
Jacob Finch Bonner galt als vielversprechender junger Autor, doch nach seinen ersten Erfolgen will sich einfach keine Idee mehr einstellen. Als Lehrer eines drittklassischen Kurses für angehende Autoren schlägt er sich durch und verliert dabei immer mehr an Selbstrespekt. Als sein Schüler Evan Parker ihm von seiner Buchidee berichtet, muss er anerkennen, dass dieser Plot noch nie da war, ein völlig neues Thema, nicht nur eine Variante eines bekannten Musters. Einige Jahre später wundert er sich, weshalb er immer noch nichts von diesem großartigen Werk gehört hat, denn neben der außergewöhnlichen Geschichte hatte Parker auch ein unverkennbares Schreibtalent. Er stellt fest, dass Parker verstorben ist, so wie der Rest seiner Familie, es ist niemand mehr da, der diese Geschichte erzählen könnte – außer ihm selbst.
Jean Hanff Korelitz konnte mich bereits mit vorherigen Romanen überzeugen, vor allem „The Devil and Webster“ war herausragend konstruiert. „The Plot“ besticht durch einen Protagonisten, der nicht wirklich bösartig ist, aber durchaus seine Chancen zu nutzen weiß und der langsam in die Enge getrieben wird. Eine Mischung aus bissigem Blick in die Literaturwelt, Krimi und Psychostudie bietet der Roman viel Raum für Spekulationen und immer wieder überraschende Wendungen.
Wie auch schon in anderen Romanen beginnt die Handlung mit einem recht ausufernden Vorspann, dessen Relevanz erst später offenkundig wird. Die Autorin spielt dabei geschickt damit, dass sie dem Leser den Plot vorenthält, über den sehr viel gesprochen wird und der das Buch zu einem nie dagewesenen Sensationserfolg macht. Man rätselt, um was für eine Geschichte es sich handeln könnte, die so außergewöhnlich ist, dass sie sogar Nichtleser zum Roman greifen lässt. Perfekt orchestriert kommt man er langsam dahinter, weshalb nicht unmittelbar offengelegt wird, was Evan Parker erzählen wollte und mit der Handlung hält man plötzlich auch den Schlüssel zu einer ganz anderen Geschichte in der Hand.
Seit langem mal wieder ein Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte, da die große Frage, was hinter all dem steckt, maximal die Neugier weckt.