Agatha Christie – Der unheimliche Weg

Agatha Christie – Der unheimliche Weg

Eine Serie von Wissenschaftlern, die spurlos verschwinden, beschäftigt die Geheimdienste ebenso wie die Öffentlichkeit. Intelligente Männer, die wesentliche Erkenntnisse hervorgebracht haben, die jedoch auch militärisch gegen ihre westliche Heimat verwendet werden könnte. Unter ihnen auch Tom Betterton, Nuklearwissenschaftler, dessen Frau an der Situation verzweifelt und sich, um auf andere Gedanken zu kommen, auf eine Urlaubsreise nach Marokko begibt. Dort jedoch kommt sie nie an, sie kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Da man sie allerdings im Verdacht hatte, mit ihrem Mann unter einer Decke zu stecken, engagiert der britische Agent Jessop kurzerhand Hilary Craven, die gerade überlegte, sich das Leben zu nehmen, um den Platz von Mrs Betterton einzunehmen. Was hat sie schon zu verlieren bei einem Himmelfahrtskommando, dessen Ausgang mehr als ungewiss ist?

„Der unheimliche Weg“ ist sicherlich der untypischste Agatha Christie Roman, der mir bis dato untergekommen ist. Es gibt zwar durchaus Opfer, aber es fehlt die typische Leiche, deren Ableben aufgeklärt wird. Stattdessen bekommt man eine Agentengeschichte des Kalten Krieges, wie sie im Buche steht. Spannend mit vielen verdeckten Identitäten und für den Leser ebenso ungewisse Reise wie für die Protagonistin.

Der 1954 erschienene Roman griff wohl mehr als aktuelle Themen auf. Die Welt hatte gesehen, wozu Wissenschaftler fähig waren, der Gedanke an Doppelagenten, die dem gegnerischen Block schaden wollen, war mehr als präsent. Christie greift dies überzeugend auf und strickt auf knapp 220 Seiten eine spannende Katz-und-Maus-Geschichte, bei der man sehr schnell ahnt, dass keiner Figur zu trauen ist und viele sehr verdeckte Interessen verfolgen.

Für Fans von Hercule Poirot und Miss Marple mag der Krimi eine Enttäuschung sein, mich hat er gerade weil er so unerwartet ist, begeistern können. Auch wenn der alles überragende Ermittler fehlt, der die Zeichen richtig deutet und zusammenfügt, stellt sich Hillary als clevere Agentin wider Willen heraus, die mit einem simplen, aber dadurch umso bestechenderen Trick, die Lösung herbeiführt.

Joshua Foer et al. – Atlas Obscura

Joshua Foer/Ella Morton/Dylan Thuras – Atlas Obscura

Kuriose und abgelegene Orte, die man nicht in den üblichen Reiseführern findet, wollten Joshua Foer, Ella Morton und Dylan Thuras in ihrem „Atlas Obscura“ versammeln. Entstanden ist ein Sammelsurium an Naturschauspielen, Menschheitsgeschichte und Erfindungsreichtum, das Seinesgleichen sucht. Über alle fünf Kontinente sowie die Antarktis listen die Autoren beeindruckende Bauwerke, Naturschauspiele, Eigentümlichkeiten und herausragende individuelle Leistungen auf, die eine andere Geschichte der Welt und der Menschen erzählen.

Geschichten zum Gruseln, ebenso wie zum Staunen reißen kurzweilig den jeweiligen Hintergrund an. Von Friedhöfen, unterirdischen Tunnelsystemen und verlassenen Städten berichten sie ebenso wie von nicht erklärlichen Naturschauspielen und Gesteinsformationen, exotischen Pflanzen und beeindruckenden Tieren. So verschieden die Landschaften und Kulturen sind, so abwechslungsreich die ausgewählten Attraktionen, die nicht zum Besuch alle einladen, wie etwa der Kernreaktor von Tschernobyl, oder die zwischenzeitlich dank menschlicher Zerstörungswut schon nicht mehr existieren. Es sind jedoch nicht immer ferne Orte, an denen es etwas Wundersames zu entdecken gibt, auch in Europa gibt es offenkundig viele verborgene Schätze.

Ein klassisches Coffee-Table-Book, das man nicht von vorne nach hinten liest, sondern das man immer wieder zu Hand nimmt, willkürlich aufschlägt und neues Mosaiksteinchen der Welt erblickt.