Phoebe Wynne – Madam

Phoebe Wynne – Madam

Rose Christie cannot believe it when she is offered a job at the prestigious boarding school Caldonbrae Hall, set on a recluse peninsula above the Scottish cliffs. They haven’t hired new staff for more than a decade and the Classics teacher is a lot younger than her colleagues, much closer in age to her students. School does not only cater for her, but also for her mother whose health is deteriorating and who thus can get the best medical care. The rules at the institution are strict and not easy for Rose to figure out, too different is her new work place from the schools she worked before. Yet, she soon gets the feeling that what is advertised as tradition is much more an overcome idea of the world in which women are reduced to being pretty and just longing for being married. Only in her classroom can she talk about the female heroines of the ancient world that have always fascinated her – yet, this is not a way of thinking which is tolerated there and soon Rose finds herself deep in trouble.

Phoebe Wynne’s debut novel “Madam” combines the classic boarding school novel with elements of Gothic fiction and also classic literature. She sets the story at the beginning of the 1990s thus offering a world without the world wide web when it was still possible to keep young women secluded from the outside and thus possible to control what they have access to. Free spirits just like Rose, taking feminist standpoints, were not part of the school’s personnel and it becomes quickly obvious why.

At the first glance, Caldonbrae Hall is a highly admired and impressive institution. The girls come from the noblest families and seem to be well-educated in their manners. Yet, Rose soon detects that there is also something lacking, an aspects she considers crucial in her teaching: free thinking. The pupils all seem to follow are a very limited view of the world and do not develop any aspiration for themselves. Most astonishingly, it seems as if they are happy with the choices that are made for them.

The Gothic novel elements – the virginal maidens, the castle like school with its old walls, a threat which is difficult to locate, the gloomy weather with frequent storms, people hiding crucial information, and most of all, the story of some girl’s mysterious death the year before – all contribute to an unsettling atmosphere which can be felt throughout the novel. Rose quickly realises that she needs to flee but is successfully kept from doing so.

Rose’s heroines, the stories of ancient goddesses and nymphs like Daphne, Antigone, Dido or Lucretia, are wonderfully integrated into the novel and a stark contrast to the girls’ views. This is what I liked most about the novel since it nonchalantly underlines that you still can learn something from these old stories and find role models even though times have changed a lot.

A novel I totally enjoyed indulging in which combines classic literature with a bit of mystery.

Viveca Sten – Flucht in die Schären

Viveca Sten – Flucht in die Schären

Dieses Mal ist ihr Mann Andreis zu weit gegangen. Wieder hat er seine Frau Mina brutal verprügelt, nur knapp konnte sie überleben. Dennoch ist es nicht leicht für sie, der Polizei zu vertrauen und mit den kleinen Lukas die Flucht zu ergreifen. Gegen Andreis Kovač wird auch bei der Drogenfahndung und wegen Steuerhinterziehung ermittelt, mit Minas Aussage stehen die Chancen gut, ihn schnell und für lange Zeit hinter Gitter zu bringen. Doch so einfach lässt sich Andreis nicht in die Knie zwingen, niemand nimmt ihm, was ihm gehört, zu viel hat er in seinem Leben gesehen, als dass er sich von irgendwem Vorschriften machen ließe, schon gar nicht von seiner Frau. Um sie und den gemeinsamen Sohn zurückzuholen, ist er bereits alles zu tun.

In Viveca Stens 9. Fall für den Ermittler Thomas Andreasson ist dieser wieder mit der Juristin Nora Linde gemeinsam gefordert. Während er im Morddezernat die Spur der Verwüstung untersucht, die Andreis nach sich zieht, versucht Nora den brutalen Gangster mit juristischen Mitteln kaltzustellen. Doch beide stehen in „Flucht in die Schären“ nicht so sehr im Fokus wie Mina. Der Autorin ist mit dieser Figur gelungen, die vielfältigen und widersprüchlichen Emotionen einer verzweifelten Frau zu zeichnen, die Opfer von Gewalt wird und doch nicht einfach aufstehen und gehen kann.

Mehr noch als das Spannungsmoment, ob es Andreis gelingen wird, seine Frau ausfindig zu machen, besticht der Roman durch die Schilderungen um Mina. Vom ersten Übergriff an weiß sie, dass sie eigentlich gehen muss – eigentlich, denn zugleich liebt sie Andreis, sieht auch die guten gemeinsamen Momente. Und er ist der Vater ihres Kindes. Sie gibt sich selbst die Schuld für seine Ausbrüche, weiß, dass das Unsinn ist, und doch erträgt sie Demütigungen, Beschimpfungen und Gewalt. Auch die Angst davor, was er tun könnte, wenn sie sich offen gegen ihn stellt und bei der Polizei aussagt, hält sie davon ab, die notwendigen Schritte zu gehen. In einer geschützten Unterkunft kommt sie unter, dass deren Situation ebenfalls schwierig ist, wird nebenbei erzählt und somit auch klar, wie notwendig und zugleich häufig von der Schließung bedroht diese sind.

Wie wird ein Mensch so gewalttätig? Die Autorin liefert eine mögliche Erklärung: Andreis hat als Kind den Krieg erlebt, Mord und Vergewaltigung gesehen und zudem als ungewollter Asylsuchender Rassismus und Ablehnung erfahren. Sicher gehen diese Erfahrungen nicht spurlos an einem Menschen vorbei, glücklicherweise liefert Sten mit Andreis‘ Kumpel jedoch auch ein Gegenbeispiel, die Erlebnisse führen nicht zwangsweise in eine Gewaltspirale, sollten aber insbesondere im Hinblick auf Hilfesysteme zu Denken geben.

Ein Krimi nach gewohntem Muster, der souverän und routiniert erzählt wird und damit Fans der Reihe nicht enttäuscht. Für mich ein klarer Pluspunkt, dass dieses Mal der Fall im Vordergrund stand und weniger Nora und Thomas.