Ali Smith – The Accidental

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Ali Smith – The Accidental

A hot summer in England. The Smart family have rented a house where one day beautiful Amber turns up. Father Michael sees in her first one of the students with whom he regularly has affairs. His wife Eve seems to know about his infidelities but she does not comment on it. In Amber, she sees the woman she is not and she re-assesses the decisions she has made in her life. The daughter Astrid is intrigued by this young woman from whom she can learn so much, especially things like shoplifting, something she has never dreamt of before. Teenager Magnus is somewhere between being a child and an adult – Amber agilely introduces him to the later. They all bond with this fascinating girl, not foreboding what she will do to them.

Ali Smith’s novel has been shortlisted for the Man Booker Prize 2005. I can see why, she has a capacity of using and playing with language which you can rarely find. The different styles she can offer in only one single book is just incredible, especially her sonnet interlude is remarkable. Apart from the stylistic aspects, she also very cleverly portrays how a person can capture the others’ trust, approaching them in very different ways to seduce them in different kinds. The way Amber plays with the Smart family is almost unbelievable. She can even insult them and is still loved and admired.

Nevertheless, for me the novel was a bit too experimental. Some parts rather confused me than push forward the plot. I would have preferred a story which is a bit more straightforward, even though I really liked those small episodes, memories of a time long gone and breaks from the present reality.

Allard Schröder – Der Hydrograf

Eine Reise auf einem Schiff, die jedoch nicht weg, sondern hin zu sich selbst führt.

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Allard Schröder – Der Hydrograf

Hamburg 1913. Graf Franz von Karsch begibt sich mit Ziel Valparaíso auf die „Posen“. Das Meer ist sein Leben, als Hydrograf studiert er seine Bewegungen und kennt jede Welle, die es produzieren kann. Schon früh hat ihm das Wasser sein Leben zurückgegeben und Trost gespendet. Nun ist er auf der Flucht vor dem bürgerlichen Leben und er nutzt seine Forschung geschickt als Ausrede. Er begibt sich an die Arbeit, denn auf dem Schiff ist auch nur wenig Abwechslung zu haben. Seine Mitreisenden, alles voran der besserwisserische Moser und der Lehrer Todtleben, gehen ihm auf die Nerven mit ihren Geschichten. Beim Zwischenstopp in Lissabon steigt ein weiterer Gast zu. Gerüchte rangen sich um die Person, von der man nur weiß, dass sie „M“ auf ihrem Koffer stehen hat. Als sich Asta Maris zum ersten Mal zeigt, ist ihr die Aufmerksamkeit der Männer sicher. Aber was hat es mit dieser ominösen Schönen auf sich? Und was haben die anderen Reisenden zu verbergen?

Gibt es etwas Schöneres als wenn einem ein Buch völlig überraschen kann? Vorm Zug dachte ich, dass mich weder das Studium der Meere noch der Zeitpunkt der Handlung besonders ansprechend würde. Eher gelangweilt habe ich dann doch das Buch aufgeschlagen und mit Erstaunen festgestellt, was der Roman zu bieten hat. Die Entwicklung des Grafen, der mehr und mehr sein Dasein und seine Werte in Frage stellen muss, der konfrontiert wird mit seiner doch eher wenig inspirierenden Existenz und seiner Lebensleistung – eine spannende Angelegenheit. Insbesondere gegen Ende, wenn er Entscheidungen über seine Zukunft treffen muss. Der Protagonist trägt leichtfüßig durch den Roman, weder ermüdet er den Leser mit seinen wissenschaftlichen Untersuchungen, noch verrennen sich seine Gedanken in sich selbst. Er wird beschrieben mit folgenden Worten, die die Dramatik seines Daseins an diesem Punkt seines Lebens prägnant zusammenfassen:

»Ich bin nichts … aber davon abgesehen trage ich alle Träume der Welt in mir.« Der erste Teil traf vielleicht auf ihn selbst zu, der zweite nicht, und das machte ihm zu schaffen.

Die anderen Passagiere haben auch ihre Geschichten, die sich – ganz klassisch dem Genre angemessen – erst nach und nach enthüllen und völlig verschieden gelagert sind. Das Schiff als Mikrokosmos der Gesellschaft ist ein alter Topos, der hier neu und überzeugend erweckt wird. Man nimmt Allard Schröder das Jahr 1913 ab, auch wenn ich mit mehr politischer Sicht auf die Welt kurz vor dem ersten Weltkrieg gerechnet hatte.

Ein in sich runder Roman, der glaubwürdig eine längst vergangene Welt schildert, deren Regeln heute glücklicherweise nicht mehr gelten – die Sorgend er Menschen jedoch haben sich auch hundert Jahre später nicht wesentlich verändert.