Dashka Slater – The 57 Bus

Dashka Slater – The 57 Bus

Oakland, Kalifornien, ist die Heimatstadt zweier sehr verschiedener Jugendlicher. Richard wächst als African-American unter schwierigen Verhältnissen auf und besucht eine Schule, die für Gewalt und geringe Abschlussquoten bekannt ist. Früh schon kommt er in Konflikt mit dem Gesetz, erlebt wie Freunde getötet werden und muss selbst in Jugendarrest. Sasha hingegen besucht eine tolerante Privatschule, wo man seine Identität als transqueer oder agender genauso problemlos akzeptiert wie sein Faible für Röcke und das präferierte Personalpronomen „they“ anstatt die binären „he“/“she“. Eigentlich haben die beiden kaum eine Chance sich zu begegnen, nur kurz teilen die Kinder der beiden Schule den Schulbus und dort geschieht es: Richard und seine Freunde albern rum während Sasha schläft. Was als Spaß beginnt, endet in einer Tragödie: das Spiel mit dem Feuer wird ernst, als Sashas Rock in Flammen aufgeht und der Teenager mit ihm.

Dashak Slaters Buch basiert auf einer wahren Begebenheit, die sie ursprünglich nur für einen Artikel der New York Times niedergeschrieben hatte. Es ist die Geschichte eines schrecklichen Verbrechens, ein Drama, aber auch einer Stadt, in der Chancen ungleich verteilt sind, wo das Leben diesen oder jenen Weg nehmen kann, je nachdem, in welchem Stadtteil man lebt und welche Schule man besucht. Auch wenn der zentrale Aspekt des Buchs der Anschlag auf Sasha ist, werden doch viel mehr Fragen aufgerissen, allen voran die Geschlechtsidentität und das Hadern mit den gängigen Definitionen und Erwartungen, die Gang-Kultur und der Umgang mit kriminellen Jugendlichen, nicht zuletzt die Frage, ob man Vergeben kann und über genügen Empathie verfügt, auch die andere Seite zu verstehen.

Der Roman passt nicht so richtig in ein Genre, basierend auf Tatsachen merkt man den journalistischen Hintergrund, der mit zahlreichen Daten und Fakten immer wieder die Ereignisse untermauert. Es wird nicht die große Emotionalität geweckt, was bei der Thematik sicherlich auch denkbar gewesen wäre, stattdessen wählt die Autorin den Weg beiden Seiten gleichermaßen eine Stimme zu verleihen, was ihr hervorragend gelingt und womit sie zeigt, dass auch der Dualismus von gut/böse oftmals der Realität nicht gerecht wird.

Es ist ein Jugendbuch – die Übersetzung ist für den diesjährigen Jugendliteraturbuchpreis nominiert –bietet aber auch für Erwachsene nicht nur Unterhaltung, sondern mit der Elternperspektive, die immer wieder auch präsentiert wird, ebenso interessante Aspekte, vor allem im Umgang mit einem autistischen Kind, das sich zudem als genderfluid sieht. Ein großartiger Roman, der vielschichtig eine komplexe Situation in Literatur umsetzt.