Martin Walker – To Kill a Troubadour

Martin Walker – To Kill a Troubadour

Summer could be enjoyable and light hearted but then, the cosy Périgord region is caught in Spain’s trouble with Catalonia’s independence movement. “Les Troubadours”, a local folk group, have published a song supporting autonomy for the region that shares their cultural heritage. The song goes viral and soon not only the Spanish government but also shady groups become aware of the poet and the band. When the police find a sniper’s bullet and a stolen car in the woods, the know that the situation is much more serious than they thought and that people are in real danger as the Troubadours are about to perform a large concert.

Martin Walker continues his series around the French countryside chief of police Bruno Courrèges. Even though also the 15th Dordogne mystery offers a lot to recognise from the former novels, “To Kill a Troubadour” is much more political and takes up a current real life topic. Apart from this, you’ll get exactly what you’d expect from the series: a lot of food to indulge in, history of the region and the French countryside where everybody seems to be friends with everybody.

One would expect the life of a countryside policeman to be rather unspectacular and slow, however, this could not be farer away from Bruno’s reality. Not only do big conflicts come to his cosy province, but also a case of domestic violence demands his full attention.

What I appreciated most, like in other instalments of the series before, was how the cultural heritage was integrated into the plot and teaches about the history you along the way in a perfectly dosed manner.

Full of suspense while offering the well-known French countryside charm, a wonderful read to look forward to summer holidays in France.

Arttu Tuominen – Was wir verschweigen

Arttu Tuominen – Was wir verschweigen

Gerade hat man Jari Paloviita zum kommissarischen Chef ernannt, als die Polizei von Pori auch schon mit einem Mordfall konfrontiert wird: in einem Sommerhaus kam es zu einem Gelage, das aus dem Ruder lief. Am Ende des Abends ist ein Mann tot, ein Verdächtiger wird jedoch blutverschmiert unweit im Wald aufgegriffen. Die Zeugen sind weitgehend nicht zu gebrauchen, zu viel Alkohol und anderes machen ihre Aussagen unbrauchbar. Jari überlässt den Fall seinen beiden Ermittlern Hendrik und Linda, es scheint nicht so schwierig zu sein, hier eine Anklage vorzubereiten. Doch als er die Namen von Opfer und Täter liest, bleibt Jari das Herz beinahe stehen. Er kennt beide. Schon sehr lange und er weiß auch, was im Sommer 1991 geschehen ist.

Der Ingenieur Arttu Tuominen stammt aus der mittelfinnischen Hafenstadt Pori und hat bereits vier Krimi veröffentlicht. „Was wir verschweigen“ ist der Auftakt der sogenannten DELTA Serie und wurde mit dem finnischen Krimipreis als bester Spannungsroman des Jahres 2020 ausgezeichnet. Geschickt verbindet er die aktuellen Ermittlungen mit der Kindheit des leitenden Kommissars und baut sowohl in der Vergangenheit wie auch der Gegenwart einen Spannungsbogen auf, der sich erst spät löst. Im Zentrum dabei die Frage, wo Jari steht: auf Seiten des Rechts oder einer lange zurückliegenden Verpflichtung.

„Freundschaft hat nichts mit Recht oder Schuld zu tun. Das wüssten Sie, wenn Sie auch nur einmal in Ihrem Leben jemanden gekannt hätten, dem Sie bedingungslos vertrauen konnten.“

Der Fall bringt Jari in eine moralische Zwickmühle, aus der er sich nicht lösen kann. Er vertritt das Recht, muss dafür sorgen, dass Gerechtigkeit geschieht, dass die Ermittlungen geregelte Wege gehen und dass vor dem Gesetz alle gleich behandelt werden. Doch es gibt noch eine alte Schuld, eine Verpflichtung, ein Versprechen, denen er sich ebenso verpflichtet sieht. Er ringt mit sich, hofft auf eine andere Lösung, die von irgendwoher kommt.

Es ist nicht die Frage, ob der vermeintliche Täter die Tat wirklich begangen hat. Was an dem fraglichen Abend geschah, rück in den Hintergrund. Es ist ein Kampf, der sich nur in Jari abspielt und es ist klar, dass auch nur er die Entscheidung treffen wird, in welche Richtung das Pendel ausschlägt, wofür er sich entscheidet, wozu er sich bekennt.

Ein Krimi, der ganz traditionell beginnt und dann zu einem Gewissenskonflikt wird, auf den man auch als Leser nicht leicht eine Antwort findet. Mit dem Protagonisten ist man in der Situation gefangen und kann nur für sich selbst überlegen, ob man seine Schritte genauso gehen würde oder man sich eher für ein anderes Handeln entscheiden würde.

Ein Krimi, der den Leser in vielerlei Hinsicht herausfordert und gedanklich einbindet mit der Frage: was würde man selbst tun?

Emma Brodie – Songs in Ursa Major

Emma Brodie – Songs in Ursa Major

The annual Folk Fest is the biggest event on Bayleen Island in 1969. The atmosphere is pulsating while the audience is waiting for Jesse Reid, latest superstar with his guitar and extraordinary voice. On his way to the show, he has an accident which unexpectedly bring the local band Breakers on stage. It only takes minutes for Jane Quinn, their singer and songwriter, to win the people over with her charismatic performance. It is the birth of a star, the Breakers are invited record an album and to tour with Jesse’s band. Quite naturally, the two musicians fall for each other, but it is not an easy love, neither Jesse nor Jane is the carefree new star, they suffer from bad experiences and the demons that haunt them. Additionally, Jane fights with the music industry’s sexism and a feeling of being considered just Jesse’s accessory. For some time, they ignore all this, but closing their eyes does not prevent them forever from having to face some truths.

Emma Brodie’s novel perfectly captures the vibes of the time. Her protagonists are highly gifted musicians who live for the music and the moment. “Songs in Ursa Major” is an emotionally overwhelming novel which draws you in its world immediately. Especially Jane is a vividly drawn character whom you come to love immediately despite the stubbornness which comes with her musical genius and perfectionism. She is a role model of a strong-minded feminist who sticks to her ideals and is even willing to sacrifice her career and love in order not to give in to the industry’s conception of a female singer.

The thin line between genius and madness had often been mentioned in connection with creative artists. This also holds true for both, Jesse and Jane, who are far from being mentally stable. Together, they can push each other even further in their genius while heading at the abyss at the same time. Following their creative process translating into songs is a wonderful journey which triggers the emotions in the same way listening to music would.

The villains of the music industry with their unconcealed misogyny make you angry at times but seeing how cleverly Jane can also win some fights can make some amends here. As authentic as this aspect is Jane’s emotional state and the way she tries to cope with her family’s situation and her very personal heritage of creativity and madness alike.

A brilliantly written, intense novel perfect for the summer festival season which brings you back to the time of iconic musicians.

Taylor Jenkins Reid – Daisy Jones & The Six

taylor Jenkins Reid Daisy Jones and The Six
Taylor Jenkins Reid – Daisy Jones & The Six

Eine Stil-Ikone und eine famose Band. Sie haben die Musik Ende der 70er geprägt. Jeder wollte sie live sehen, alle haben sie bewundert. Doch wer war Daisy Jones und wie kam sie zu der Band, mit der sie die beste Platte des Jahrzehnts, vielleicht des Rock’n’Roll überhaupt aufgenommen hat? Eine Tochter geht auf Spurensuche nach dem Mythos, der das Leben ihrer Eltern bestimmte. In Interviews zeichnet Julia Dunne, Tochter von Frontman Billy und seiner Frau Camila, auf, woran sich Daisy, die Bandmitglieder von The Six sowie Produzenten und enge Vertraute erinnern. Daisys Jugend als reiches aber vernachlässigtes Mädchen, das schon mit 14 auf dem Sunset Strip allerlei Drogen ausprobierte und gleichermaßen Männerbekanntschaften pflegte. Dank ihres Aussehens und Charismas hatte sie es leicht, überall eingelassen zu werden. Ihr eigentlicher Traum war es jedoch immer Musik zu machen, ihre einzigartige Stimme war prädestiniert für die Bühne, doch ihre Texte waren noch nicht so weit. Das Potenzial erkannte man bei Runner Records, wo man zuvor schon The Six unter Vertrag genommen hatte, denen auch das gewisse etwas noch fehlte: Daisy Jones. Erst gemeinsam konnte eine Legende entstehen.

Fängt man an, Taylor Jenkins Reids Buch zu lesen, ist man sogleich gefesselt von der Welt der Rockstars und dem ausschweifenden Leben der 70er Jahre. Auch Daisy Jones kann man sich bildlich vorstellen, wie sie mit ihrer Mähne und dem wegen des exzessiven Tabletten- und Drogenkonsums immer leicht abwesend wirkenden Blick fasziniert. Dass es diese Person gar nicht gegeben haben soll, ist schier unvorstellbar, so lebendig wie sie beschrieben wird. Der Aufstieg der Band, die zunächst ganz klassisch als Schülerkombo von zwei Brüdern und Freunden gegründet wurde und sich dann langsam einen Namen machte, ist ebenfalls reine Fiktion. Hätte es sie gegeben, wäre es aber vielleicht genau so gelaufen, wie die Autorin es schildert.

Man kennt die ganzen Geschichten der Rockstars und ihrer Groupies: der Rausch der Musik und der Bewunderung, wenn sie auf der Bühne rocken; die Aftershow Partys mit Alkohol, Drogen und Mädchen; die Tour – heute hier, morgen dort und manchmal weiß man auch noch wo man gerade ist – und die Fernsehauftritte, die sie zu Legenden werden lassen. All das kann man geradezu hautnah miterleben. Aber es gibt auch eine andere Seite. Billy, Sänger, Songschreiber und Kopf der Band ist verletzlich und verliebt in Camila, die er schon jung heiratet und mit der er drei Töchter hat. Das ausschweifende Leben hat er nach einem harten Entzug ihr zuliebe aufgegeben, denn sie ist es auch, die ihm die Inspiration zu seinen Liedern liefert. Das Doppelleben zerreißt ihn fast, Rockstar und fürsorglicher Vater sind zwei Welten, die sich kaum kombinieren lassen.

Daisy Jones hingegen nimmt alles, was das Leben ihr bietet, oftmals ohne lange über die Folgen nachzudenken. Doch sie ist clever und lässt sich nicht ausnutzen, ganz im Gegenteil, ihr Selbstbewusstsein wird von manchen bewundert, anderen macht es geradezu Angst. Nur sie ist es auch, die Billy etwas entgegensetzen kann, was ihre Zusammenarbeit nicht leichter macht. Beide wollen nur eines: Musik machen, aber wenn zwei starke Egos aufeinanderprallen, noch dazu, wenn die Menschen dahinter gänzlich verschieden sind, wird dies zum Parceforceritt, der von allen so einiges abverlangt.

Auch wenn die anderen Bandmitglieder nur in der zweiten Reihe stehen, bekommen sie hier das Wort, zeigen die Schattenseiten des Ruhms und Erfolgs und das, was dieser kostet. Sie sind es jedoch vor allem auch, die die Menschen zeigen, die hinter den bejubelten Ikonen stehen, mit all ihren Sorgen, Ängsten und manchmal ganz banalen Gedanken.

Ein berauschendes Buch, das einem geradezu wie unter Drogen mitreißt und hineinkatapultiert in die Welt der Rockmusik. Reids Beschreibungen der Songs – ja, man hört sie geradezu vor dem inneren Ohr und kann dabei die Figuren visualisieren, wie sie vor einer Kamera sitzen und im lockeren Interview plaudern. Es hat ein bisschen was von Musikfernsehen als es dieses noch in der Form gab, die auch diesen Namen verdient hat. Stars, die sich entspannt aufs Sofa fläzen und in Erinnerungen schwelgen, einem daran teilhaben lassen und so einen Blick in diese schillernde Welt erlauben.

David Foenkinos – Lennon

Lennon von David Foenkinos
David Foenkinos – Lennon

John Lennon, ein Mann zwischen Genie und Wahnsinn. Als Kopf einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten wurde er weltberühmt, seine Musik hat Millionen von Menschen begeistert und ist heute noch genauso populär wie in den 1960ern. Aber nicht nur sein musikalisches Schaffen, sondern auch sein Privatleben fasziniert. Wer war die Frau an seiner Seite, die – so die globale Meinung – für das Ende der Beatles verantwortlich war? David Foenkinos lässt John Lennon selbst erzählen. In mehreren fiktiven Sitzungen bei einem Psychoanalytiker berichtet er von seiner Kindheit, den Anfängen der Beatles und der Faszination von Yoko Ono.

„Wir waren auch einsam. Einsam unter Millionen von Menschen. Wir lebten wie in einer Blase.“

David Foenkinos hat eine eher untypische Biographie geschrieben. Die Fakten sind recherchiert und belegt, aber die Ausgestaltung ist der Versuch sich dem Innenleben Lennons zu nähern, seine Psyche zu ergründen und vor allem die andere Seite des Stars darzustellen. Wer war der Mann, der mit „Imagine“ oder „Give Peace a Chance“ Hymnen für die Ewigkeit geschrieben hat?

Die ersten Sitzungen sind geprägt von Johns Kindheit in Liverpool. Die Mutter zu jung, der Vater auf See und damit mehr abwesend als präsent, wird er viel alleingelassen und zwischen den Erwachsenen hin und her geschoben. Erst als seine Tante Mimi dem Treiben ein Ende setzt und ihn endgültig bei sich aufnimmt, verläuft sein Leben in geregelten Bahnen. In den ersten Jahren mit der Band glaubt keiner an den großen Durchbruch, die kleinen Erfolge werden ausschweifend gefeiert und mit allerlei Drogen entfliehen sie der Realität. Dass sie plötzlich zum globalen Phänomen werden und überall hysterisch kreischende Mädchen auf sie warten, überfordert die vier Jungs vollends.  Doch so schnell wie ihr Aufstieg war, so schnell knirscht es auch zwischen ihnen und die Risse können immer weniger gekittet werden. Zunehmend entfernen sie sich voneinander und so kommt es zwangsläufig zur Auflösung.

„The guitar’s all right, John, but you’ll never make a living out of it.“

Diesen Satz hört John Lennon schon früh. Eine Karriere wie die seine ist eine Ausnahme und weder planbar noch absehbar. Foenkinos gelingt es den Menschen hinter dem Star hervorzubringen und ich fand vor allem den Fokus auf seine Herkunft und die unsäglichen Familienverhältnisse ungemein interessant. Hätte er diese Feinfühligkeit und Sensibilität entwickeln können, wenn er nicht unter diesen Umständen aufgewachsen wäre? Auch seine Faszination von Yoko Ono erklärt sich erst durch die Abwesenheit von Liebe und Verlässlichkeit in jungen Jahren. Dass Gefühl endlich nicht mehr allein zu sein auf der Welt, muss für ihn überwältigend gewesen sein.

David Foenkinos verleiht ihm einen leicht zynischen Ton, der für den erwachsenen Lennon sehr gut passt. Mit einer gewissen Bitterkeit, aus der auch viel Bedauern spricht, blickt er auf die Zeit der Beatles und das verdrießliche Ende, das die Band genommen hat. Gleichzeitig lässt er ihn aber auch reflektiert erscheinen, vor allem in Bezug auf sein Verhalten zu seinem ersten Sohn Julian und dessen Mutter Cynthia. Ob Lennon dies wirklich war, wird wohl nicht mehr geklärt werden können, aber Foenkinos Interpretation seines Charakters lässt dies durchaus möglich erscheinen.