Anna Grue – Die guten Frauen von Christianssund

Die dänische Provinz, das Städtchen Christiannsund idyllisch gelegen am Fjord, ist der Schauplatz von Dan Sommerdahls erstem Fall. Eigentlich ist er ja Werbetexter, doch eine Depression fesselt ihn seit Wochen an heimische Bett. Ein Mord in seiner Agentur weckt jedoch seine Lebensgeister, denn die Putzfrau Lilliana hatte einen solchen Tod sicher nicht verdient und die Vorstellung, dass einer seiner Kollegen daran Schuld haben könnte, weckt die Neugier. Mit Finesse und Gespür für die kleinen Lügen kann er dem befreundeten Kommissar Flemming Torp weiterhelfen, nicht ahnen, in welches Wespennetz er da gestochen hat und dass dies auch für seine Familie zu Bedrohung wird.
Anna Grue ist es gelungen einen unaufgeregten, aber überzeugenden Provinzkrimi zu schreiben, der den Charme der Kleinstadt und ihrer Bewohner transportiert und menschlichen Makel und Schwächen der Charaktere liebevoll in die Handlung einbettet. Es ist nicht die große Spannung, kein brutaler Mord oder psychischer Druck, der den Leser überzeugt, sondern das Normale und Alltägliche, das mit einer Leichtigkeit transportiert wird, die nie langweilig ist, sondern prägnant einfängt, was sich überall abspielen könnte. Weder Superhelden noch sonstige außergewöhnliche Figuren treten auf, sondern der durchschnittliche Nachbar, Freund und Kollege. Die Zwischentöne verleihen ihnen Profil und machen gerade Dan Sommerdahl und Flemming Torp zu echten Sympathieträgern.

Ähnlich wie auch Hakan Nesser ist Anne Grue eine ausgezeichnete Geschichtenerzählerin, die ein wenig skandinavische Idylle mit der grausamen Realität in einen glaubwürdigen, unterhaltsamen Krimi vereint. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
*****/5 
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