Claire Fuller – Unsettled Ground

Claire Fuller – Unsettled Ground

When Dot dies from a stroke at the age of 70, she leaves her twins Jeanie and Julius behind. Even though both of them are well in their adulthood, they still behave like children and therefore are totally overstrained by finding their mother dead on the kitchen floor. The three of them have lead a decent life at the small cottage since their father and husband Frank was killed in an accident, they have never needed much and could rely on their garden and the small amount of money Julius could make in providing a helping hand with all sorts of craftsman jobs. Yet, Jeanie and Julius do not have much time to grieve before all sorts of people turn up from the village claiming money their mother allegedly had borrowed. They can hardly believe it; this does not fit to the image they had of Dot. But this is just the beginning, without the strong and determined woman in the house anymore, the twins become an easy prey and soon have to face an unexpected problem: they are being evicted from what has been their home for decades.

A couple of years ago, I already enjoyed Claire Fuller’s novel “Swimming Lessons” which presented complex characters and a challenging family structure. In “Unsettled Ground”, too, the reader is confronted with a couple of highly interesting characters and an all but usual family construct which slowly unfolds its real tragedy in the course of the novel. Neither Jeanie nor Julius or any other character is easy to sympathise with, the world they have created for themselves is undoubtedly quite unique and takes some time to understand.

The novel has been longlisted for the 2021 Women’s Prize for Fiction which is nevertheless easy to understand. It presents two characters at the critical point in their life when all they have known is threatened, when everything is about to fall apart and when all they have taken for granted and believed to be true has to be reassessed. Jeanie and Julius have a strong bond which nevertheless does not hinder them from coping with the threats they face totally differently.  Ultimately, it is the struggle of survival in a hostile world, the attempt to build a life on the broken pieces of the truths they have held to be true but turned out to be all but that.

Admittedly, reading “Unsettled Ground” makes you feel depressed more than once, the story is hard to endure at times. Yet, this surely can be attributed to the author’s skill of transmitting atmosphere and mood in a brilliant way. It’s one of those novels one does not really want to dig deeper in while at the same time one can hardly put down once started.

Sam Lloyd – Der Mädchenwald

Sam Lloyd – Der Mädchenwald

Sie wollte nur kurz ans Auto gehen, doch dann wird die 13-jährige Elissa vor der Halle, in der sie eigentlich an einem Schachturnier teilnimmt, entführt. In einem Keller unter einem Cottage hält man sie gefangen, angekettet und nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. Sie bekommt Besuch, nicht nur von dem grausamen Entführer, der brutal zuschlägt, wenn sie nicht gehorcht, sondern auch von einem Jungen, der etwas gleich alt sein muss und sich als Elijah vorstellt. Elissa gelingt es, sein Vertrauen zu wecken, aber wird das genügen, damit der scheinbar etwas eingeschränkte Junge sich auch zu ihrem Helfer wird instrumentalisieren lassen? Elissas Hoffnung wird bald jedoch schon schwer enttäuscht und sie muss sich fragen, ob sie Elijah nicht gänzlich falsch eingeschätzt hat und er derjenige ist, vor dem sie wirklich Angst haben sollte.

„Dieser Junge“, fährt Annie fort. „Er ist ein Kämpfer. Sein Leben ist ihm mehr wert als alles andere. Was auch immer nötig ist, um es zu erhalten, er wird es tun.“

Auch wenn Elissa als Opfer eigentlich im Zentrum der Handlung steht, ist es doch Elijah, der durch sein ungewöhnliches Verhalten sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Passagen, in denen der Junge die Erzählerstimme übernimmt, sind schwer einzuschätzen, man kann vieles nicht wirklich einordnen, es scheint nicht zusammenzupassen, was er erzählt und vor allem wie. Auch seine Gegenspielerin ist mit interessanten Facetten ausgestattet, sie beherrscht nicht nur das Schachspiel, sondern ist eine Meisterin im Verstecken geheimer Botschaften. Mit diesen beiden Figuren ist die Grundlage für einen spannenden und unterhaltsamen Thriller gelegt. Leider hat er mich aber nicht wirklich packen können.

Der Hauptgrund, weshalb mich die Geschichte nicht überzeugte, sind letztlich zu viele Ungereimtheiten, Teile, die einfach nicht geschmeidig ineinanderpassen wollten. Der Entführer bleibt als Figur völlig nebelig, weshalb Elijah für ihn so wichtig ist, wird nur am Rande erwähnt, aber nicht überzeugend erläutert. Auch seine Helferin Annie erscheint als brutale Sadistin, die zwar eine Erklärung für die Entführungen liefert – vermeintlich untaugliche alleinerziehende Mütter, vor denen die Kinder gerettet werden müssen – aber auch diese Motivation bleibt eher diffus als sinnhaft zu wirken.

Die Unstimmigkeiten in der Figur Elijah mögen sich durch das psychologische Profil, das im Laufe der Handlung ersichtlich wird, erklären, wirken aber doch auch recht willkürlich zusammengesetzt. Dass ein junges Mädchen wie Elissa in dieser Situation derart abgebrüht agieren könnte, dass sie ihre Entführer zu manipulieren versucht, kann auch nur in der Fiktion als vorstellbar gelten.

Es knirscht beim Lesen hier und da, gerade auch Elijahs Erzählpassagen sind sprachlich herausfordernd, was sich jedoch durch die Figur noch rechtfertigen lässt, aber gleichermaßen auch Spannung nimmt, da man mehr so durch die Erzählung holpert. Die Ermittlerin bleibt gänzlich blass, außer bezogen auf ihren Privatproblemen, die meines Erachtens völlig überflüssig waren.

Durchaus gutes Grundkonzept und auch zwei interessante Protagonisten, die Umsetzung jedoch hat mich nicht überzeugt.