Lætitia Colombani – Das Haus der Frauen

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Lætitia Colombani – Das Haus der Frauen

Nachdem ein Mandant sich vor ihren Augen in den Tod gestürzt hat, fällt die Anwältin Solène in eine tiefe Depression. Ihr ganzes Leben scheint keinen Sinn mehr zu haben, wozu all die Stunden Arbeit, wo ihr ihre tolle Wohnung und die aparten Kostüme jetzt nichts nutzen, keinen Trotz spenden und keine Hoffnung bieten. Ihr Psychiater empfiehlt ihr ein Ehrenamt und so kommt sie in das „Haus der Frauen“, einer beinahe 100-jährigen Institution in Paris, in der notleidende Frauen jeden Alters Unterschlupf und Hilfe finden. Zunächst sind die Bewohnerinnen skeptisch, halten Abstand, doch nach und nach kommen sie mit ihren kleinen und großen Anliegen zu Solène. Diese erkennt zunehmend, dass sie mit all ihrem Wissen jenen Bedürftigen wirklich helfen kann, aber auch, dass ihr eigenes Leben so wieder eine Sinnhaftigkeit erhält, die sie lange vermisst hat.

Die französische Autorin und Regisseurin Lætitia Colombani hat mit ihrem Roman nicht nur eine bittersüße Geschichte geliefert, sondern vor allem Blanche Peyron ein Denkmal gesetzt. Die Gründerin des Hauses der Frauen und unerschütterliche Kämpferin der Heilsarmee hat vorgelebt, wie wichtig es ist, für seine Ideale zu kämpfen und den Glauben an die Überwindung der sozialen Unterschiede nicht aufzugeben.

Im Zentrum der Geschichte steht die erfolgreiche Anwältin, die unerwartet aus dem Hamsterrad des Lebens gerissen wird und dieses gnadenlos hinterfragen muss. Was von außen beneidenswert erscheint, fühlt sich hinter der schönen Fassade ganz anders an. In der Begegnung mit den Frauen und ihren Schicksalen –  vertrieben vom Krieg, Flucht vor Verstümmelung, Transsexualität und Obdachlosigkeit, die ganze Bandbreite menschlicher Schicksale laufen vor ihr auf – erkennt sie nicht nur, dass sie ihr eigenes Leben in der Hand hat, sondern vor allem auch, wie sie selbst wirksam werden und so wieder einen Sinn in ihrem Tun finden kann.

Ein kurzer Roman, melodramatisch mit einer gewissen Realitätsferne ohne Frage, aber dafür ideal als leichte Sommerlektüre, die einem mit einem wohligen Gefühl zurücklässt.