
Die junge Amerikanerin Isabel Archer wird von ihrer Tante nach England eingeladen. Bald schon lernt sie dort den Nachbarn Lord Warburton kennen, der sofort von der unkonventionellen Art der Amerikanerin fasziniert ist. Aber ebenso wie den Verehrer aus der Heimat, Caspar Goodwood, lehnt Isabel auch Warburtons Heiratsantrag ab, um ihre Freiheit als Frau zu genießen. Nach dem Tod ihres Onkels steht Isabel plötzlich ein Vermögen zur Verfügung, das ihr eine ausgedehnte Reise auf den europäischen Kontinent ermöglicht. In Italien trifft sie auf einen weiteren Expat, Gilbert Osmond, den sie schließlich heiratet und dessen Tochter Pansy aus erster Ehe sie ins Herz schließt. Was als glückliche Ehe beginnt, endet für Isabel schon bald im Schrecken, denn sie ahnt nicht, welche Motive ihren Gatten eigentlich umtreiben.
Ein Re-Read (oder besser Re-Listen) nach vielen Jahren. Henry James, einer der wichtigsten Autoren des 19. Jahrhunderts und sowohl der amerikanischen wie britischen Literatur zugehörig, bringt in seinem bekanntesten Werk einmal mehr die Diskrepanz zwischen dem alten Europa, das in seinen Konventionen und strikten Moralvorstellungen verhaftet ist und dem ungezwungenen, Freiheitsliebenden Amerika auf den Punkt.
Isabel Archer wie wir sie zu Beginn des Romans kennenlernen, kümmert sich nicht um Standesdünkel, sondern folgt ihrem Herzen und genießt dank des Geldsegens ihre Unabhängigkeit. Doch mehr und mehr unterwirft sie sich den gesellschaftlichen Vorschriften und wird zur Lady, die weiß, was sie gehört und was nicht. Dies führt nicht nur zum vollkommenen Verlust der Freiheit, sondern zur unterwerfen unter ihren despotischen und hinterhältigen Ehemann. Das offene Ende überlässt es dem Leser, sich ein Urteil zu bilden, ob ihr ein Ausbruch gelingt oder ob sie sich ihrem Schicksal ergibt.