Denzil Meyrick – Tödliches Treibgut

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Denzil Meyrick – Tödliches Treibgut

Eigentlich ist Glasgow sein Revier, aber im entlegen Küstendorf Kinloch wird eine abscheulich zugerichtete Frauenleiche angespült und vor Ort sind keine geeigneten beamten, um den Fall zu lösen. DCI Jim Daley wird also in die Provinz abkommandiert, wo man den Fremden scharf beäugt. Jeder scheint auf dem Laufenden zu sein und mehr als die Polizei zu wissen. Da es nicht bei einer Leichte bleibt, muss Verstärkung angefordert werden. Mehrere Leichen, ein internationales Drogenkartell, korrupte Beamte – bald schon weiß Danley nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Und da rauscht auch noch seine frustrierte Gattin mit dem blasierten Schwager an. Seine Eheprobleme sind nicht gerade förderlich bei der Lösung des komplexen Falles.

Der erste Roman aus Meyricks Serie um DCI Jim Daley, die nun erstmals in deutscher Sprache erscheint. Zwei Dinge kann man ganz klar ehrauslesen: 1. Der Autor kennt seine Heimat und die Bewohner sehr gut. Akkurat zeichnet der die Figuren, die geprägt sind von ihrer Umgebung am Rande Großbritanniens. 2. Der Autor war selbst Polizist in Strathclyde, bevor er anfing zu schreiben und kann vor allem sehr plastisch darstellen, wie es den jungen Constables ergeht.

Der Fall entwickelt ungeahnte Komplexität, die jedoch nach und nach sauber wieder aufgelöst und glaubwürdig zu Ende geführt wird. Ein paar Handlungspunkte waren etwas vorhersehbar, aber das ist in der Gesamtschau vernachlässigbar. Der Protagonist kann überzeugen, kein Superheld, sondern menschlich mit nachvollziehbaren Schwächen aber genauso liebenswerten Charakterzügen. Insgesamt lebt der Krimi ganz eindeutig von der Atmosphäre, die authentisch für einen kleinen Ort wirkt: jeder kennt jeden, alles spricht sich schnell rum, Unangenehmes wird unter den Teppich gekehrt, und ein Glas Alkohol mehr geht auch immer. Alles in allem eine durchaus ansprechende Serie, die vielleicht im Original durch die sprachliche Umsetzung des Schottischen Dialekts noch einen Tick besser sein dürfte.

Denzil Meyrick – Die Mädchen von Strathclyde

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Denzil Meyrick – Die Mädchen von Strathclyde

Constable Jim Daley ist noch recht neu bei der Polizei von Glasgow und zum banalen Streifendienst verdonnert. Eigentlich träumt er ja davon, irgendwann einmal bei der Kripo Mordfälle lösen zu können. Ein Anruf eines besorgten Nachbarn liefert ihm auch schon eine Leiche: Tracey Greene wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Was zunächst den Anschein eines goldenen Schusses einer sich prostituierenden Drogenabhängigen erscheint, stellt sich rasch als heimtückischer Mord heraus. Schon der dritte innerhalb kürzester Zeit in Glasgow. Jim erhält seine Chance und hat schon bald eine Verbindung zu einem stadtbekannten Obdachlosen im Visier. Dass diese Verbindung noch viel mehr beinhaltet, als das Zusammentreffen zweier gesellschaftlicher Außenseiter, ahnt er noch gar nicht.

Ein knackiger Kurzkrimi, der interessanterweise im Jahr 1986 angesiedelt ist. Handys, Internet, jede Form der modernen Kommunikation entfällt und auch anstelle von Computern sind noch Schreibmaschinen im Einsatz. Eine angenehme Abwechslung im Genre, die von Denzil Meyrick auch glaubwürdig und in die Zeit passend umgesetzt wird.

Aufgrund der Kürze kommt der Krimi weitgehend ohne groß Schnörkel und Nebenhandlungen aus, sondern bleibt recht fokussiert auf den Fall. Die Lösung findet sich entsprechend zügig, aber nicht unglaubwürdig übereilt. Die Spuren sowie das Motiv sind für mich überzeigend und die Handlung insgesamt glaubwürdig. Alles in allem, ein für die Länge passabler Fall, der bei der Figurenzeichnung etwas an Format hätte gewinnen können.