Ragnar Jónasson – Insel

Ragnar Jónasson – Insel

Hulda Hermannsdóttir muss von der isländischen Hauptstadt auf die zerklüftete Insel Elliðaey reisen, denn dort wirft der Tod einer jungen Frau Fragen auf. Gemeinsam mit drei Freunden verbrachte sie einige Tage in einem Sommerhaus. Nachts scheint Klara alleine die Hütte verlassen zu haben und an einem steilen Felsen abgestürzt zu sein. Doch die Obduktion legt anderes nahe. Bei der Befragung der Freunde zeigt sich auch schnell, dass Alexandra, Benedikt und Dagur etwas verheimlichen und dass sie schon einmal mit einem Todesfall verbunden wurden: Katla, Dagurs ältere Schwester und ebenfalls mit der Clique befreundet, wurde genau 10 Jahre zuvor ermordet aufgefunden. Ihr Vater wurde der Tat beschuldigt und beging im Gefängnis Selbstmord, ein klares Schuldeingeständnis wie Huldas Vorgesetzter erkannte. Je näher die Kommissarin der Wahrheit kommt, desto offenkundiger wird ihr auch, dass es auch in dem alten Fall noch Fragen gibt. Doch diese zu stellen wird dramatische Folgen haben.

„Insel“ ist der zweite Band von Ragnar Jónassons Hulda Trilogie, die chronologisch rückwärts erzählt wird und nun die Kommissarin auf den Höhepunkt ihrer Karriere zeigt. Der Autor arbeitet auch wieder mit der Überlagerung verschiedener Zeitebenen und konstruiert so eine spannende und undurchschaubare Geschichte, in der alle Figuren ihre Geheimnisse und Motive haben. Besonders stark wirkt wieder einmal die Natur, die einerseits als geradezu berauschend schön dargestellt wird, aber auch ihre rauen und abweisenden Seiten hat. Wie schon in „Dunkel“ herrscht eine düstere Atmosphäre, die perfekt zu dem Fall und den gleich bei mehreren Personen vorhandenen Schuldgefühlen passt.

Eigentlich wollen die vier Freunde sich nur nach vielen Jahren wiedersehen und gemeinsam der verstorbenen Katla gedenken. Doch die Stimmung ist von Beginn an vergiftet, es hängt etwas in der Luft und Karlas Alpträume in der Hütte führen auch nicht unbedingt zu einer Verbesserung. Man wundert sich, weshalb sie den Anlass ihres Aufenthalts nicht preisgeben wollen, als Leser hat man aber jedoch recht schnell einen Wissensvorsprung und beobachtet gebannt, ob es Hulda gelingen wird, hinter die Fassade zu blicken und für Gerechtigkeit zu sorgen.

Ein überzeugender Krimi, der jedoch nicht ganz an den ersten Band heranreicht, der mit ungeahnten Wendungen und noch stärkerem Fokus auf Hulda wirklich überraschen konnte.

Ragnar Jónasson – DUNKEL

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Ragnar Jónasson – DUNKEL

Sie hat nicht mehr lange bis zu ihrer Pensionierung, aber die letzten Monate wollte die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir noch mit gewohntem Elan ihrer Arbeit nachgehen, doch dann eröffnet ihr Chef ihr, dass ein jüngerer Kollege sie schon in zwei Wochen ersetzten wird. Sie erbittet sich so lange noch einen Fall und greift zu einer scheinbar erledigten Sache, die ihr komisch vorkommt. Die russische Asylbewerberin Elena wurde tot am Strand aufgefunden, die Verletzungen waren nicht eindeutig einer Straftat zuzuordnen und so wurde der Fall als Suizid abgelegt. Doch weshalb sollte sich die junge Frau das Leben nehmen, gerade nachdem ihrem Asylantrag stattgegeben wurde? Hulda beginnt nachzuforschen und stößt schon bald auf weitere Details, offenbar wurde in dem Fall sehr schlampig ermittelt und ihre These von einem Mordfall nimmt immer konkretere Formen an. Je tiefer Hulda sich in die Sache vergräbt, desto weniger merkt sie jedoch, was um sie herum geschieht und dass sie selbst gerade ins Fadenkreuz gleich mehrere Menschen gerät.

„Dunkel“ ist der Auftakt zu einer offenbar eher düsteren Trilogie. Isländische Krimis leben häufig von einer melancholisch-dunklen Atmosphäre, die zu der monatelangen Dunkelheit im Land passt. Der Thriller überzeugt jedoch vor allem durch eine interessante Protagonistin, die einerseits als clevere Kommissarin punktet, jedoch auch eine zweite, verletzliche Seite hat, die bisweilen ihr Urteils- und Rechtsvermögen herausfordert. Nach und nach wird ihre Lebensgeschichte enthüllt, die wenig Erquickliches zu bieten hat und schließlich mit einem großen und vor allem unerwarteten Knall aufwartet.

Der Kriminalfall um die tote Elena bietet einige vielversprechende Spuren ohne zu schnell gelöst zu werden. Parallel erzählt werden die scheinbar letzten und verhängnisvollen Stunden der jungen Frau, so dass man sich der Auflösung von zwei Seiten annähert, bis man feststellt, dass man geschickt in die Falle gelenkt wurde und so manches scheinbar klare Faktum doch ganz anders zu deuten ist. Die größte Überraschung indes gelingt dem Autor mit dem Ende, von dem ich noch nicht weiß, wie ich es einordnen soll, unerwartet war es auf jeden Fall.

Ein gelungener Auftakt, der große Erwartungen an die Folgebände weckt. Passende Stimmung für eine außergewöhnliche Protagonistin.

Ein herzlicher Dank geht an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zu Autor, der Serie und dem Buch selbst finden sich auf der Seite der Verlagsgruppe Random House.