Monika Rohde – Schlaf, Prinzessin

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Monika Rohde – Schlaf, Prinzessin

In Nürnberg wird eine Kommissarin brutal ermordet in einem Parkhaus aufgefunden. Erst seit kurzer Zeit war Isa im Team der Sitte, wobei sie lieber bei der Kripo gearbeitet hätte. Warum wird schnell klar: zum einen gingen ihr die Fälle im Rotlichtmilieu offenbar an die Substanz, zum anderen wurde sie von den Kollegen offen gemobbt. Aber ist das ein Motiv für einen Mord? Oder liegen die Gründe noch in ihrer alten Heimat in Kiel? Die Obduktion gibt einen weiteren Hinweis: die junge Frau war schwanger und das offenbar nicht von ihrem Ehemann. Lena Becker muss bei den eigenen Kollegen ermitteln – kein leichtes Unterfangen.

Wenn es das Genre „Brot-und-Butter-Krimi“ gäbe, dann wäre dies sicher ein passender Vertreter seiner Zunft. So richtig vom Hocker kann er einem nicht reißen, er ist durchschnittlich spannend, an manchen Stellen vielleicht etwas überzogen und zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein. Daneben – offenbar aus der Not der Masse an Regionalkrimis geboren – heimatkundliche Ergüsse im Stile älterer Damen, die einem mit auf eine Stadtführung nehmen und in kürzester Zeit die wichtigsten Daten zur Historie präsentieren. Die Dialoge sind bisweilen etwas hölzern und wenig lebendig, auch die Befragungen der Verdächtigen macht eher einen seltsamen Eindruck, so richtig was wissen, will man nicht und schon gar nicht irgendwem auf die Füße treten. Nichtsdestotrotz gibt es einen Fall mit unterschiedlichen Spuren, die mal mehr mal weniger engagiert verfolgt werden und am Ende dann eine durchaus passable Lösung zustande bringen. Ok für Zwischendurch, aber nicht in der oberen Liga des Genres.

Ferdinand von Schirach – Terror

Ist rechtlich richtig auch immer mit unserem moralischem Empfinden in Einklang zu bringen?

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Terror von Ferdinand von Schirach
Ferdinand von Schirach – Terror

Ein Gerichtssaal. Der Angeklagte ein Bundeswehrsoldat. Der Vorwurf: 160-facher Mord. Die Umstände: er hat ein ziviles Flugzeug, das von Terroristen gekapert wurde und Kurs auf die vollbesetzte Münchener Allianz Arena hielt, vor dem Einschlag abgeschossen. Er handelte in dem Wissen, gegen eine Anweisung seiner Vorgesetzten zu verstoßen. Er handelte eigenmächtig und tötete eine große Anzahl Menschen. Er ist schuldig. Aber hat er sich auch moralisch schuldig gemacht? Selbstjustiz oder mutiges Agieren eines Einzelnen zur Rettung vieler? Die Verhandlung muss dies klären.

Ferdinand von Schirach ist für seine brisanten Themen bekannt. Mit „Terror“ trifft er zudem den Nerv der Zeit, seit nunmehr fast zwei Jahren sieht sich Europa zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg wieder unmittelbaren Bedrohungen ausgesetzt und tagtäglich muss man mit Schreckensmeldungen in direkter Nähe rechnen. Dies hat unweigerlich Einfluss auf das moralisch-rechtliche Empfinden. Was jahrzehntelang nur blanke Theorie war, wird nun zum Ernstfall. In diese Kerbe schlägt auch von Schirachs Szenario, das heutzutage vorstellbar und keineswegs nur theoretisch konstruiert erscheint. Die Verhandlung wird sachlich geführt, es werden Argumente und Sichtweisen dargelegt, die dem Zuhörer erlauben, sich selbst eine Meinung zu bilden. Die Staatsanwältin spielt auch Advocatus Diaboli, wenn sie den Angeklagten auf ganz persönlicher Ebene konfrontiert, um seine Motivation zu testen.

Der Stoff ist ursprünglich als Theaterstück gedacht, in dem das Publikum am Ende ein Urteil fällen darf. Da in meiner Nähe keine Aufführung geplant ist, habe ich zum Hörbuch gegriffen, was sehr lebendig und überzeugend umgesetzt wurde und einem beim intensiven Zuhören auch eindringlich die Thematik näherbringt. In diesem speziellen Fall scheint mir die Hörfassung wirklich Vorzüge gegenüber dem geschriebenen Text zu haben, da es sich rein um Dialog handelt, der am besten eben gesprochen wird.

Fazit: Gibt es derzeit relevantere Themen? Nein. Kann man sich diesem entziehen? Nein. Gibt es irgendeinen Grund, weshalb man nicht seine eigenen ethisch-moralischen Grundsätze auf die Probe stellen sollte? Nein. Dann bleibt nur nachhören und vor allem nachdenken.