
Anna Sorokina, vielleicht besser bekannt unter dem Namen Anna Delvey, hat es gerade mal wieder in die Schlagzeilen geschafft, da Netflix ihre Lebensgeschichte unter dem Titel „Inventing Anna“ verfilmt hat. Sie ist eines der bekanntesten Beispiele für sogenannte con artists, Menschen, die sich das Vertrauen (confidence) anderer erschleichen, um diese dann zu betrügen. Maria Konnikova blickt in ihrem Buch „The Confidence Game“ hinter das Phänomen und beleuchtet die psychologische Disposition, die es braucht, um so gemein mit den Mitmenschen zu spielen. Nach und nach legt sie die Auswahl der Opfer, das Setting des Betrugs, die Entwicklung der Geschichte und auch das Auffliegen dar. An unzähligen Beispielen zeigt sie, dass wirklich jeder auf sie hereinfallen kann – manche sogar mehrfach hintereinander.
Zum einen faszinieren die Methoden, mit denen die Gauner ihre Opfer anlocken und dann einwickeln und nicht mehr loslassen. So agieren so clever, dass es manchen noch nicht einmal bewusst ist, dass sie gerade hereingelegt wurden. Männer sind zwar deutlich in der Überzahl, aber auch Frauen beherrschen das Metier und sie lassen sich auch von hohen Strafen nicht abhalten; kaum in Freiheit, setzen sie zu ihrem nächsten Betrug an.
Das Buch lebt vor allem von den Geschichten, die bisweilen schier unglaublich sind und doch noch viel häufiger derart, dass einem sofort bewusst wird, dass man selbst genauso darauf hätte reinfallen können. Zahlreiche vor allem psychologische Studien haben sich sowohl mit dem Verhalten der Täter wie auch jenem der Opfer auseinandergesetzt, Konnikova untermauert mit diesen wissenschaftlich das, was hinter den con artists und seinen Taten steckt. Immer wieder legt sie so Muster offen, die es eigentlich erlauben, den Betrug zu durchschauen – jedoch, wir sind keine rationalen Wesen und unser Gehirn folgt auch gewissen Mechanismen, die es geradezu unmöglich machen, bestimmte Anzeichen zu erkennen. Oft ist man eben erst hinterher klüger und kann sich das eigene Verhalten nicht erklären. Maria Konnikova kann das hingegen, was „The Confidence Game“ zu einer ungemein interessanten Lektüre macht.