Fiona Leitch – A Cornish Christmas Murder

Fiona Leitch – A Cornish Christmas Murder

Jodie Parker and her catering team – consisting of her 13-year-old daughter Daisy, her mother and her right hand Debbie – have taken over a job at short notice at Bodmin Moor, an old abbey about to be turned into a guest house. Millionaire Isaac is hosting a Christmas party for kids with a Santa and all it needs to have a great event. The food is great and they all have a wonderful day. Yet, when they want to leave in the evening, it turns out that due to heavy snow fall, all roads are blocked. Thus, Jodie and her team, Isaac with his assistant and his son as well as Santa Steve have to stay overnight. Two knocks on the door bring more stranded people: a group of four Japanese women and a mysterious couple. They make the best of the situation, but when a dead body is discovered the next morning, they realise that a murderer must be among them.

I hadn’t noticed that “A Cornish Christmas Murder” is the fourth in Fiona Leitch series about the nosey ex member of the Met Police Jodie Parker. Yet, the cosy crime novel offers enough about her backstory to simply enjoy the case at hand. It is a classic setting with a group of strangers gathering in an isolated place where no mysterious intruder could have entered secretly to commit the deed. Thus, you know soon that one of the lovely bunch must be the culprit, only the questions of how and why remain of which the search for an answer is entertaining to follow.

It was especially that Agatha Christie-esque setting that drew me to the novel and I wasn’t disappointed. Christmas time is a jolly period which makes people especially unaware of the dark sides of the world. Despite the unwanted stay at the mansion, the night guests explore the premises and make the best of it. And the house has to offer some secret passages which open room for speculation about past times – and present times, too. Some late-comers about whom we do not learn too much add suspense to the circle of suspects.

The protagonist is a very likable down-to-earth woman – with quite a clever daughter – whom I liked immediately. The case offers some mysteries which are not too obvious to untangle but find a convincing end. A charming and diverting read perfect for the Christmas season.

Marianne Cedervall – Schwedische Familienbande

Marianne Cedervall – Schwedische Familienbande

Samuel Williams muss die Großstadt verlassen, um in dem Dörfchen Klockarvik seine neue Stelle als Pfarrer anzutreten. Doch kaum ist er angekommen, ist es mit der beschaulichen Dorfruhe auch schon vorbei als er auf dem Friedhof die grausam zugerichtete Leiche von Finn Mats Hansson findet. Der Hotelbesitzer war gut bekannt und hat sich mit seinen Geschäften nicht wenige Feinde gemacht. Aber auch seine Ex-Frau, gerade durch eine Jüngere ersetzt, hätte durchaus ein Motiv, sich ihres Mannes zu erledigen. Ebenso sein Sohn, der um das Erbe fürchten muss. Statt sich auf das Seelenheil seiner neuen Schäfchen zu konzentrieren beginnt Samuel zu ermitteln, sehr zum Missfallen von Maja-Sofia Rantatalo, der zuständigen Kommissarin.

Marianne Cedervall hat ihren cosy crime Fall zu Beginn der Adventszeit angesiedelt, in der die Menschen eigentlich in besinnlicher Stimmung sein sollten, das schwedische Dorf jedoch durch den Mord aufgerüttelt wird. „Schwedische Familienbande“ greift mit dem in Eigenregie ermittelnden Geistlichen ein bekanntes Thema auf und unterscheidet sich damit stark von den typischen schwedischen Psychothrillern, die in nervenzerreißender Weise grausame Brutalität schildern. Hier geht es eher beschaulich und gemächlich zu, in guter Tradition eines Father Brown oder Brother Cadfael.

In seinem ersten Fall muss der Neuankömmling sich erst mit den Bewohnern und den Traditionen seines neuen Wirkkreises vertraut machen, womit auch dem Leser der Einstieg leicht gelingt. Das fehlende Wissen um Verbindungen und alte Fehden muss dich der Pfarrer erst mühsam erfragen, ist dabei aber erfolgreicher als die Polizei. Mit Maja-Sofia hat er eine würdige Gegenspielerin, die so gar nicht von seinem Tun begeistert ist, aber erkennen muss, dass der Kirchenmann durchaus clever kombiniert und seinen eigenen Zugang zu den Menschen findet.

Als Protagonist ist Samuel mit einigen Eigentümlichkeiten ausgestattet: geschieden mit Freundin passt er nur bedingt in das Bild des gottesfürchtigen braven Bürgers. Mit seinem Boss, also dem ganz oben, führt er Zwiegespräche, vor allem dann, wenn ihm die attraktive Kommissarin wieder einmal droht seine eigentliche Freundin vergessen zu lassen.

Leider funktioniert nicht alles in der Übersetzung. Der Running Gag bezüglich der Namen hat sich mir schlichtweg nicht erschlossen und wurde dadurch irgendwann etwas müßig, ebenso die Dialektfrage, die aber wohl scheinbar auf eine Erfindung der Autorin zurückgeht. Handlung und Figuren sind etwas schematisch und lassen leicht die bekannten Vorbilder erkennen, hier hätte etwa mehr Originalität gutgetan.

Ulrike Vögl – Nackabatsch mit Todesfolge

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Ulrike Vögl – Nackabatsch mit Todesfolge

Kommissarin Helena Hansen zieht es von Hamburg ins beschauliche Augsburg, doch schnell schon merkt sie, dass die neue Heimat so ihre Tücken hat. Der starke schwäbische Dialekt ist kaum zu verstehen und ihr neuer Chef muss sie für eine Idiotin halten, geschieht ihr doch ein Missgeschick nach dem anderen. In ihrer Kollegin Franzi findet sie jedoch schnell nicht nur eine kompetente Partnerin, sondern ebenso eine neue Freundin, obwohl diese eine eher unkonventionelle Art pflegt. Viel Zeit zum Kennenlernen bleibt den beiden jedoch nicht, denn schon gleich gibt es zwei Mordfälle zu lösen: ein Arbeitsloser wird erschlagen in seiner Wohnung aufgefunden und ein Immobilienmakler fand seine letzte Ruhe ausgerechnet auf einem Misthaufen. Viel Arbeit für das neue Team, doch die beiden ergänzen sich hervorragend und können schnell schon mit unerwarteten Ermittlungsergebnissen aufwarten.

Man merkt dem cosy crime Roman an, dass die Autorin viel von sich und ihrer Heimatstadt darin verewigt hat. Nicht nur der lokale Dialekt wird durchgängig gepflegt, auch allerlei Sehenswürdigkeiten der Fuggerstadt werden erwähnt wie auch die Liebe zu Kräutern und deren Verarbeitung, die Ulrike Vögl Kommissarin Franzi mitgegeben hat, finden ihren Platz. Die beiden zu lösenden Kriminalfälle treten dafür etwas in den Hintergrund, was für das Genre vertretbar ist.

„Die ganze Geschichte war einfach wahnwitzig, klang aber durchaus plausibel.“

Das Urteil des Erzählers bringt die Morde ganz gut auf den Punkt. Es ergibt zwar alles einen stimmigen Zusammenhang, so wirklich realitätsnah erscheint es jedoch nicht. Allerdings kommt auch nicht wirklich der Eindruck auf, dass die Spannung und eine komplexe Mordermittlung im Zentrum der Handlung stehen würden. Es geht viel mehr um Helenas Ankunft in Augsburg und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Das ist hie und da recht amüsant, da durchgängig die Sprechweise in Dialektform wiedergegeben ist, aber auch bisweilen etwas anstrengend und bemüht. So richtig sympathisch wurden mir die Protagonistinnen leider auch nicht, die eine zu überkandidelt mit schickem Auto, das mit äußerst unpraktischem weißen Interieur ausgestattet wurde und immer um ihre Blüschen und das Dutt bemüht, die andere das extreme Gegenteil im Hippielook mit stinkendem Hund, den sie ohne Rücksicht auf Kollegen ins Büro schleppt. Ob die sich in Wirklichkeit auch so schnell angefreundet hätten, wage ich zu bezweifeln.

Sicherlich für Augsburger ein großer Spaß, wenn auch die Figuren arg klischeebehaftet und voller Vorurteile gezeichnet werden, ansonsten ein leichter cosy crime Roman, der nicht allzu viel Aufmerksamkeit für das Lösen des Falles erfordert.

Remy Eyssen – Dunkles Lavandou

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Remy Eyssen – Dunkles Lavandou

Im beschaulichen Le Lavandou steht die Sommersaison unmittelbar bevor und alle sind auf den Einfall der Touristen vorbereitet. Doch dann schreckt ein schrecklicher Selbstmord das Örtchen auf: eine junge Frau hat sich von einer Brücke gestürzt und wurde dann von einem LKW überrollt. Leon Ritter, zuständiger Rechtsmediziner, stellt jedoch fest, dass die Frau schon tot war, als sie von der Brücke fiel. Zudem weist die Leiche noch zahlreiche andere Verletzungen auf, die auf brutale Folter und Misshandlung hinweisen. Eine zweite Leiche mit ähnlichen Zeichen lässt Ritter schnell an einen Serientäter denken, doch davon will man bei der Polizei nichts hören. Auch seine Lebensgefährtin Isabelle hat zunächst Zweifel, noch dazu fehlen konkrete Spuren. Die Lage spitzt sich zu als weitere junge Frauen vermisst gemeldet werden, eine davon Tochter des Kultusministers, was den Druck auf die Ermittler drastisch erhöht.

Im sechsten Fall für den deutschen Rechtsmediziner im Dienste der provenzalischen Polizei verbindet Remy Eysson verschiedene typische Themen typischer Kriminalromane: Entführung, ein besessener Serientäter, biblische Zeichen und dann auch noch ein prominentes Opfer, dessen Vorerkrankung den Zeitdruck besonders erhöht. Das alles in einem cosy crime Setting zwischen malerischen Olivenhainen und Weinbergen und immer mit perfekter Urlaubskulisse und Sonnenschein verschmilzt zu einer unterhaltsamen Sommerlektüre.

Insgesamt ist der Krimi für mich ein recht routinierter Roman, der das liefert, was man von diesem Genre erwartet: das Lebensgefühl Südfrankreichs – lokale Spezialitäten und guter Wein als Grundvoraussetzung für das Wohlsein – in charmanter Atmosphäre zwischen Mittelmeer und ansprechender Landschaft steht im Konkurrenzkampf mit dem Kriminalfall. Dieser ist recht typisch aufgezogen und überschaubar komplex. Für mein Empfinden etwas zu platt die falschen Fährten, die zu offenkundig sind und eigentlich auch die Polizisten nicht wirklich täuschen sollten. Ebenso blieb mir der Täter mit seinem Motiv etwas zu blass. Mehr Einblick in sein Denken hätte sicherlich den Verdacht früher auf ihn gelenkt und vielleicht ein wenig der Spannung genommen, allerdings wird die Figur für routinierte Krimileser auch schnell sehr offenkundig als heißer Kandidat.

Insgesamt leichte Unterhaltung, die sich perfekt als sommerliche Reiselektüre eignet.

Luca Ventura – Mitten im August

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Luca Ventura – Mitten im August

Capri ist eigentlich ein ruhiges Pflaster für die Polizei, Enrico Rizzi wird eher selten gefordert, doch Mitten in der Sommerhitze wird ein junger Mann ermordet aufgefunden. Es dauert, bis dessen Identität geklärt ist, er war keiner der Einheimischen, sondern wohnte im Sommerhaus seiner Eltern. Zusammen mit seiner Freundin Sofia wollte Jack Milani in einem biologischen Institut die Folgen der Erderwärmung für die Ozeane und deren Bewohner studieren. Sofia scheint wie vom Erdboden verschluckt, aber auch der Institutsleiter gerät schnell ins Visier von Rizzi und seiner neuen Kollegin Antonia Cirillo, der Fall wird immer komplizierter und dann mischt sich auch noch die übergeordnete Stelle in Neapel ein…

Luca Ventura ist das Pseudonym eines am Golf von Neapel ansässigen Autors, „Mitten im August“ der Auftakt zu einer neuen Krimiserie auf Capri. Insgesamt ein durchaus solider Krimi, der jedoch noch Potenzial nach oben hat. Der Fall ist nicht unmittelbar zu durchschauen, die Motivlage jedoch letztlich glaubwürdig und nachvollziehbar. Für meinen Geschmack haben die Ermittlungen ein paar zu viele Schlaufen gedreht und waren etwas zu planlos, um wirklich überzeugende und vor allem spannende Ermittlungsarbeit zu sein.

Die Charaktere blieben für mich in diesem ersten Band noch zu diffus und wenig ausgearbeitet, um mich für sich zu gewinnen. Enrico Rizzi soll wohl der aufstrebende Polizist mit großen Karriereaussichten werden, dafür unterlaufen ihm aber zu viele banale Anfängerfehler. Weshalb er trotzdem vom neapolitanischen Vorgesetzten hofiert wird, hat sich mir nicht erschlossen. In seinem Privatleben soll durch das große Unglück mit seinem Sohn ein Bruch geschaffen werden, der ihn interessanter wirken lässt, aber dafür ist mir dieser Aspekt noch zu wenig ausgearbeitet, um wirklich zu wirken. Auch Antonia Cirillos Vergangenheit, die sie vor den Kollegen geheim hält, kann die Spannung nicht wirklich steigern, denn mir blieb die Figur insgesamt zu unnahbar und kalt, um Sympathien oder Antipathien zu wecken.

Für einen Regionalkrimi, den ich ziemlich klar im cosy crime Genre verorten würde, erfreulich wenig Landschaftsidylle und kaum ausschweifende Festmahle. Spannung und Figurenzeichnung dürfen sich noch deutlich steigern, dennoch solide Unterhaltung für zwischendurch.

Jenna van Berke – Weiße Nacht/Moa Graven – Die Puppenstube

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Jenna van Berke – Weiße Nacht/Moa Graven – Die Puppenstube

Doppelrezension, da zwei glücklicherweise kurze Krimis. Eigentlich haben sie beide nicht die Zeit für eine Rezension verdient, aber da es nun mal auch diese Bücher gibt, hier die nicht-amtliche Warnung.

Zuerst mit Jenna van Berke in die USA, wo sich Litza von ihrem gewalttätigen Mann trennt und dann die absolut naheliegende Idee ergreift, in einem ostfinnischen Dorf eine seltene Robbe zu erforschen, die nur dort in einem See vorkommt. Also Sachen packen und auf Nach good old Europe. Dort sind Jan und Lisa schon, als Ermittler lösen sie sie Fälle im gefährlichen Ostfriesland und gerade haben sie sich ebenfalls entschieden, sich doch lieber zu trennen und wegen akuter Einsamkeit melden sich beide unabhängig voneinander bei Dating Plattformen an – man ahnt schlimmstes…

Kaum in Finnland, stolpert Litza über den hochattraktiven Parkranger Niilo, der sie mit auf seine einsame Insel nimmt und ihr von dem mysteriösen Robbensterben berichtet, das die Region erschüttert. Bald ist außer dem Ranger nicht mehr viel zu erforschen…. Unterdessen häufen sich bei Lisa und Ja komische Vorkommnisse: eine Frau, die scheinbar verwirrt ist und nicht spricht, eine andere wird tot auf dem Friedhof abgelegt und dann auch noch ein Mann ermordet – und niemand vermisst sie. Naja, mal abwarten, am einfachsten zu Hause, also packen sie die Überlebende einfach ein und nehmen sie mit zu Jan.

Während man in Ostfriesland halbherzig ermittelt, kämpft Litza mit finnischen Gepflogenheiten wie Nacktbaden und Saunieren, was natürlich der attraktive Mann erleichtert. Warum war sie eigentlich dort? Ach, ist auch egal, oder nö, einfach mal nachts allein mit dem Kanu auf dem nebligen See rumschippern, was sollte man sonst auch tun in der Einsamkeit? Oh oh …. Gefahr! Und in Ostfriesland wird dann die stumme Frau entführt und mal eben noch ein Bauernpaar erschlagen, ach so, ja danke, da liegt ja dann auch die Lösung auf dem Präsentierteller, was die Ermittlung deutlich vereinfacht.

Fälle gelöst, Liebe gefunden – Friede, Freude, Eierkuchen. Spannung ist eher nicht so angesagt, in Finnland fehlt vor lauter Ranger-Anschmachten schlichtweg die Zeit dafür, in Ostfriesland soll sie durch die Vorkommnisse auf dem Hof aufgebaut werden, doch hier beschränkt sich die Autorin auf ziemlich platte Gewalt, die nicht für Kribbeln sorgt, sondern schlichtweg abstoßend ist und nicht überzeugt, vor allem, da einem die Figuren nicht wirklich packen und man so wenig Empathie für sie entwickelt. Daneben so viel unlogische Details und eine wenig plausible Handlung – zwei Mal Daumen runter.

P.B. Vauvillé – Ein kunstvoller Mord

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P.B. Vauvillé – Ein kunstvoller Mord

Die Pariser Kunstszene ist in heller Aufregung als eine der berüchtigtsten Performance Künstlerinnen heimtückisch vergiftet wird. Nicht nur der Mord an sich, sondern die Tötung während einer geheimen Inszenierung ist rätselhaft. Rosa Kontrapunkt war live dabei und die ältere Artistin ist sichtlich mitgenommen, jedoch hält das sie und ihren Sohn Quentin Belbasse nicht davon ab, selbst Ermittlungen zu tätigen. Auch Lieutenant Brossard erkennt, dass es ohne die beiden wohl schwierig werden wird, hinter die Fassaden der Kunst zu blicken und Zugang zu den eigensinnigen Menschen zu bekommen.

Der zweite Band der Reihe um das Privatdetektivgespann aus Mutter und Sohn verspricht eine interessante Kombination aus Krimi und Kunst zu werden. Der Fall hat tatsächlich auch einiges zu bieten, wenn auch die Kunst eher von der sehr speziellen Sorte ist und letztlich ganz andere Aspekte im Vordergrund der Ermittlungen stehen. Insgesamt glaubwürdig und nachvollziehbar konstruiert, aber mir fehlte es doch etwas an Spannung und die Figuren hätten etwas mehr Persönlichkeit haben können, um mit gänzlich zu überzeugen.

Für mich reiht sich der Roman in die Riege der cosy crime Storys ein: nicht die ganz große Spannung, dafür mehr Lokalkolorith. Davon hätte es mir durchaus etwas mehr sein dürfen, man liest es gerne, aber der Funke wollte nicht recht zünden. Die Künstlerszene wird immer wieder angerissen, aber ihr Protest bleibt etwas zu oberflächlich. Auch kann mich die Rolle von Quentin nicht ganz überzeugen, welcher Polizist würde sich von einem Zivilisten einfach so in die Arbeit pfuschen lassen und die Ermittlungsergebnisse teilen? So richtig erschließt sich mir nicht, wie diese Zusammenarbeit zustande kommt. Ganz klar punktet die Geschichte mit den vielen Spuren und Verwicklungen, die der Fall zu bieten hat. Hier hat das Autorenpaar sich eine sehr clevere und komplexe Konstellation ausgedacht, für die sich der Krimi die Sterne verdient.

Bruno Varese – Intrigen am Lago Maggiore

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Bruno Varese – Intrigen am Lago Maggiore

Matteo Basso, ehemaliger Mailänder Polizeipsychologe und nun Inhaber einer Macelleria am Lago Maggiore, beliefert die Feier eines Freundes auf der Isola dei Pescatori. Während der alkoholreichen Feier will einer der Gäste gesehen haben, wie ein Mann von einem Boot über Bord geworfen wird, was jedoch niemand so richtig glauben will, zu beschaulich ist die Lage am See. Als Matteo am folgenden Morgen noch verkatert aufwacht, traut er seinen Augen kaum: auf dem Einhorn-Denkmal der Isola Bella ist ein Toter aufgespießt. Die Kommissarin Nina Zanetti ist bereits auf dem Weg. Das Opfer, Vittorio Ferretti, arbeitete als Fotograf, doch auf seinem Computer finden sich quasi keine Bilder und die, die Matteo und Nina sehen, haben eher die Qualität eines Amateurfotografen, wer könnte etwas gegen diesen Mann gehabt haben? Und wieso wurde dem Opfer eine symbolische Rippe entfernt? Als wenige Tage später eine weitere Leiche auf der Insel geborgen wird, der ebenfalls eine Rippe fehlt, sind die beiden Ermittler ratlos, denn offenkundige Spuren gibt es keine.

Bruno Vareses Krimi arbeitet mit den typischen Versatzstücken, die einen cosy crime Roman ausmachen: ein malerischer Schauplatz an einer beliebten Urlaubsgegend; eine Menge an kauzigen Einheimischen, die immer wieder auftauchen; ein Ermittlerpaar, bei dem es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie sich verlieben und/oder im Bett landen. Auf innovative Ideen hofft man leider auch bei ihm vergeblich.

Der Mordfall ist allerdings ungewöhnlich komplex für das Untergenre und holt nennenswert weiter aus, als man dies zu Beginn vermuten würde. Die Spurensuche gestaltet sich daher zunächst schleppend bis irgendwann die Puzzleteile mit hoher Geschwindigkeit zueinanderfinden und ein Gesamtbild ergeben. Kommissar Zufalls unterstützt die beiden Protagonisten ebenfalls tatkräftig, so dass sie das Verbrechen schließlich sauber und erfolgreich lösen können.

Allerdings muss man auch über so manches hinwegsehen, um den Roman als entspannende Urlaubslektüre genießen zu können. Matteo hat einen eigenen Laden, den er einfach so geschlossen lässt, die verderbliche Ware, mit der er handelt, scheint kein Problem für ihn zu sein. Als ihm aufgeht, dass das nicht so ideal ist, überlässt er ihn einfach einer Gruppe von Rentnern, die eigentlich Autos reparieren – kein Problem, Wurstwaren und Fahrzeuge sind ja nicht so verschiedene Dinge. Es scheint auch keinen zu stören, dass er Zugang zu Ermittlungsinformationen hat und als Privatperson an der Seite der Kommissarin Nachforschungen anstellt. Er gibt auch Beweismittel an Bekannte weiter, die ebenfalls die Untersuchung unterstützen wollen – machen auch alle auf Freundschaftsbasis, niemand scheint ernsthaft Geld verdienen zu müssen oder einen geregelten Arbeitsalltag zu haben. Von seinen Superkräften – verprügelt und über Bord geworfen kann er im kalten nächtlichen See mehrere hundert Meter zügig schwimmen ohne sich auch nur einen Schnupfen zu holen oder einen einzigen blauen Fleck zu haben – mal ganz zu schweigen. Leider sind diese Dinge auch nur allzu typisch für die cosy crime Romane, denen etwas mehr Realismus guttun würde; mich als Leser verärgert so etwas und raubt den Spaß am Lesen.

Jule Gölsdorf – Mörderisches Monaco

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Jule Gölsdorf – Mörderisches Monaco

Coco Dupont freut sich auf ihre Rückkehr nach Monaco, wo sie ihre neue Stelle als Kommissarin und Partnerin des etwas eigenbrötlerischen Henri Valeri antreten wird. Doch kaum ist sie gelandet, geschieht auch schon ein Mord, noch dazu ein recht grausamer, der auch das Interesse der Presse wecken dürfte: am Rennwochenende der Formel 1 wird die Frau eines erfolgreichen Fahrers überfallen, das gemeinsame Kind ist tot und sie schwebt in Lebensgefahr. Neider gab es viele, der Erfolg und das Geld ziehen zwielichtige Menschen geradezu an, aber dennoch können sich die beiden Ermittler kein wirkliches Bild vom Mord machen. Ins Visier gerät schnell ein IT Girl, die offenbar eine Affäre mit dem Rennfahrer hatte, aber wäre sie auch in der Lage, ein Kind zu töten und eine Frau lebensgefährlich zu verletzen?

„Mörderisches Monaco“ bietet genau das, was man von einem cosy crime Roman in der französischen Mittelmeerküste erwarten würde: ausufernde Landschafts- und Essensbeschreibungen, ein etwas gemächliches Tempo, jeder kennt jeden schon immer und ein nicht ganz so komplexer Fall, der auf den einfachen niederen Instinkten basiert und so auch recht zügig ohne größere Mühen gelöst werden kann. Mit den Details darf man es nicht so genau nehmen, da wird zugunsten der schönen „Bilder“ auch einmal auf sachliche Korrektheit verzichtet.

Wenn man einen leichten, unkomplizierten Fall wünscht, der einem als Leser nicht allzu sehr fordert beim Mitdenken, ist man hier ganz gut aufgehoben. Die Figuren sind eher eindimensional und verhalten sich genau so, wie in allen vergleichbaren Romanen: der männliche Ermittler vernachlässigt wie erwartet seine Frau und interessiert sich eigentlich eh nur fürs Essen; die weibliche Ermittlerin handelt völlig kopflos und unüberlegt und riskiert im sinnlosen Alleingang ihr Leben. Man würde sich einen leichten Krimi ohne das Ausschlachten aller Stereotypen wünschen, dieser hier setzt jedoch auch genau darauf. Erwartungen erfüllt, mehr aber auch nicht.

Lynn Brittney – Murder in Belgravia

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Lynn – Brittney – Murder in Belgravia

London, 1915. Lord Murcheson has been stabbed and murdered in his house, his wife Lady Harriet was found there wounded, too. She claims to have committed to crime with a pair of scissors, which is highly unlikely due to her severe injuries.  While Lady Harriet is fighting for her life at the hospital, Chief Inspector Peter Beech takes over the case. The city is at war and thus, men are scarce with the Metropolitan Police. Beech has quite an innovative idea which seems to be more than reasonable for the case at hand: he wants to employ women for the investigation. Thus, Victoria Ellingsham, trained in law, and medical doctor Caroline Allardyce join the small team of Beech, charming ex-boxer PC Billy Rigsby and former Special Branch Arthur Tollman. While London is under attack of the Germans, the unusual squat investigates the case, comes across masses of legal and illegal drugs, prostitutes and the abduction of a young girl who worked in the Murcheson household.

“Murder in Belgravia” follows the lines of classic murder cases in the style of Agatha Christie. The most striking about the novel is the atmosphere. Not only is the situation of World War I convincingly portrayed with the city under fire at night and the shortage of men for the police and other forces, but you also feel yourself transported back to the times when lords and ladies lived in a completely different world which only scarcely overlapped with average or lower class people.

The case itself has to be solved without any modern forensics or other sophisticated medical or technical means which I liked a lot. It is due to a quick-witted intellect and particularly the women’s sharp observation that they can assemble the necessary pieces of evidence to rumble the murderer.

Lynn Brittney’s book is a cosy crime novel that I really enjoyed to read. She has created awesome characters of whom I would like to read more.