Student offenem Rassismus gegenüber sieht. Er wollte die Engländer kennenlernen, merkt aber schnell, dass er nie zu ihnen eingeladen wird und seine einzigen Kontakte die anderen ausländischen Studenten sind, die sich auch zunehmend ob der politischen Lage und der gesellschaftlichen Ausgrenzung radikalisieren. Seine Affäre mit Annas Mutter muss geheim bleiben, er kann sich auch nie des Gefühls der Unterlegenheit erwehren.

Anna selbst wächst mit dunkler Hautfarbe in einem weißen Mittelschichtenmilieu auf. Ihre Mutter kann – oder will – die Anfeindungen nicht sehen, denen sie immer wieder ausgesetzt ist, sie leugnet jeden Rassismus kategorisch. Doch schon kleine Dinge wie ihre Haare, die mit europäischen Shampoos nicht zu bändigen sind, führen Anna immer wieder ihre Andersartigkeit vor.

Nachdem sie mittels eines schottischen Professors und Studienkollegen ihres Vaters herausgefunden hat, dass Francis Aggrey inzwischen charismatischer Führer eines kleinen Landes ist, ist sie gleichermaßen neugierig wie verschreckt. In Bamana ist sie ganz eindeutig eine obroni, eine Weiße, und wird so behandelt. Die erste Begegnung mit ihrem Vater endet im Desaster, doch dieser lädt sie ein, länger zu bleiben. In ihren weiteren Treffen stößt Anna dann aber immer wieder an die Grenzen ihrer Überzeugung und ihrer Vorurteile, hin und her gerissen zwischen dem Vater mit seinen zugewandten und auch liebenswerten Seiten und dem rücksichtslosen Diktator, der weiß, wie sein Land funktioniert und auch nicht davor zurückschreckt, seiner eigenen Tochter eine Lektion in Rassismus zu erteilen.

Die Stärke des Romans liegt fraglos in der zweiten Hälfte der Handlung. Anna ist als Protagonistin einerseits mit den typisch westeuropäischen Attributen ausgestattet –  Mittelschicht, Studienabschluss, viele Jahre Hausfrau und Mutter – andererseits kennt sie auch Rassismus. Sie geht mit einer großen Portion Naivität an ihre Reise, was sie sogleich teuer bezahlt. Viele ihrer Vorstellungen sind einem nicht fremd, man identifiziert sich leicht mit ihr und doch trägt sie in sich den Zwiespalt zwischen der vermeintlich objektiven Betrachtung des Landes von außen und jenes Blicks der Tochter, die um die Erfahrungen des Vaters in England und seine ursprünglichen Ideale weiß. Das Spannungsfeld lässt sich nicht auflösen, bietet daher immer wieder interessante Konfrontationen, die einem als Leser nachdenklich stimmen. Für mich eines der spannendsten und aufschlussreichsten Bücher einer BIPoC Autorin, das ich uneingeschränkt empfehlen würde.

Dominique Manotti – Marseille.73

Dominique Manotti – Marseille.73

Commissare Daquin hat keine gute Zeit gewählt, um die französische Hauptstadt gegen die Mittelmeerstadt Marseille einzutauschen. Im Sommer 1973 explodiert dort die Gewalt zwischen Franzosen und Zuwanderern. Der Mord an dem Jugendlichen Algerier Malek droht die Stadt vollends im Chaos versinken zu lassen. Die Polizei fährt schwerste Geschütze auf, die Maghrebiner organisieren sich ebenfalls. Daquin steht dazwischen und muss bald erkennen, dass nicht nur die Zivilbevölkerung von Rassismus durchdrungen ist, sondern dass die größte Gefahr aus den eigenen Reihen kommt.

Es sind die sogenannten „Circulaires Marcellin-Fontanet“, die die französische Regierung anlässlich steigender Arbeitslosenzahlen im Jahr 1972 erlassen hat. Mit dem Gesetz wurde die Zuwanderung drastisch beschränkt und viele Arbeiter, die nach dem Algerienkrieg nach Frankreich übersiedelt waren, wurden plötzlich zu Illegalen. Dieses historische Ereignis mit seinen gesellschaftlichen Folgen greift die französische Grande Dame des Kriminalromans Dominique Manotti in „Marseille.73“ auf. Sie zeichnet dabei ein bedenkliches Bild nicht nur der Bewohner, sondern vor allem der Polizei und der Presse und beim Lesen wird man unweigerlich von der Frage verfolgt, ob sich in den fast 50 Jahren seither in Frankreich – oder auch bei uns – wirklich viel geändert hat. Ein Blick in eine x-beliebige Tageszeitung könnte einem dies recht schnell verneinen lassen.

„Nachdem das Offensichtliche ausgesprochen ist, fühlt sich jeder berufen, seine Meinung zu äußern. »Die haben uns aus Algerien rausgeschmissen, also müssen jetzt wir sie rausschmeißen. Ist doch normal.« – »Ja, aber man wird ein bisschen nachhelfen müssen, von selber gehen die nicht.« Manche meinen, eine Lösung zu haben: »Wenn man ein paar von ihnen umbringt, kriegen die anderen Angst und hauen ab.«“

Es ist eine komplexe Situation, die Leser, die mit der politischen Lage Anfang der 70er Jahre in Frankreich nicht vertraut sind, erst für sich sortieren müssen. Die Folgen des Krieges mit der ehemaligen Kolonie, die fragile Machtbalance zwischen konkurrierenden Banden in Südfrankreich, verflochtene Zugehörigkeitsgefüge, all dies muss erst durchdrungen werden, um den Fall in seiner Vielschichtigkeit zu erschließen. Dies macht den besonderen Reiz beim Lesen aus, weil nicht eine geradlinige Story von Motiv – Tat – Auflösung präsentiert wird.  

Basierend auf realen Ereignissen wird so aus einem spannenden Mordfall ein Dokument, das die Ursprünge von strukturellem, institutionalisiertem Rassismus erklärt. Dass es gerade in Südfrankreich viele Anhänger rechtsradikaler Parteien wie dem Front National gibt, ist kein Zufall. Als Lektüre auch unbedingt in Kombination mit Jean-Claude Izzos Marseille Trilogie (Total Khéops, Chourmo, Soléa) zu empfehlen, in der der Polizist Fabio Montale auf ziemlich verlorenem Posten gegen den korrupten Polizeiapparat kämpft und in der sich das, was sich bei Manotti andeutet, längst verfestigt hat.

Ein sozialkritischer Krimi, der leider kein bisschen an Relevanz und Warnung verloren hat und bei dem es sträflich wäre, sich entspannt zurückzulehnen und zu denken, dass dies ja nur ein französisches Problem sei.

Samira El Ouassil/Friedemann Karig – Erzählende Affen

Samira El Ouassil / Friedemann Karig – Erzählende Affen

„Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen“ lautet der Untertitel von Samira El Ouassil und Friedemann Karigs sehr erhellendem und unterhaltsam zu lesenden Sachbuch, das mit den derzeit inflationären Narrativen aufräumt. Ich habe die beiden Autoren bei einem Gespräch auf dem blauen Sofa der diesjährigen Frankfurter Buchmesse erlebt, das mich neugierig auf ihr Buch gemacht hat. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil: eine informative Einordnung, die durchaus auch zum Schmunzeln einladende Seitenhiebe bietet, und den richtigen Ton zwischen sachlich und unterhaltsam findet.

Die Autoren bringen Ordnung in das Begriffswirrwarr von Narrativ, Erzählung und Geschichte und erläutern überzeugend, weshalb viele Mythen letztlich auf klassischen Erzählstrukturen basieren, die man aus dem Theater und der Literatur seit Jahrtausenden kennt. Es ist oft die Heldengeschichte, die der klassischen Dramaturgie folgt und durch Spannung und am Ende ruhmreicher Auflösung fesselt. Das Erzählen von Geschichten gehört zu den urtypischsten Eigenschaften von Menschen und unterscheidet uns grundlegend von anderen Spezies. Den Geschichten unterliegen jedoch immer auch Botschaften, die durch das Heldenepos transportiert und an die nächste Generation weitergegeben werden. Dies funktioniert jedoch genauso für politisches Framing und Desinformation.

Ein Held benötigt einen Antihelden, um richtig wirken und scheinen zu können, weshalb oftmals verquere Oppositionen geschaffen werden, um eine Sichtweise zu verstärken. Die meisten Erzählungen lassen sich auf gewisse Grundstrukturen zurückführen – wie etwa Rivalität, Rettung, Suche, Metamorphose, Underdog, Coming-of-Age – die im Alltag ebenso von Journalisten und Meinungsmachern bedient werden wie sie sich in Kinderbüchern finden. Sie bringen scheinbare Ordnung in die Welt, machen diese oft sehr leicht (und entsprechend reduzierend) begreifbarer und waren zur Herausbildung des modernen Menschen auch durchaus nützlich.

Narrative formen jedoch die Welt nach bestimmten Gesichtspunkten und Werten – die dann oftmals nicht hinterfragt werden. So können fiktionale Wahrheiten geschaffen werden, die verschiedenste Formen von Rassismus, Ausgrenzung und Abwertung unterstützen, manchmal auch ohne dass sich die Zuhörer dessen bewusst sind.

Mit zahlreichen Beispielen aus der Literatur, aus Filmen, aber auch der Politik oder modernen Social-Media-Kanälen wie Instagram oder Fernsehshows illustrieren die Autoren ihre Thesen überzeugend und nachvollziehbar. Sehr eingängig dabei jenes der Meritokratie: wenn wir unseren Kindern erzählen, dass sie sich nur genug anstrengen müssen, um im Leben alles erreichen zu können, lassen wir aus dem Auge, dass die Startplätze schon vom ersten Tag an ungleich verteilt sind und einige auf der Laufbahn viel weiter hinten stehen, wenn sie losrennen. Diejenigen mit einem besseren Startplatz werden auch mit höherer Wahrscheinlichkeit das Ziel (früher) erreichen. Die Kehrseite des Narrativ ist jedoch, dass derjenige, der nicht gewonnen hat, sich einfach nicht genug angestrengt hat und deshalb selbst daran Schuld ist, dass er nicht oder als letzter ans Ziel kam. Ganz so einfach ist es ja nicht.

Wer sich selbst und seine Denkmuster einmal kritisch auf die Probe stellen möchte, erhält hier Unmengen an Möglichkeiten. Wer verstehen möchte, wie geschickte unterschwellige Manipulation funktioniert, sollte ebenfalls zugreifen. Und wer sich schon immer gefragt hat, was in den Hirnen der Incels eigentlich schiefläuft, der wird gleichfalls Antworten finden. Eines der wichtigsten Aufklärungsbücher, das die komplexe Gegenwart ein Stück weit begreifbarer macht.

David Chariandy – Francis

David Chariandy – Francis

Michael und Francis wachsen mit ihrer Mutter in einem heruntergekommenen Stadtteil von Toronto auf. Den Vater haben die Brüder quasi nicht kennengelernt und die Heimat der Eltern auf einer der West Indies ist ihnen ebenfalls fremd. Dafür kennen sie jede Ecke von Scarborough – auch Scarbistan, Scarbirien oder Scarlem genannt wegen der bunt zusammengewürfelten Bewohner aus aller Herren Länder. Die Mutter bemüht sich, arbeitet als Putzfrau gleich in mehreren Jobs, um ihre zwei Söhne ordentlich großzuziehen. Zehn Jahre sind vergangen seit jenem unheilvollen Tag und plötzlich meldet sich Aisha wieder, die Michael seither nicht mehr gesehen hat. Er bittet sie zu kommen, damit sie über das reden können, worüber sie so lange geschwiegen haben. Der Besuch seiner ersten Liebe führt ihn gedanklich zurück in jene Zeit, als plötzlich alles kippte und aus seinem fürsorglichen großen Bruder ein wütender junger Mann wurde.

David Chariandy unterrichtet Literatur an der Simon Fraser University, auch als Autor ist er in seiner Heimat bekannt und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, auch sein Roman „Francis“ wurde mehrfach ausgezeichnet. Im Zentrum der Handlung steht das Aufwachsen in finanziell und sozial prekärem Umfeld gepaart mit Erfahrung von Rassismus. Es ist ein Umfeld, das literarisch nicht unbekannt ist, für europäische Leser man jedoch ausgerechnet Toronto, Kanada, unerwartet sein. Ein Land, das üblicherweise als Musterland für Immigration und das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen bei relativ hohem Lebensstandard gilt, ist für ein solches Setting nicht gerade typisch. Der Autor öffnet mit seinem Roman damit eine bislang verschlossene Tür.

„(…) je erwachsener Francis wurde, desto unzufriedener wurde er mit der Welt und dem ihm zugedachten Platz.“

Michael und Francis trennt gerade einmal ein Jahr und so wachsen sie zusammen auf. Obwohl kaum älter übernimmt Francis die Rolle des Beschützers, nicht nur die wenigen Monate Altersvorsprung, sondern vor allem sein untrügliches Gespür für Emotionen und eine brenzlige Atmosphäre schützen die beiden Jungs vor ernstzunehmenden Schwierigkeiten. Früh schon machen sie Bekanntschaft mit der Polizei, kommen jedoch unbeschadet aus den Konfrontationen heraus. In der Schule haben sie Chancen, die sie jedoch nicht nutzen und so rinnt ihnen die Zukunft, die vielleicht ein Entkommen ermöglicht hätte, durch die Finger.

Francis erkennt schneller als Michael, dass die Welt ihm nichts zu bieten hat und entwickelt eine Wut, die immer weniger kontrollierbar wird. Es beginnt eine Spirale, die sich unweigerlich dreht und in eine Richtung bewegt. Man ahnt, wie es ausgehen muss, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es zur Eskalation kommt.

Die Handlung springt zwischen der Gegenwart und der Jugend der Protagonisten in den 80er Jahren. Die Elterngeneration hat mit der Emigration zwar nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, jedoch ihre eigenen Berufschancen aufgegeben. Für ihre Kinder arbeiten sie hart und kommen doch nicht weit. Obwohl die Mutter erschöpft und verzweifelt ist, kümmert sie sich engagiert und liebevoll um ihre Kinder, erzieht sie, versucht ihnen mitzugeben, was sie im Leben brauchen. Von außen wird sie jedoch wahrgenommen als alleinerziehende Mutter, die es zu nicht mehr als Putzfrau gebracht hat und irgendwann den Lebensmut verliert, dement und wohl auch alkoholabhängig wird.

Ein dichter Roman, der trotz der Kürze die Dramatik gleich zweier Generationen ausbreitet und verschiedene Facetten von Leid und Enttäuschung sprachlich unaufdringlich, aber pointiert ins Licht rückt. Eine für mich bis dato weitgehend unbekannte Seite des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse, das offenkundig noch einige Überraschungen bereithält.

Mithu Sanyal – Identitti

Mithu Sanyal – Identitti

Für Nivedita ist ihre Professorin Dr. Saraswati die Erleuchtung. Endlich jemand, der sie versteht, der ihr die Augen öffnet und zu der Identität verhilft, die sie schon so lange gesucht hat. Mit einem indischen Vater und einer polnischen Mutter war sie nie richtige Deutsche und nie die typische Ausländerin. In ihrem Studium der Postcolonial Studies nun werden Rassismus, Othering und auch Identität greifbar für sie. Doch dann der Schock: Professor Saraswati ist weiß. Sie hat sich ihre Rasse nur konstruiert, sie identifiziert sich selbst als Person of Colour, dabei ist sie nichts dergleichen. Der Internet Shitstorm lässt nicht lange auf sich warten, aber Nivedita ist noch nicht so schnell fertig mit ihr.

Mithu M. Sanyals Roman greift ein aktuelles Thema auf, was mit ein Grund für die Nominierung auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis sein dürfte. Stärker jedoch als die thematische Relevanz erscheint mir der lockere Erzählton, der fantastisch zur Protagonistin passt, bisweilen etwas rotzig und doch in der Sache präzise und genau den Nerv der Zeit treffend. Die beiden Frauen, die junge Studentin wie auch die Professorin, bilden interessante Gegensätze, die der Handlung eine besondere Note verleihen.

Nivedita hat zeitlebens ihren Platz gesucht. Bei ihrer Cousine Piti in England ist die Lage einfach, die indische Community ist groß, wird als solche wahrgenommen und ist klar definiert. Mit nur einem indischen Elternteil und keiner weiteren Verwandtschaft in der Nähe ist Nivedita im Gegensatz etwa zu den türkischen Mitschülerinnen weniger offensichtlich einzuordnen, mit der relativ hellen Haut eher etwas wie „Ausländerin light“, was sich vor allem dadurch auszeichnet, dass ihr direkte Anfeindungen und Rassismus erspart bleiben. Dies macht es jedoch nicht leichter für sie, sich selbst zu identifizieren, denn es gibt für sie wahrnehmbare Unterschiede ohne dass sie in eine der verfügbaren Schubladen passen würde.

Die Professorin hat sich ihre eigene Identität geschaffen, eine Transition von weiß zu PoC erlaubt ihr den Marsch durch die Institution und große Popularität unter den Studierenden. Die Enttäuschung ist groß, noch größer ist jedoch die Frage: darf sie das? Kann Rasse fluide sein wie das Geschlecht? Und: wer hat das Definitionsrecht hierüber?

Interessanterweise ist der Weg in diesem Fall weg von der privilegierten hin zur benachteiligten Identität, was vieles geradezu auf den Kopf stellt. Ihre Anhänger fühlen sich betrogen, man hat sie nicht nur ihres Idols beraubt, sondern auch der Illusion für die eigene Identität zu stehen und dennoch eine Karriere zu haben.

Der Autorin gelingt der Spagat zwischen der Internetsprache, die geschickt untergemischt wird, und dem akademischen Diskurs hervorragend. Aktuelle Fakten und Ereignisse werden ebenso nebenbei eingebaut wie sie strukturellen Rassismus offenlegt. Wenn engagierte Literatur etwas erreichen will, dann so. Ein lockerer Ton bei ernsthafter Thematik, auch mal lustig und dadurch, dass alles gegen bekannte Narrative läuft, nicht verletzend, sondern eher das Denken in bekannten Mustern störend und dadurch neue Denkwege erlaubend. Dieser Roman wäre wahrlich ein würdiger Kandidat für den diesjährigen Buchpreis.

Sarah Höflich – Heimatsterben

Sarah Höflich – Heimatsterben

Der nahende Tod ihrer geliebten Großmutter bringt Hanna aus den USA zurück nach Deutschland. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Besuch werden, doch die Journalistin beobachtet fasziniert, was sich in ihrer Heimat tut. Konservative Kräfte haben immer mehr Zulauf, geradezu völkisch mutet das an, was die neue Partei BürgerUnion in ihrem Programm stehen hat. Ganz weit vorne in der Bewegung ist Felix von Altdorff, Spross einer alten Adelsfamilie, Ehemann von Hannas Schwester Trixie und aussichtsreichster Kandidat auf die Kanzlerschaft. Als er Hanna überraschend um Unterstützung bittet, ist die Journalistin zunächst geneigt, dies abzulehnen, aber die Chance, ein Gegengewicht zu bilden und das Abdriften an den rechten Rand verhindern und am Rädchen der großen Politik mitdrehen zu können, überzeugen sie dann. So erlebt sie unmittelbar, wie sich die Regierung 80 Jahre nach der schlimmsten Katastrophe wieder in selbige bewegt.

„Pass bloß auf. Das da drüben ist nicht mehr Deutschland, Hanna.“ Ihre Stimme klang heiser. „Das ist das Vierte Reich!“

Sarah Höflichs Roman greift aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen auf und treibt diese gar nicht mal so unheimlich viel weiter. Eine vorgeblich bürgerliche Partei, jedoch mit radikalem rechten Flügel, der alte Parolen nur etwas moderner verpackt, kann weite Teile der enttäuschten Bevölkerung erreichen. All die Abgehängten und Enttäuschten, die einen Sündenbock für das suchen, was in ihrem Leben nicht glückt, werden bedient und finden sich wieder. Unheilvoll rast die einstmalige Musterrepublik auf den Abgrund zu.

Dramaturgisch raffiniert aufgebaut beginnt der Roman mit Flucht und endet mit dieser. Der alte Spruch, dass Geschichte sich wiederholt, wird in „Heimatsterben“ überzeugend umgesetzt. Nicht nur zeigt er, dass ein gewisses Gedankengut schlichtweg nicht totzukriegen ist, sondern auch, dass gemäßigte Kräfte, die mit besten Ansinnen an ihre Aufgaben gehen, letztlich auch zum Opfer der Geister werden können, die sie selbst gerufen und gestärkt haben. Es ist nicht der plötzliche große Umsturz, sondern der schrittweise Marsch in eine Richtung, die die gemäßigten, weltoffenen Bürger ihr Land nicht mehr erkennen lässt. Man hat es kommen sehen, nur: niemand hat etwas dagegen getan.

Wenn Literatur relevant sein möchte, muss sie auf das reagieren, was sich in der Welt tut. Genau das gelingt der Autorin, sie zeichnet ein erschreckendes Szenario, das nicht schwarz/weiß ist, sondern auch die feinen Schattierungen aufweist, die das Leben so komplex und undurchschaubar machen. Ihre Figuren wirken dabei authentisch, was die Handlung ausgesprochen real wirken lässt. Das, was sie in ihrem Roman schildert, könnte genau so Realität werden. Ein charismatischer Anführer für ein enttäuschtes und frustriertes Volk – viel mehr benötigt es manchmal nicht, um den Stein ins Rollen bringen, der sich nicht mehr aufhalten lässt.

Sharon Dodua Otoo – Adas Raum

Sharon Dodua Otoo – Adas Raum

Ist das Leben nur auf ein einziges Dasein beschränkt oder lebt von einem selbst auch immer etwas in den nachfolgenden Generationen weiter? Ist mit dem Tod der ersten Ada im 15. Jahrhundert schon alles besiegelt? Mitnichten, es folgen weitere Adas, die als mutige Frauen ihren Weg gehen und von Afrika über das viktorianische England bis in ein KZ und das Berlin der Gegenwart kommen und dort auch immer etwas von dem finden, was einst in ihnen angelegt wurde. All ihnen ist gemein, dass sie für ihre Unabhängigkeit kämpfen, sich nicht von Männern einfach unterwerfen lassen und auch als Opfer brutaler Gewalt noch eine gewisse Haltung zu bewahren vermögen.

Sharon Dodua Otoos Debütroman war nach dem Gewinn den Ingeborg-Bachmann-Preises mit hohen Erwartungen versehen. Als Autorin, die nicht in Deutschland bzw. mit der deutschen Sprache aufgewachsen ist, war dies ein viel beachtetes Novum. Seit nunmehr 15 Jahren lebt sie in Berlin und engagiert sich auch politisch, insbesondere für Themen wie Feminismus und Rassismus, die beide auch eine ganz wesentliche Rolle in ihrem Roman „Adas Raum“ spielen. In der Konstruktion gewagt, überschreitet sie nicht nur Raum- und Zeitgrenzen, sondern erweckt auch die dingliche Welt zum Leben und diese darf von dem berichten, was sie beobachtet und die Menschen nicht auszusprechen wagen.

Im Zentrum stehen jedoch die vier Frauen, die erste wird als Sklavin in Afrika zum Opfer des weißen Kolonialismus. Ada Lovelace wiederum erlebt den verachtenden Blick ihres Liebhabers, der ihre mathematischen Gedanken nicht zu würdigen weiß. Die Prostituierte Jüdin Ada kämpft im KZ ums Überleben und erlebt so aufgrund ihrer Religion die Einordnung als Mensch zweiter (oder dritter oder eher vierter) Klasse. Auch das Berlin der Gegenwart hält für die schwangere Ada zweifelhafte Blicke und wenig verschleierten Rassismus bereit. Verschiedene Formen von Diskriminierung ziehen sich durch den Roman und die Geschichten der Frauen.

In Schleifen werden die Ereignisse erzählt, was literarisch anspruchsvoll und durchaus herausfordernd ist. Ein ambitioniertes Konzept, das zwar insgesamt aufgeht, aber gepaart mit erzählendem Besen und KZ-Zimmer war mir das Ganze etwas zu gekünstelt und eigenwillig. Das fraglos relevante Thema verliert sich so in der Form, was schade ist, denn dafür ist es zu aktuell und bedeutsam.

Ayad Akhtar – Homeland Elegien

Ayad Akhtar – Homeland Elegien

Elegie, die – ein sehnsuchtsvolles Klagelied, das ist es, was Ayad Akhtar auf sein Heimatland USA schreibt. Als Kind pakistanischer Eltern in Amerika geboren und aufgewachsen, sieht er sich zunehmend damit konfrontiert, als Ausländer wahrgenommen zu werden und als ungläubiger Muslim für radikale Islamisten sprechen zu sollen. Die gesellschaftliche Spaltung erlebt er auch in seiner Familie, das einst mit offenen Armen empfangende Einwandererland grenzt immer mehr aus und selbst diejenigen, die schon Jahrzehnte im Land sind und sich eine Existenz aufgebaut haben, beginnen zu zweifeln. Das Land ist tief gespalten, wie auch die Familie des Erzählers, deren Geschichte er erzählt, wobei sich offenbar Fakt und Fiktion locker vermischen, eine eindeutige Antwort auf diese Frage, was wahr und was erdacht ist, bleibt der Autor nämlich schuldig.

Ayad Akhtar ist kein Unbekannter, 2013 erhielt er den Pulitzer Preis für sein Bühnenstück „Disgraced“, in welchem er ebenfalls einen innerlich zerrissenen Charakter in den Mittelpunkt stellt. Sein aktuelles Buch, irgendwo zwischen Memoiren und Roman anzusiedeln, greift die Thematik wieder auf und gibt einen Einblick in die Gedanken- und Erlebniswelt der zweiten Generation von Einwanderern, deren Welt durch die globalen Ereignisse in nachhaltiger Weise erschüttert wird.

Vielfach verläuft der Riss, den der Autor im Land wahrnimmt, auch zwischen ihm selbst und seinem Vater. Jener erfolgreiche Arzt, der den amerikanischen Traum verwirklicht hat und dessen Sohn sich den schönen, aber brotlosen Künsten verschrieben hat. Der Vater 2016 als glühender Anhänger Donald Trumps, seinem einstigen Patienten, der Sohn, der sich derweil um die väterliche mentale Gesundheit sorgt. Aber auch die Entwicklungen mit Mittleren Osten bleiben nicht unbemerkt: die Radikalisierung der Verwandten, deren Abwendung von den USA, die sie nach ihrem Empfinden im Stich gelassen und das Land im Chaos zurückgelassen haben, fordert den Familienfrieden heraus und führen schließlich zur Erkenntnis:

„Wir Muslime lebten in einem christlichen Land, so sahen wir es, jedenfalls in den Familien, die ich kannte. Wir lebten in einem christlichen Land, aber wir verstanden das Christentum nicht. Wir verstanden und respektierten es nicht.“

Viele Jahre des Zusammenlebens haben zu immer mehr Entfremdung geführt, zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, aber auch in den Betroffenen selbst. Der ansteigende Rassismus und offene Ablehnung tragen ihren Teil bei.

Ganz unterschiedliche Aspekte greift Akhtar auf, mal persönlicher, mal essayistischer. Sein Denken ist uramerikanisch, leicht kann er sich mit den großen Denkern identifizieren, gehört damit aber immer mehr einer intellektuellen Minderheit an. Seit 9/11 allerdings ist für ihn der Traum ein Stück weit ausgeträumt, er wird nie ankommen in seinem Heimatland, das sich von ihm entfremdet und dessen großer Verheißung er nachtrauert.

Kurz vor den Wahlen eine schmerzhafte Analyse des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, was jedoch immer auch die Möglichkeit des grandiosen Scheiterns eingeschlossen hat.