Ida Simons – Vor Mitternacht

Vor Mitternacht von Ida Simons
Ida Simons – Vor Mitternacht

1920er Jahre. Gittel reist mit ihrer Mutter nach Antwerpen. Nach dem Besuch der Synagoge wird sie zu der vornehmen Familie Mardell eingeladen, wo sie auf deren Flügel Klavier spielen darf, ihrer großen Passion und der Leidenschaft, die sie zu ihrem Beruf machen möchte. Das bürgerliche Leben ist ihr fremd, wie der Vater der Familie seine jungen Angestellten behandelt, auch das Leben der Tochter Lucie, einige Jahre älter als Gittel und von dieser heimlich bewundert. Die junge Frau, das scheinbar alles hat und ein sorgenfreies Leben führen kann, wirkt doch irgendwie traurig und auf der Suche nach etwas. Es kommt der Tag, an dem sie es findet und Gittel wird zur Komplizin mit bitteren Folgen.

Ein kleiner Roman, der eine längst vergangene Zeit beschreibt. Das jüdische Leben in der Familie, das klaren Regeln folgt und insbesondere für die Mädchen sehr viele Einschränkungen zu bieten hatte. Das eindeutig geregelte Verhältnis von Angestellten und dem bürgerlichen Haushalt, der die Menschen zwar zusammenführt und doch gewissen Grenzen nicht übertreten lässt. Gittels junge Naivität, mit der sie die Dinge sieht und beschriebt, aber (noch) nicht verstehen kann – ein geeignetes Mittel des feinen Humors, der Konventionen in Frage stellt und Gegebenheiten nicht einfach hinnimmt. Besonders der Kontrast zwischen den Wohnsituationen, wenn die feine Lucie sich plötzlich in völlig unpassender Umgebung wiederfindet – der Leser muss sich selbst ein Bild und seine Gedanken machen.

Die Autorin selbst stammt aus Antwerpen und war Konzertpianistin, musste jedoch nach dem zweiten Weltkrieg und dem Aufenthalt im KZ Theresienstadt ihre Karrierepläne aufgeben. Den Erfolg ihres Romans hat sie ebenfalls nicht mehr erlebt, aber ganz sicher steckt sehr viel von Ida Simons eigenem Leben auch in der kleinen Gittel. Es ist kein typisch jüdischer Roman, keiner der die Tragik des 20. Jahrhundert thematisiert, sondern ein kurzer Wegbegleiter eines Mädchens, das eine für sich wesentliche Lebenserfahrung machen muss.

Philip Roth – Indignation

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Philip Roth – Indignation

Marcus Messner begins his sophomore year at Winesburg College. He is happy to finally leave his family, his father, a butcher, and his mother, always afraid. The college is quite conservative and from the start Marcus has problems adapting. For him, as a Jew, life is especially difficult. First, rather unsatisfying experiences with girls, the strict rules of the college and the Korean War looming – Marcus feels his life has already ended before it really began.

Philip Roth’s way of writing always catapults you into the life and head of his characters. Now, a small college in a rural area in 1951. It is not too easy this time to get a feeling of the setting, especially since “Indignation” is a rather short novel. The family structures, Marcus feeling of dependence and obligation towards his parents was understandable but it all remained a bit too distant from me as a reader. Also the development of the relationships – this is surely due to the fact that our lives are completely different today. A more in depth description and analysis might have revealed more about Marcus’ struggles here. His desperation and longing for a life to be lived nevertheless becomes clear and shows, eventually, that for some people this world has nothing to offer.